Fußball-Vorausschau: Hertha-Fans dürfen träumen
Der Erstligist steht bestens da, sogar ein Double von Meisterschaft und Pokal ist möglich – wenn mit der Rückrunde kein Negativlauf beginnt.
„Das Double ist noch drin.“ Diesen Satz hört man zurzeit des Öfteren, und man hört ihn nicht – oder nicht nur – aus den Mündern der erfolgsverwöhnten Bayern-Fans, für die der Gewinn von Meisterschaft und Pokal (=Double) fast normal ist. Nein, die wagemutige Prognose können nach 17 von 34 Spieltagen die Anhänger von Hertha BSC stellen. Genau, das ist dieser Klub, der vor Kurzem noch fahrstuhlmannschaftsverdächtig zwischen den Ligen 1 und 2 taumelte. Am Ende dieser Spielzeit wird Hertha vermutlich auch keinen Titel in der Tasche haben – dazu ist die Konkurrenz zu stark. Dass aber eine solche Aussage keine Spinnerei, sondern einigermaßen realitätsnah ist, kann man schon als Sensation betrachten.
Schauen wir auf die Liga. Hertha liegt vor der Rückrunde, die am 22. Januar beginnt, auf Champions League-Rang 3 mit 3 Punkten Vorsprung vor Borussia Mönchengladbach. 6 Punkte hinter dem Zweiten Dortmund, 14 Punkte hinter der Übermannschaft Bayern. Können sie den Platz und das Niveau der Hinserie halten, hieße das: direkte Champions League-Qualifikation. Barca, Real, zweimal Manchester oder Chelsea könnten dann im Olympiastadion gastieren. Hertha, das aktuell 32 Punkte hat, spielte die beste Hinserie seit 2008.
Auch im DFB-Pokal, in dem das Finale bekanntlich in Berlin stattfindet, wird es spannend. Hertha steht wie zuletzt 2012 im Viertelfinale, hat aber mit einem Auswärtsspiel beim Zweitligisten Heidenheim am 10. Februar ein sehr dankbares Los erwischt. Das Halbfinale ist auf jeden Fall drin. Trainer Pál Dárdai, seit bald einem Jahr im Amt, kündigte vor der Saison an, dass er mehr anstrebt: „Ich will als Finalist in Berlin dabei sein“, sagte er damals. Wird schwer angesichts der Mitkonkurrenten Leverkusen, Bayern und Dortmund – ist aber möglich.
Die Gründe für die starke Hinserie? Zum einen Transfers, die eingeschlagen haben (Vedad Ibišević, Vladimír Darida, Mitchell Weiser), dann Spieler wie Kapitän Fabian Lustenberger, der sich nach der Verletzung in der Vorsaison wieder in guter Form befindet. Dazu kommen Überraschungen wie Torwart Rune Jarstein, der Thomas Kraft, etatmäßige Nummer eins im Kasten, hervorragend vertritt. Auch er ist ein Grund dafür, dass Hertha mit 18 Gegentreffern die zweitwenigsten (hinter Bayern) in der Liga hat. Die größte Überraschung aber ist für viele sicher, dass Coach Dárdai bislang eine so gute und souveräne Figur an der Seitenlinie macht.
Nach den Abstiegen 2010 und 2012 kann man endlich mal wieder wirklich was gewinnen in Berlin
Auf den Start nach der Winterpause wird es ankommen. Das Team ist noch nicht so stabil, dass man mal eben einen Negativlauf auffangen könnte. Mit den Spielen gegen Augsburg (23. 1.), in Bremen (30. 1.) und dem Topspiel daheim gegen Dortmund (6. 2.) hat man drei richtige Brocken zu Beginn, dann folgt das Pokalspiel. In diesen Spielen wird sich zeigen, wo es Hertha hinführt. Dárdai muss den jungen und neuen Spielern vermitteln, was in den kommenden Monaten möglich ist – und es schaffen, dass sie dabei nicht verkrampfen. Nach den Abstiegen 2010 und 2012 kann man endlich mal wieder wirklich was gewinnen in Berlin.