Geschafft. Das deutsche Team ist raus. Endlich. Was die Spielerinnen von Silvia Neid in diesen Turniertagen gemacht haben, das hatte – wie sagt man? – nichts mit Frauenfußball zu tun. Ja, es wurde nach den bekannten Regeln gespielt: zwei Teams, zwei Tore und ein Spielfeld, das begrenzt ist. Halt, nein, nicht einmal das stimmt.
Gespielt ist das falsche Wort, wenn es um den Fußball geht, den das deutsche Team bei dieser WM wieder einmal vorgetragen hat. Die deutschen Frauen haben gebolzt. Geholzt haben sie auch nicht schlecht, und hätten Bälle ein Schmerzempfinden, sie müssten in einem Traumazentrum für Folteropfer behandelt werden, so oft wie sie von den Deutschen mit aller Gewalt ins Irgendwo gedroschen worden sind.
In jedem Fall war das deutsche Spiel für die Zuschauerinnen und Zuschauer die reine Qual. „Wann kommt eigentlich mal ein Pass an?“, werden sich viele gefragt haben. Rumms, rumpel, polter! Da waren sie dann auch schon vorbei, die ersten 45 Minuten. Wohlmeinende mögen gehofft haben: „Vielleicht klappt’s ja in der zweiten Hälfte mal mit einem Zuspiel.“
Denkste! Ja, laufen können sie, die Deutschen, die einen schnell, die anderen zumindest zügig. Und ausdauernd sind sie auch. Doch damit ist kein Turnier zu gewinnen. Hallo, das drüben in Kanada, mochte man den Frauen mit der Adlerin auf der Brust zurufen, das ist keine Leichtathletik-WM, ihr sollt Fußball spielen!
Deutsch-verkrampfte Kampfsauattitüde
Aber wer im Team kann das eigentlich? Simone Laudehr, ja, die hat ein feines Füßchen, aber der guten Frau muss jemand gesagt haben, wenn du deinem Spiel keine deutsch-verkrampfte Kampfsauattitüde hinzufügst, dann hast die in unserem Team nichts verloren. Da ist eine zum Spielen geborene Fußballerin regelrecht umprogrammiert worden.
Fußball-WM in Kanada
Jetzt ist's vorbei: Die USA haben nicht nur den Weltmeistertitel geholt, sondern Japan auch mit einem stolzen 5:2 besiegt.
Foto:
dpa
1:0 schon in der dritten Minute: Toschützin Carli Lloyd (r.), hier im Zweikampf mit Japans Rumi Utsugi.
Foto:
ap
Platz 3 bei der Fußball-WM in Kanada geht an: England. Das Team gewann 1:0 gegen Deutschland.
Foto:
ap
Nun heißt es Abschied nehmen vom Nationalteam: Bundestrainerin Silvia Neid und Torhüterin Nadine Angerer.
Foto:
dpa
Japan gewinnt im Halbfinale der Fußball-WM mit 2:1. Damit stehen die Titelverteidigerinnen erneut im Finale. Die Gegnerinnen kommen aus den USA, doch wie das ausgegangen ist, wissen wir ja nun schon. Nicht gut für die Japanerinnen.
Foto:
ap
Bei den Engländerinnen gab's vor dem kleinen Finale noch Tränen.
Foto:
ap
2:0 gewannen die USA im Halbfinale gegen Deutschland, die USA stehen im Finale, Deutschland ist raus. Gegen den späteren Titelträger.
Foto:
dpa
Die deutsche Torhüterin Nadine Angerer schaut dem Ball hinterher. Bei den Toren von Carli Lloyd und Kelley O'Hara war sie machtlos.
Foto:
dpa
Titelverteidiger Japan ist der Minimalist des Turniers, oft gewannen die Japanerinnen ihre Spiele nur mit einem Tor Unterschied. So auch das Viertelfinale gegen Australien (hier Yuki Ogimi und Laura Alleway), in dem erst in der 87. Minute der entscheidende Treffer gelang. Die Halbfinals stehen damit fest: Deutschland trifft auf die USA, Japan spielt gegen England.
Foto:
Jason Franson/The Canadian Press/ap
Aus der Traum vom Endspiel im eigenen Land: Die Kanadierin Kadeisha Buchanan nach dem Spiel gegen England, dass die Kanadierinnen 1:2 verloren. England steht damit erstmals in einem Halbfinale einer WM.
Foto:
Darryl Dyck/The Canadian Press/ap
Eleganter, spielstärker, einfach besser: Die Französinnen waren im Viertelfinale das bessere Team. Leonie Maier und Elodie Thomis (r.) im Zweikampf. Am Ende rettete sich Deutschland mit einem umstrittenen Elfmeter in die Verlängerung und dann ins Elfmeterschießen.
Foto:
dpa
Erneut war sie die Heldin: Nadine Angerer. Im Viertelfinale gegen Frankreich hielt sie den entscheidenden letzten Elfmeter der Französinnen. Im Spiel waren die Deutschen unterlegen, am Ende war es die deutscheste aller deutschen Tugenden, die das Team rettete. Noch einmal die große Bühne für Angerer, die nach der WM ihre Karriere beenden will.
Foto:
dpa
Mana Iwabuchi (l.) und – in eher unnatürlicher Haltung – Kirsten van de Ven. Japan geht gegen die Niederlande in der 10. Minute durch Saori Ariyoshi in Führung. Das 2:0 (Mizuho Sakaguchi, 78.) macht alles klar. Der Anschlusstreffer fällt erst in der Nachspielzeit. Der Titelverteidiger steht im Viertelfinale gegen Australien.
Foto:
The Canadian Press / ap
Wenn ein Team eine Torhüterin einwechseln muss, bedeutet das normalerweise nichts Gute. So auch hier: Kolumbiens Catalina Perez hatte nach einer Notbremse im Achtelfinale der WM in Kanada die Rote Karte gesehen, Stefany Castano muss sie ersetzen. In Unterzahl hatten die Südamerikanerinnen dem Titelfavoriten USA wenig entgegenzusetzen und verloren 0:2.
Foto:
The Canadian Press / ap
Hoch, höher, England: Lucy Bronze übersteigt die norwegische Mannschaft, ein Bild, das zum Achtelfinalspiel passte, das England durch ein wunderschönes Weitschusstor von Bronze mit 2:1 für sich entschied. Dabei führte Norwegen bereits und hatte die Partie im Griff – bis zum überraschenden Ausgleich. Der Sieg Englands bedeutete gleichzeitig die Olympia-2016-Qualifikation für die deutsche Mannschaft.
Foto:
The Canadian Press / ap
Sie kämpfe, sie rannte, sie ackerte, doch alles vergebens: Marta Vieira da Silva, fünffache Weltfußballerin, wird auch 2015 keinen großen Titel gewinnen. Im Achtelfinale war für Brasilien nach einer 0:1-Niederlage gegen die australischen „Matildas“ Schluss. Und dann regnete es auch noch!
Foto:
The Canadian Press / ap
Hier hingegen lacht der Sommer. Also in echt jetzt: Eugenie Le Sommer (l.) klatscht mit ihrer Teamkollegin Elodie Thomas ab. Mit Frankreich haben die beiden am Tag des Sommerbeginns das Viertelfinale erreicht, Gegner Südkorea wurde 3:0 besiegt.
Foto:
The Canadian Press / ap
Dort wartet Deutschland. Nur einmal wurde Nadine Angerer beim Achtelfinalspiel in Ottawa überwunden und vorne gelangen vier eigene Treffer. Damit war Mitfavorit Schweden besiegt, Deutschland kann vom dritten Titel weiterträumen.
Foto:
The Canadian Press / ap
Wir wollen hier ja gar nicht über Frisuren reden. Aber diese hier wird uns schon fehlen. Für Gaelle Enganamouit und Kamerun war im Achtelfinale Schluss, gegen China verloren die Afrikanerinnen 0:1.
Foto:
The Canadian Press / ap
Blicken wir zurück in die Gruppenphase und auf diesen Jubelsprung von Abby Wambach. Im dritten Spiel der USA erzielte sie gegen Nigeria das entscheidende 1:0. Sie freut sich über den Einzug ins Achtelfinale – und ihren 14. Treffer bei einer WM-Endrunde. Damit hat sie noch die Chance, in Kanada zur neuen WM-Rekordtorschützin zu werden.
Foto:
dpa
Doch da ist ja auch noch Marta. Der Brasilianerin gelang mit ihrem Elfmetertreffer zum 2:0-Endstand gegen Südkorea bereits ihr 15. WM-Tor. Nun kann sie nicht mehr nachlegen. Pech gehabt.
Foto:
dpa
Nicht nur Marta forderte die Südkoreanerinnen heraus, im zweiten Spiel mussten sie außerdem der Frau mit der Maske entgegentreten: Wendy Acosta (l.) vom WM-Neuling Costa Rica.
Foto:
dpa
Dabei gelang den Mittelamerikanerinnen der späte 2:2-Ausgleich und anschließend gab es eine der schönsten Torjubelszenen durch Karla Villalobos. Half aber nix: Am Ende der Vorrunde war Costa Rica dennoch ausgeschieden.
Foto:
The Canadian Press / ap
Genau wie auch die Spielerinnen von der Elfenbeinküste. Die verzweifelten selbst am vermeintlich leichten Gruppengegner Thailand und verloren 2:3, mit drei Niederlagen mussten sie nach Hause fahren. Thailand allerdings auch.
Foto:
The Canadian Press / ap
Im ersten Spiel kam es für die Elfenbeinküste dabei so richtig dicke. 0:10 gegen Deutschland! Sophie Aguie (r.) rammt Celia Sasic um – die trotzdem drei Tore erzielte.
Foto:
ap
Hier bejubeln die deutschen Spielerinnen ein weiteres Tor von Melanie Behringer.
Foto:
The Canadian Press / ap
Für andere war das Weiterkommen mit mehr Schmerzen verbunden: Etwa für Rachel Rinast, die mit der Schweiz nur knapp als Gruppendritte die Vorrunde überstand.
Foto:
The Canadian Press / ap
Dabei gelang auch den Schweizerinnen ein 10:0-Sieg. Gegen Ecuador nämlich. Hier sehr schön: Das Zopfballett von Nancy Aguilar und Eseosa Aigbogun.
Foto:
The Canadian Press / ap
Dabei wollten wir doch nicht über Frisuren reden! Aber gut, die hier noch. Kanadas Rekordtorhüterin Karina LeBlanc (110 Spiele) hat sich extra ein Ahornblatt auf die Schläfe rasieren lassen. Sie ist bei ihrer Heim-WM allerdings nur Ersatzspielerin.
Foto:
The Canadian Press / ap
Ihre Torhüterkollegin Stephanie Labbe beim Training. Was genau macht sie da?
Foto:
The Canadian Press / ap
Und die kanadischen Fans? Denen gefällt's! In Kanada ist Frauenfußball deutlich populärer als Männerfußball. Sogar wenn es regnet.
Foto:
The Canadian Press / ap
Ebenfalls Thema auf den Rängen: Der Kunstrasen, auf dem in Kanada sämtliche WM-Spiele – durchaus zum Unmut der Spielerinnen – ausgetragen werden.
Foto:
The Canadian Press / ap
Spiele ohne kanadische Beteiligung waren dabei nicht immer unbedingt ausverkauft.
Foto:
The Canadian Press / ap
Skeptischer Blick auf den Ball: Die Niederländerin Vivianne Miedema (r.) und die Neuseeländerin Hannah Wilkinson. Miedemas Team gewann mit 1:0.
Foto:
ap
Zugepackt: Kolumbiens Torhüterin Sandra Sepulveda beim 3:0-Sieg gegen Mitfavorit Frankreich. Die Französinnen konnten sich mit Siegen gegen England und Mexiko trotzdem noch für das Achtelfinale qualifizieren, wo auch Kolumbien steht.
Foto:
The Canadian Press / ap
Die Kolumbianerinnen widerlegten nebenbei die These, dass nur im Männerfußball lamentiert und mit den Schiris diskutiert werde.
Foto:
The Canadian Press / ap
Zurück an den Anfang: Ob Olympische Spiele, European Games, Bundesjugendspiele in Eisenhüttenstadt oder eben die Fußball-WM – auf einen hohen Peinlichkeitsfaktor bei der Eröffnungsfeier ist Verlass.
Foto:
The Canadian Press / ap
Und um diesen Pott geht's bei der WM in Kanada. Die letzten Jahre stand er in Asien: Japan gewann das Finale der WM 2011 in Deutschland gegen die USA im Elfmeterschießen. 2015 konnten sie alle drei Vorrundenspiele gewinnen, zählen aber dennoch allenfalls zum erweiterten Favoritenkreis.
Foto:
The Canadian Press / ap
Dann soll es da noch eine im Team geben, die den Ball streicheln kann. Doch selten wirkte eine Spielerin so deplatziert im Teamgefüge wie Dzsenifer Marozsan. Vielleicht war sie ganz froh, dass sie für das Halbfinale gegen die USA nach einer Bänderdehnung nur Luft für 15 Minuten hatte. Wie muss sich eine Technikerin wohl auf dem Platz fühlen im Kreis all der teilbegabten Rackerinnen?
Und vielleicht hat sie sich auf dem Platz die gleiche Fragen gestellt, die sich allen Beobachtern des deutschen Spiels aufgedrängt haben müssen – nicht nur bei diesem WM-Turnier: Gibt es so etwas wie Spielkultur? Hat das Spiel der Deutschen etwas Stilbildendes? Und vor allem: Wo ist die Idee?
Hinten räumen Annike Krahn und Saskia Bartusiak alles ab, was sich ihnen in den Weg stellt. Warum eigentlich? Weil sie das schon immer gemacht haben? Weil niemand den völlig zu Recht in Vergessenheit geratenen Befreiungsschlag, der auf dem Stadiondach landet, so sicher beherrscht wie die doch arg grob agierende Krahn? Weil niemand heranstürmende Gegnerinnen so hemmungslos zu Fall bringen kann wie Bartusiak? Über so etwas wie Spieleröffnung soll an dieser Stelle der Höflichkeit wegen gar nicht erst nachgedacht werden.
Drücken und drängeln
WM-taz 2015
Wer sich in Sachen Frauenfußball und Fifa nicht hinters Licht führen lassen will, sollte vom 6. Juni bis zum 5. Juli 2015 unbedingt die taz lesen. Wir berichten täglich auf ein bis zwei Seiten nicht nur übers Geschehen auf dem Platz, sondern auch über Hintergründiges, Politisches, Schrilles und Schräges.
Gerade wegen des aktuellen Fifa-Skandals wollen wir genau auf diese WM schauen. Vor Ort macht das taz-Redakteurin Doris Akrap, in Berlin kümmern sich Johannes Kopp (Sportredakteur), Martin Krauss (Pauschalist), Ronny Müller (Volontär), Richard Noebel (Layout), Sebastian Raviol (Praktikant), Andreas Rüttenauer (Chefredakteur) und Markus Völker (Sportredakteur) um die Fußball-WM.
Schauen wir nach vorne, zu Anja Mittag und Celia Sasic, die sich im Sturmzentrum so autonom bewegt haben, dass sie meist nicht wussten, wo die jeweils andere steht. Wenn die Gegnerinnen von der Elfenbeinküste oder aus Thailand kommen, mag das nicht so schlimm sein. Einen Titel wird man mit diesem Sturm so schnell wohl nicht mehr gewinnen. Aber vielleicht trifft die Stürmerinnen die Kritik nicht ganz zu Recht. Ein besseres Stellungsspiel hätte auch nicht viel genützt bei den stümperhaften Anspielversuchen auf die beiden.
Immerhin drücken und drängeln können die Deutschen. Das ist aber auch schon das Beste, was sich über das deutsche Mittelfeld sagen lässt. Es wurde gepresst, so mancher Ball erobert. Aber warum haben die Deutschen die gewonnenen Bälle meist gleich wieder zu den Gegnerinnen gespielt? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil sie es nicht besser können.
Dass die Deutschen mit ihrem immer gleichen, ideenfreien Kraftfußball Titel um Titel gewonnen haben, liegt gewiss auch daran, dass die anderen es lange Zeit eben auch nicht besser konnten. Doch diese Zeiten sind vorbei. Das Spiel hat sich entwickelt. Doch die Entwicklung ist beinahe spurlos an den Deutschen vorübergegangen. Was denkt sich Silvia Neid eigentlich, wenn sie sieht, wie Japanerinnen, Französinnen oder US-Amerikanerinnen den Ball zirkulieren lassen, als wäre es das Einfachste auf der Welt?
Wo ist die Idee?
Lange wird sie nicht mehr Bundestrainerin sein. Ex-Nationalspielerin Steffi Jones steht als Nachfolgerin bereit. Für welchen Fußball steht die eigentlich? Man weiß es nicht. Sie hat noch nie ein Team trainiert. Derzeit ist sie als Direktorin beim Deutschen Fußballbund für Frauen-, Mädchenfußball zuständig. Ob sie als solche dem gepflegten Ballbesitzfußball oder dem Konterspiel zuneigt, ist nicht bekannt.
Und trotz des oft formulierten Analogieverbots sei hier doch eine Frage gestattet: Gibt es hier in Fußballland irgendjemanden, der sich vorstellen kann, dass der als U21-Trainer zuletzt so blamierte Horst Hrubesch durch Ulf Schott, den DFB-Direktor für Jugend, Spielbetrieb, Trainerwesen/Internationale Kooperationen, Talentförderung und Schule, ersetzt wird? Die Suche nach der Idee im deutschen Spiel, sie könnte noch lange vergeblich bleiben.
Aber vielleicht wird darüber ja gar nicht groß sinniert im DFB, weil ja am Ausscheiden der Deutschen eh die Schiedsrichterin schuld war – also irgendwie die Fifa. Und wen hat diese sogenannte Unparteiische, mit dem Aufnäher des Internationalen Fußballverbands auf dem Ärmel, bevorzugt in diesem Halbfinale? Ein Team aus jenem korrupten nord- und mittelamerikanischen Fußballverband Concacaf, von dem derzeit so viel die Rede ist. Die Deutschen hätten das Spiel auch verloren, wenn sie Fußball spielen könnten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei!
Jetzt unterstützen
Na, da hat der Chefredakteur aber ganz schön losgelegt! Er schrieb aber genau das, was die meisten Leute auch denken, die die beiden letzten Treffen unserer „fast schon Weltmeisterinnen“ orginal beobachtet haben. Ausgerechnet unsere Trainerin, S. Neid, schien in ihrer Auswertung vor den Kameras der Fernsehstationen, unmittelbar nach der direkten Verabschiedung vom Titel, das anders gesehen zu haben oder waren die vom schelmischen, fast etwas heimtückischen Lächeln begleitenden Worte nur eine Schutzerklärung vor dem schwachen Auftritt ihrer Schützlinge? Um ehrlich zu sein, niemand hätte eigentlich viel mehr erwarten dürfen, wenn man das kürzliche Interview mit der Co-Trainerin, Ulrike Ballweg, nachgelesen hat….
Die vom DFB großzügig organisierten und verbreiteten Sichter- und Betreuerteams sowie Viedeoanalysten in allen WM-Stadien waren doch für unsere schon in der Vorbereitung favorisierten Mädels kein Garant, automatisch im Endspiel zu stehen.
Allein mit den neuesten Geheimwaffen, „Mittelfeldpressing“ und „Elfmeter-Anpeilungen“ ist das einfach nicht zu schaffen. Noch spielt auch glücklicherweise das einzelne stylistische Auftreten der Aktiven nur eine untergeordnete Rolle..... Wenn schon das „breitaufgestellte Team“ eine weitere, besonders wichtige Stärke bedeutet, hätte diese auch gegen die USA angewandt werden, zumal es diesmal aus mehreren Gründen dringendst angebracht gewesen wäre.
Damit dürfte auch der persönliche Traum, nochmals bei Olympia dabei zu sein, zumindest für die Trainerin, Sylvia Neid, vermutlich nicht in Erfüllung gehen….
Die von der FIFA festgelegte gemeinsame Unterbringung der Kontrahenten in einem Hotel sowie der für die Deutschen ungewohnte Kunstrasen waren bestimmt nicht die Ursachen, das oberste Podest verfehlt zu haben!
Für den deutschen Frauenfußball war der EM-Sieg 2013 ein Hemmnis, denn dadurch sah es so aus, als sei der Neid’sche Fußball noch auf der Höhe der Zeit. Tatsächlich ist der Kraftmeierinnen-Fußball á la Neid aber schon lange überholt - und das ist gut so!
(Wobei ich ehrlicherweise die Idee des Gegenpressings ganz gut fand. Das passt zum Spiel á la Neid: Viel Gerenne, viel Zweikampf und wenig Passspiel. Es stellte sich aber gegen Frankreich und die USA heraus, dass den deutschen Frauen dafür der Mumm und die Abstimmung gegen technisch gute Teams fehlt.)
Nun gut … das letzte Jahr überstehen wir auch noch.
Rüttenauer sagt's zwischen den Zeilen selbst: Dass eine Unerfahrene, quasi ein Versuchsballon wie Jones Bundestrainerin wird, ist nur möglich, weil Frauenfußball immer noch ganz und gar unwichtig ist. Aus genau dem Grund konnte auch Neid so lange Bundestrainerin bleiben. Bei den Männern hätte sich so eine Trainerpersönlichkeit nicht so lange halten lassen.
Beckenbauers und Klinsmanns jeweilige Erfahrung als Trainer waren damals auch überschaubar, vorsichtig formuliert. Man hat ihnen aber gute Co-Trainer zur Seite gestellt. Beckenbauerbauer hielt sich immerhin 6 Jahre und trat als Weltmeister ab.
Im Tonfall ziemlich massiv vergriffen, in der Sache jedoch zu einem Gutteil berechtigt, diese "Großabrechnung" (oder was auch immer das sein soll).
Es war keine "Spielverweigerung", keine Sabotage aufgrund eigenen Wollens und auch keine prinzipielle Unfähigkeit. Alle Spieler wollten spielen, das ist durchaus glaubhaft rübergekommen. Sie wollten einander auch durchaus mit Geschick und Taktik in Szene setzen. Wie man selbst in einigen Spielen dieser WM zeitweise hat beobachten können, verfügen alle Spieler auch über die notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten (wobei die individuelle Qualität durch den regulären Ligabetrieb eh' bekannt ist). Dem letzten steht nicht entgegen, dass auf etlichen Positionen deutliche Limitierungen feststellbar waren.
Trotzdem ist die Performance als Team völlig unzuverlässig gewesen. Von einem Moment auf den anderen verlor sich jede Bindung zwischen Formationsteilen und Einzelpositionen. Folge waren die Fehlpässe,, Ballverluste, nicht erfolgte Ballgewinne und generelle Langsamkeit im Kopf. Wollen haben sie schon wollen, aber auf das Können scheinen sie keinen Einfluss gehabt zu haben. Das Resultat war in mehreren Spielen der - übertrieben formuliert - desorganisierte Hühnerhaufen.
Neben dem Platz scheint die "Chemie" im Team zu stimmen. Leider kommt es bei Wettkämpfen genau darauf nicht an.
Hatte ich gesehen. Mein Rätseln bezog sich mehr auf das Ziel derselben - also ob es eine "Abrechnung" mit den finsteren Mächten hinter den finsteren Mächten, die die finsteren Spieler kontrollieren, sein soll (die üblichen Verdächtigen..) oder eine Mannschaftskritik oder eine Leistungskritik oder oder...
In dem Zusammenhang muß einfach nochmal der Kunstrasen erwähnt und die vielen anderen Details, an denen klar wird, wie wenig Respekt die FIFA vor Frauenfußball hat und die WM nur als Melkkuh sieht.
Ist aber auch fußballerisch schade, daß es nicht eine der technisch begabten Mannschaften ins Halbfinale geschafft hat(gut, was die USA jetzt gezeigt hat, war schon einiges besser als in den 5 Spielen davor). Niederlande zu unerfahren, Norwegen unglücklich, Frankreich mit viel Pech, Kolumbien zu unerfahren, Schweiz zu unerfahren, Schweden außer Form. Stattdessen hölzern spielende Engländerinnen heute, die durch 2 Glücksspiele + Unsportlichkeiten im Halbfinale gelandet sind gegen Japanerinnen, bei denen es nicht nur an der Zeit lag, daß ich bei deren Spielen regelmässig eingenickt bin.
Immerhin lässt das hoffen, daß Frankreich 2019 Frauen- und Männerfußball von der Qualität kaum noch zu unterscheiden sind. Wird Zeit für Mixedfußball um den Geschlechterrealitäten nicht mehr hinterherzuhinken.
Nein. Körpermasse- und Geschwindigkeitsdifferenzen machen so etwas zu einer geplanten schweren Körperverletzung mit schwerwiegendsten Folgen.
Aber schon der Ansatz ist falsch. Es ist *gut*, zwei verschiedene Arten von Spiel sehen zu können. Es ist kein anderes Spiel, es ist eine Ausdifferenzierung, ein Mehr an Möglichkeiten.
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“