Friedensverhandlungen in Kolumbien: Farc und Regierung einigen sich
Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die Farc und Kolumbiens Regierung offenbar geeinigt. In dem Land sollen Friedenszonen für die Rebellen entstehen.
Seit Tagen feilen die Unterhändler der Regierung und der „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Farc) in der kubanischen Hauptstadt an den letzten Details. Teilweise wurde über 18 Stunden am Stück verhandelt. Auf einem am Dienstag veröffentlichten Foto waren der Chef der Regierungsdelegation, Humberto de la Calle, Außenministerin María Ángela Holguín, Innenminister,Juan Fernando Cristo, Farc-Chef „Timochenko“ sowie die Guerilla-Unterhändler Iván Márquez und Jesús Santrich zu sehen.
Knackpunkte waren unter anderem, wie die linksgerichteten Rebellen, die in den Drogenhandel involviert sind, vor Attacken durch rechte Paramilitärs nach Niederlegung der Waffen geschützt werden und wie sie ein politisches Projekt gründen können. Mit der Unión Patriótica (UP) versuchte die Farc in den 1980er Jahren schon einmal, in die Politik einzusteigen. Paramilitärs töteten Tausende Anhänger und Politiker der UP – der Kampf im Untergrund wurde danach intensiviert.
Diskutiert wurde zuletzt auch noch über die Finanzierung des Friedensprozesses und die Sicherung von 17 Friedenszonen im Land, in denen frühere Farc-Kämpfer legal leben können. Schon vereinbart ist eine Sonderjustiz mit Haftstrafen von maximal acht Jahren. Rund 2.000 inhaftierte Kämpfer können beim Abschluss eines Friedensvertrags auf die Entlassung hoffen, derzeit soll die Farc noch 8.000 Kämpfer haben.
Über 220.000 Menschen getötet
Ein Waffenstillstand wurde schon Ende Juni erreicht. Nach einer Studie ist durch die Verhandlungen die Intensität des Konfliktes auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Kämpfe zwischen Militär und Rebellen 1964 gesunken. In den vergangenen Monaten habe es die wenigsten zivilen Opfer, getöteten Kämpfer und gewaltsamen Aktionen gegeben, teilte das Zentrum für Konfliktstudien (CERAC) mit. Im internen Konflikt Kolumbiens starben seit den 1960er Jahren über 220.000 Menschen, rund fünf Millionen Menschen wurden zu Binnenflüchtlingen.
Für die Zeit nach dem Friedensschluss sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz Kolumbien wirtschaftliche und politische Unterstützung zu. Insgesamt stünden mehr als 400 Millionen Euro zur Verfügung, sagte Schulz am Dienstag bei einem Treffen mit dem kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos in Bogotá.
Zudem wird nach dem Ende des Konflikts ein weiterer Anstieg der Wirtschaftsleistung erwartet, da Unternehmen dann auch in bisher unsicheren Regionen investieren könnten. Für 2016 wird ein Wachstum von rund drei Prozent erwartet – das stärkste in Südamerika. Bereits 2015 legte die Wirtschaftsleistung in Kolumbien um 3,1 Prozent zu. Deutschland ist inzwischen der viertgrößte Lieferant von Waren nach Kolumbien und der achtgrößte Abnehmer kolumbianischer Produkte. Dazu gehören vor allem Kaffee, Bananen, Palmöl und Schnittblumen.
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