Friedensprozess mit Farc in Kolumbien: Proteste gegen Annäherung
Die Versöhnung zwischen Kolumbiens Regierung und der Guerilla rückt näher. Zehntausende gingen auf die Straße, um dagegen zu protestieren.
Allein in der Uribe-Hochburg Medellín zogen nach Angaben der Polizei rund 80.000 Menschen, angeführt vom Expräsidenten durch die Straßen der Provinzhauptstadt von Antioquia. Uribe, heute Senator, war von 2002 bis 2010 Präsident. Als Gouverneur der Provinz Antioquia setzte er auf die militärische Konfrontation mit den Guerillas. Ihm werden zudem Verbindungen zu paramilitärischen Gruppen nachgesagt, die ihm aber bisher juristisch nicht nachgewiesen werden konnten. Für Uribe und seine Partei ist es nicht die erste Mobilisierung dieser Art. Schon im Dezember 2014 hatte er seine Anhänger unter der Losung „Frieden, aber ohne Straffreiheit“ zu Protesten aufgerufen.
Für einen zusätzlichen Mobilisierungsschub dürfte die Aufnahme offizieller Friedensgespräche zwischen der Regierung und der ELN gesorgt haben, der zweitgrößten Guerillagruppe nach der Farc. „Erst will dieser Heuchler Santos das Land an die Farc-Guerilla übergeben und jetzt auch an die ELN“, schimpfte ein Demonstrant.
Die ELN hatte schon länger angekündigt, über ein Ende ihrer Aktionen zu verhandeln und auf den fahrenden Zug von Regierung und Farc aufspringen zu wollen. Dagegen könnten sich auch die gewaltsamen Aktionen richten, die seit Donnerstag fünf Provinzen des Landes erschüttern. Der paramilitärische rechtsradikale Clan Úsuga hatte zu einem Paro Armado, einem bewaffneter Streik, aufgerufen, der vor allem in den Provinzen Antioquia und Córdoba deutlich zu spüren war. Der Clan Úsuga finanziert sich hauptsächlich durch den Drogenhandel und durch illegalen Bergbau.
Mindestens fünf Menschen wurden ermordet und zahlreiche Autos in Brand gesteckt. Ein Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Armee und Guerillas hätte große Auswirkungen auf alle paramilitärischen Gruppen. Präsident Santos hatte schon mehrfach Verhandlungen mit dem Clan Úsuga eine Absage erteilt. „Das ist eine kriminelle Organisation des Drogenhandel und als solche wird sie behandelt,“ bekundete er am Samstag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül