piwik no script img

„Für diese Rebellen ist Krieg ein Beruf“

Sierra Leones Präsident Ahmed Tejan Kabbah bringt RUF-Rebellen mit der Krise in Elfenbeinküste in Verbindung

BERLIN taz ■ Sierra Leones Präsident Ahmed Tejan Kabbah hält eine Beteiligung ehemaliger sierra-leonischer Rebellen an dem Konflikt in der Elfenbeinküste für möglich. Es gebe Hinweise, dass sich der flüchtige Militärführer der einstigen sierra-leonischen Rebellenbewegung RUF (Revolutionäre Vereinigte Front), Sam Bockarie, in Burkina Faso aufhalte, sagte Kabbah gestern der taz während eines Staatsbesuches in Berlin. Burkina Faso gilt bei der Regierung der Elfenbeinküste als Drahtzieher der rebellierenden Militärs, die die nördliche Hälfte der Elfenbeinküste kontrollieren. Toussaint Alain, Präsidialberater in der Elfenbeinküste, hatte diese Woche behauptet, die Rebellen würden von „Schurkenstaaten“ in der Region unterstützt und unter ihnen seien „ausländische Söldner, die für Verbrechen in Liberia und Sierra Leone bekannt sind“.

Kabbah sagte zum Vorwurf, Sierra-Leoner seien auf Rebellenseite in der Elfenbeinküste aktiv: „Davon habe ich nie gehört.“ Er könne aber „nicht garantieren“, dass bei der Demobilisierung zehntausender RUF-Kämpfer in Sierra Leone 2001 kein Rebell das Land verlassen habe, um woanders Krieg zu führen. „Für diese Rebellen ist Krieg ein Beruf.“ Sierra Leone unterstütze auch nicht die Rebellen in Liberia, die gegen den dortigen Präsidenten kämpfen, erklärte Kabbah. „Unsere Armee steht an der Grenze zu Liberia um zu verhindern, dass Leute aus Sierra Leone nach Liberia durchsickern.“ Man sei „besorgt über ein Überschwappen des Konflikts“ von Liberia nach Sierra Leone.

Die westafrikanische Regionalorganisation Ecowas beschloss derweil, am Sonntag in der Wirtschaftsmetropole der Elfenbeinküste, Abidjan, einen Krisengipfel zur dortigen Lage abzuhalten. Dabei soll die Entsendung einer westafrikanischen Eingreiftruppe beschlossen werden, sagte Senegals Außenminister Cheikh Tidiane Gadio gegenüber AFP. Ecowas-Generalsekretär Mohammed Ibn Chambas sagte: „Wir sind entschlossen, die Aktivitäten von Putschisten endgültig zu beenden“. Die Ecowas hat bereits Eingreiftruppen unter dem Namen „Ecomog“ (Ecowas Monitoring Group) nach Liberia und Sierra Leone entsandt. 60 Soldaten und drei Kampfflugzeuge aus Nigeria sind in die Elfenbeinküste aufgebrochen. D.J.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen