Fußballklub AS Monaco auf dem Tiefpunkt: Fürstlich gescheitert
Der einst glorreiche AS Monaco steht nach dem Abstieg in der Zweiten Liga am Tabellenende. Und auch finanziell kann der Verein kaum noch tiefer sinken.
An den AS Monaco wird Didier Deschamps heute wohl eher nicht denken. Der Trainer hat genug zu tun als Verantwortlicher von Olympique Marseille im entscheidenden Champions-League-Gruppenspiel gegen Borussia Dortmund. Mit seinem Nachfolger im Amt bei den Kickern aus dem Fürstentum kann er eh nur Mitleid haben. Schließlich ist der Italiener Marco Simone mit seinem Klub derzeit relativ aussichtslos am Tabellenende der Ligue 2, der zweiten französischen Spielklasse.
War der Abstieg nach der letzten Saison bereits ein Tiefpunkt, so müssen die Monegassen ein knappes halbes Jahr später selbst um den Verbleib in der unteren Liga bangen. Nach 16 Spielen steht erst ein Sieg zu Buche, am Freitag gab es eine weitere Niederlage, dieses Mal mit 0:2 gegen den FC Metz.
"Die Mannschaft ist mental einfach völlig blockiert, da ist es unglaublich schwer, wieder herauszukommen", sagt der 42-jährige Simone. Stürmer Valere Germain, gerade im Sommer aus der Jugend in den Profikader aufgestiegen, pflichtet bei: "Wir dürfen nicht das große Zittern bekommen, nur weil es gerade nicht so läuft, wie wir es uns wünschen."
Das Stade Louis II., es hat sieben Meistertitel und fünf Pokalsiege erlebt. Jahrelang galt Monaco als die vielleicht größte Talentschmiede des Landes. Die Geschichten, wie die blutjungen Thierry Henry und David Trezeguet, Jahre vor ihrer Zeit als Weltklassestürmer, zusammen auf einem Motorroller zum Trainingszentrum nahe der Kleinstadt La Turbie fuhren, sind legendär in Monaco.
Auch Frankreichs Rekordnationalspieler Lilian Thuram entstammt dem Jugendprogramm des Klubs mit der Krone im Emblem, ebenso Abwehr-Idol Manuel Amoros, in den 80ern feste Stütze der Defensive. Jürgen Klinsmann trug in den 90ern das markante rot-weiße Leibchen, Trainer-Grande Arsene Wenger feierte hier seine ersten Erfolge als Übungsleiter, gewann 1988 die französische Meisterschaft und 1991 den Pokal. Und der 43-jährige Deschamps steht für den letzten großen Erfolg des Klubs aus dem Fürstentum.
2004 war es, als der Welt- und Europameister die Mannschaft in seiner ersten Trainerstation ins Finale der Königsklasse führte; es setzte im Endspiel in Gelsenkirchen ein 0:3 gegen den FC Porto. Perdu. Der letzte Meistertitel liegt elf Jahre zurück, seit 2005 kam der Klub über das Tabellenmittelfeld nicht heraus, dafür kamen und gingen sieben Trainer und vier Präsidenten. Der erste Abstieg seit 35 Jahren folgte.
Der Kampf ums Überleben indes, er findet längst nicht mehr nur im sportlichen Bereich statt. Auch finanziell steht der Klub weit unten. 26 Akteure gingen vor der Saison, neu kamen neben Altstar Ludovic Giuly fast ausschließlich Spieler aus der eigenen Jugend. Durch stetig sinkende Zuschauerzahlen - zuletzt verirrten sich im Schnitt nur noch knapp 9.000 Fans ins Stadion - fehlen weitere Einnahmen.
In der Not bot sogar Fürst Albert II. seine Hilfe bei der Sponsorensuche an. Man werde sich bald ausführlich mit der Klubführung unterhalten, heißt es. Skurrile Episode: Medienberichten zufolge soll Dmitri Rybolovlev an einem Einstieg interessiert gewesen sein; der russische Milliardär ist Chef eines der größten Düngemittelproduzenten der Welt.
Das prompte Dementi auf die spektakuläre Nachricht war dann eher unspektakulär: "Diese Berichte entsprechen nicht der Realität", hieß es in einer Pressemitteilung. Albert selbst kann seinen Lieblingsklub nicht mehr unmittelbar unterstützen - ein neues Gesetz verbietet Zuschüsse der Kommunen für Fußballvereine. Auch Exspieler Youri Djorkaeff soll mittlerweile seine Dienste angeboten haben. Didier Deschamps ist ja verhindert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!