Fußball-Bundesliga der Frauen: Feiertagsstimmung am Osterdeich
Werder Bremens Frauen besiegen vor 21.500 Zuschauer:innen den 1. FC Köln deutlich mit 3:0. Zuvor hatte es noch zwei ärgerliche Niederlagen gegeben.
Es war nach dem Spiel gegen den SC Freiburg vor einem Jahr in Bremen das zweite der Highlight-Spiele, die in der Bundesliga eingeführt wurden, um den Aufschwung des Frauenfußballs nach der Europameisterschaft 2022 in den Alltag mitzunehmen. Im letzten Jahr kamen nach dem Freiburg-Spiel doppelt so viele Zuschauer:innen am folgenden Spieltag zum Heimspiel.
Im Gegensatz zur Premiere konnten die neuen und alten Fans diesmal sogar einen souverän herausgespielten 3:0-Sieg bejubeln. Die Tore fielen durch ein Eigentor (32.) nach scharfer Hereingabe von Nina Lührßen sowie durch Kapitänin Lina Hausicke (83.) und Melina Kunkel (90+3). „Meine Stimme ist ein bisschen in der Ostkurve liegen geblieben“, sagte Hausicke, nachdem nicht nur ihr Tor, sondern die gesamte Mannschaft vor der voll besetzten Fankurve gefeiert worden war. „Es war ein perfekter Nachmittag.“
Anders als gegen Freiburg ließ sich die Mannschaft von der Begeisterung auf den Rängen nicht verleiten, zu ungestüm anzugreifen, sondern fand die Balance zwischen Emotionalität und Coolness. „Wir haben das Stadion genutzt und nicht nur genossen“, beschrieb Trainer Thomas Horsch den Unterschied und sah darin einen Reifeprozess.
Finanziell steht Werder diese Saison besser da
Dieser hat dem Team nach zwei Siegen und zwei knappen Niederlagen gegen die Favoriten Hoffenheim und Freiburg schon mehr Punkte als in der Vorsaison nach zehn Spielen eingebracht. Früh in sichere Tabellen-Gefilde kommen und dann sehen, was möglich ist – das sollte das Ziel für diese eingespielte Mannschaft sein, die weitgehend zusammengeblieben ist und punktuell verstärkt wurde.
Der Frauenbereich bei Werder ist finanziell und strukturell insgesamt weiterentwickelt worden. Möglich machen das erhöhtes Sponsoring- und Zuschauereinnahmen, vor allem aber der neue Fernsehvertrag, der den Bundesligaklubs ab dieser Saison das 16-fache der bisherigen Einnahmen sichert. Die machen mit 5,17 Millionen Euro zwar immer noch nur ein Bruchteil der Männerbundesliga aus, werden anders als in jener aber gleich verteilt. Das macht für jeden Frauen-Bundesligisten 388.000 Euro pro Saison.
Wie nötig Werder, wo die Bezuschussung der Frauen durch die Profi-Abteilung deutlich geringer ausfällt als bei Klubs wie Bayern München, VFL Wolfsburg oder TSG Hoffenheim, diese Mittel hat, macht ein Beispiel von Sportvorstand Frank Baumann deutlich. „Wir haben erst seit dem Sommer eine eigene Kabine für die Frauenmannschaft, vorher haben sich die Spielerinnen häufig vor dem Training zu Hause umgezogen“, sagte Baumann, der seit letzter Saison auch für den Frauenbereich zuständig ist, bei einer Diskussion am Freitagabend im Stadion.
Dort ging es vor allem darum, ob der Frauenfußball trotz Kommerzialisierung und Professionalisierung die Fehlentwicklungen des Männerfußballs vermeiden kann. So werden die erhöhten TV-Einnahmen auch bei den Frauen mit einer Zersplitterung des Spieltages und einem Montagsspiel erkauft. „Wir sind am Scheideweg, den eigenen Weg zu gehen und nichts zu kopieren“, sagte Doris Fitschen, Ex-Nationalspielerin und Gesamtkoordinatorin Frauen im Fußball beim DFB. „Wir wollen unsere eigenen Werte verfolgen.“
Das will auch das unter anderem von Ex-HSV-Geschäftsführerin Katja Kraus mitgegründete Netzwerk „Fußball kann mehr“, das den Sport mit gesellschaftlichen Zielen wie Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit verknüpft. Als einer der ersten Klubs hat Werder, wo mit Anne-Kathrin Laufmann seit Anfang des Jahres eine Frau Teil der vierköpfigen Geschäftsführung ist, eine Kooperation mit dem Netzwerk vereinbart.
Dabei geht es konkret um die Förderung von Frauen in Vereinen, aber auch um eine karrierebegleitende Qualifizierung von fußballspielenden Frauen. „Wir müssen die bestehenden Strukturen verändern“, sagte Laufmann am Freitagabend.
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