Die Wahrheit: Ins Hornissennest gestoßen
Während von Naturfreunden gerade wieder Hummeln und Hornissen gezählt werden, eine kleine Reminiszenz an das Krabbelzeug, bevor es ausstirbt.
S ie haben diesen Sommer nicht nur wieder eine Schleiereule am Haus und Enten auf dem Rasen, sondern auch ein Hornissennest, schrieb mir Freund Günther: „An der Holzverschalung zwischen Garage und Küche. Hey, sieht aus wie ein dran gepappter Termitenhügel. Ist aber ein Hornissennest.“ Sie riefen einen Schädlingsbekämpfer.
„Die schwarzgelben Biester tun nix, sind friedliche Brummer“, sagte der, die wollen nur spielen. Ernähren sich von Fallobst und anderen Insekten. Meistens pesen sie bloß rum und umgarnen geräuschvoll die Hornissenkönigin. Aber klar wie dicke Brummer: Hornissen stehen unter Naturschutz! „Das Nest darf auf keinen Fall erschüttert oder entfernt werden. Es droht ein Strafgeld bis 50.000 Euro, kein Witz.“
„Ja gut, Hornissen“, schrieb ich zurück, „die kommen bei uns gelegentlich auch vorbei gebrummt.“ Einige finden immer mal wieder einen Weg in die Wohnung. Solange die Töchter noch bei uns wohnten, war das Geschrei stets groß: „Eine Hornisse, eine Hornisse!“ Dann musste Vati ran und die Brummer fangen oder sonst wie hinaus geleiten. Sie töten war ein No-Go.
Die eindrücklichste Hornissenbegegnung hatte ich, als ich einmal im Winter das Faschingszeug vom Dachboden holte und eine Hornisse, die sich zum Winterschlaf an einen der honiggelben, zum Biene-Maja-Kopffühler umfunktionierten Pfeifenreiniger geschmiegt hatte, aus demselbigen riss. Die brummte plötzlich, wenn auch träge durch die Wohnung, war leicht einzufangen. Keine Ahnung, was ich mit der gemacht habe – vermutlich sie nach draußen komplimentiert, worauf sie eingegangen sein dürfte, weil zu kalt; was das wohl an Strafe kostet?
Wir haben diesen Sommer übrigens wieder alle Nase lang die Wespen in der Wohnung. Die leben unterm Dach, gleich neben dem Küchenfenster. Da muss irgendwo ihr Nest sein, das wir aber partout nicht sehen können. Aber selbst wenn wir irgendwie ran kämen, würden wir es niemals entfernen. Wir schlagen sie auch nur ganz selten tot, sondern geleiteten sie meistens höflich nach draußen. Nur die ganz nervigen müssen dran glauben.
Die wir leben lassen, kommen allerdings dauernd zurück, weil sie nicht vergessen haben, dass es in unserer Küche einiges zu umschwirren und weg zu schlabbern gibt. Neulich trank ich eine Cola nicht ganz aus. Da waren am Ende zig Wespen in der Flasche und labten sich an der süßbraunen Neige, bis sie nicht mehr Coca sagen konnten.
Voriges Jahr hatten wir eine Erdwespenhöhle unterm Pflaumenbaum. Da darf man auch nichts machen, weil die vom Aussterben bedroht sind. Einmal war meine Frau beim Rasenmähen zu nahe an die Erdhöhle gekommen, da haben sich die Biester auf sie gestürzt. Ich hörte sie im Garten schreien und sah sie panisch weglaufen. Im Winter haben wir den Bau dann zugeschüttet, was erlaubt ist. Dieses Jahr sind sie wohl woanders. Oder ausgestorben.
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