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Fußball-Länderspiel gegen FrankreichEndlich wieder gewonnen

Erstmals seit Jahrzehnten hat eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein Auswärtsspiel gegen Frankreich gewonnen. Souverän war der Sieg aber nicht.

Wenn drei sich streiten: Gedrängel um den Ball vor dem deutschen Tor Bild: dpa

PARIS dpa | Die schwarze Frankreich-Serie ist beendet. Erstmals nach 78 Jahren hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wieder ein Auswärtsspiel gegen Frankreich gewonnen. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw setzte sich zum Jahresauftakt 2013 nach einer starken Leistung mit 2:1 (0:1) gegen die Franzosen durch und weckte ein Stück Zuversicht auf dem Weg zur WM in Brasilien.

Sami Khedira verwertete den Doppelpass von Mesut Özil (74.) zum Siegtor. Zuvor hatte Thomas Müller (51.) die französische Führung durch Mathieu Valbuena (44.) ausgeglichen. Für das DFB-Team war es zudem der erste Auftaktsieg seit 2008.

Im 90. Länderspiel unter Löws Regie belohnte sich die deutsche Mannschaft mit dem verdienten Erfolg für ein sehr ordentliches Spiel – und das trotz der vielen Absagen. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die Partie gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten Francois Hollande auf der Tribüne verfolgte, sah eine engagierte DFB-Auswahl, die ihren ersten Erfolg gegen Frankreich seit dem 2:1 im August 1987 im Berliner Olympiastadion einfuhr.

In der Schaltzentrale bot Özil eine starke Partie, von dessen Ideen das deutsche Spiel lebte. Auf der rechten Seite brach Müller mit seiner Schnelligkeit immer wieder die gegnerische Deckung auf. Mit seinem elften Länderspieltor belohnte er sich für unermüdlichen Einsatz. Rene Adler, der erstmals seit 812 Tagen wieder zwischen den Pfosten des DFB-Tores stand, vollbrachte seine größte Tat in der 27. Minute, als er gegen den allein auf ihn zulaufenden Karim Benzema das 0:1 vereitelte.

Die 25. Auflage des Fußball-Klassikers begann mit viel Tempo und zwei guten Möglichkeiten für Özil. Der nahm zunächst ein Zuspiel von Müller mit dem Knie mit, scheiterte aber an dem herausstürzenden Hugo Lloris im Tor der Gastgeber (6.). Dann schlenzte er den wieder von Müller aufgelegten Ball aus 16 Metern über den Kasten (17.). Vier Minuten später lenkte Lloris den Kopfball von Per Mertesacker nach Özils Ecke mit den Fingerspitzen an die Latte.

Eiskalte Chancenverwertung

Während die französische Mannschaft noch immer ihren Rhythmus suchte, bestimmte die kombinationssichere deutsche Mannschaft das Spiel, agierte aber bei ihren Kontermöglichkeiten nicht mit der letzten Konsequenz. Eiskalte Chancenverwertung demonstrierte kurz vor der Halbzeit die Elf von Didier Deschamps.

Nach Benzemas Freistoßkracher an die Latte köpfte Moussa Sissoko den abprallenden Ball in die Mitte, wo Valbuena schneller reagierte als Mertesacker und Mats Hummels und Adler per Kopfball überwand. Die deutsche Elf monierte dabei eine Abseitsstellung von Sissoko.

Sechs Minuten nach Wiederbeginn war aller Ärger verraucht. Bei einem schnell vorgetragenen Angriff setzte Ilkay Gündogan mit viel Übersicht WM-Torschützenkönig Müller in Szene, der aus spitzem Winkel zum Ausgleich traf – der erste Länderspiel-Treffer des Münchners seit 15 Monaten. Doch die Hausherren zeigten sich davon wenig beeindruckt. In der 63. Minute flog ein Schuss von Valbuena knapp am Gehäuse von Adler vorbei.

Wenig später war Ribéry eher am Ball als Lahm und verpasste das 2:1. Dann wurde ein Schuss von Benzema abgeblockt (73.). Als die Führung für Frankreich in der Luft lag, schlug Khedira auf der Gegenseite nach Zuspiel von Özil zu und machte den DFB-Triumph perfekt.

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4 Kommentare

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  • NH
    noch`n Helmut

    Ich finde überhaupt nicht, dass die Franzosen an die Wand gespielt wurden. Die Deutsche Abwehr konnte Ribery, Valbuena und Co. nie richtig in den Griff kriegen. Wäre das französische Mittelfeld so stark gewesen wie das deutsche, hätte es ein paar mal mehr bei Adler im Kasten gerappelt. Zudem war das erste Tor der Deutschen das Resultat eines eklatanten Fehlers der Franzosen. Und beim zweiten Tor stand Khedira sehr eindeutig im Abseits.

     

    Entscheidend aber: Frankreich ist keineswegs der Weltklassegegner, zu welchem es gleich wieder "hochsterilisiert" (Achtung, Insiderscherz!) wurde,

    sondern eine Mannschaft im Wiederaufbau nach dem völligen Zusammenbruch. Die eigentliche Meldung muss

    deshalb lauten, dass Frankreich und Deutschland zur Zeit faktisch auf Augenhöhe spielen. Keiner würde aber Frankreich aktuell zum erweiterten Kreis der

    WM-Favoriten für Brasilien zählen.

     

    Konklusion: wir sind in etwa genauso weit entfernt davon, WM-Mitfavorit zu sein, wie Frankreich. Wenn man mal ehrlich wäre, und Löw an den Versprechen, die ihm die hochdotierten Nivea-Werbeverträge eingebracht haben, weiter messen würde, wäre dies ein Rückschritt zu einer Zeit, wo mögliche Nationalspieler in einem beispiellos breiten Angebot zur Verfügung eines Trainers stehen, der damit offenbar nichts anfangen kann und die Chancen unserer Goldenen Generation somit schlicht verdaddelt.

     

    Verständlich, dass Sammer sich das nicht mehr geben wollte. Löw fehlt es einfach an Flexibilität. Er kann die Mannschaft nicht verschiedenen Gegebenheiten anpassen. Wechsel auf einzelnen Positionen wirken sich meist gravierend negativ aus, selten flutscht es mal, wie bei Gündogan, Gomez bleibt ein Fremdkörper, die defensiven Aussenbahnen funktionieren nicht, auch wenn ein Klassemann wie Lahm da spielt.

     

    Ein Nationaltrainer muss die "Rotation" können, und damit ist Löw überfordert. Ab dem Sommer sollte Jupp Heynckes eine Chance kriegen, dann sieht man ggf. doch noch, was mit dem Potential, das die Deutschen momentan haben, wirklich geht.

  • PA
    Peter A. Weber

    Da jeder Fußballfan sein eigener Nationaltrainer ist, sind die Spielbewertungen anderer automatisch inkompetent. Folglich ist es eigentlich für die Katz der TAZ, einen Leserbrief über ein Fußballspiel zu posten.

  • B
    Borromäeus

    Über die Bewertung des Spiels kann man auch geteilter Meinung sein!

    Aufgrund der spielerischenÜberlegenheit der Deutschen Mannschaft, hat Deutschland sehr wohl Souverän gewonnen. Allein die Chancenverwertung verhinderte einen größeren Torerfolg. Spieltaktisch hat Deutschland Frankreich zeitweise "an die Wand gespiekt"!

  • O
    Osul

    "Souverän war der Sieg aber nicht."

    Ach, was! Auch von Fußball hat die TAZ keine Ahnung!