Friedensprozess im Nahen Osten: Israel und Emirate nähern sich an
Die Staaten vereinbaren eine „vollständige Normalisierung ihrer Beziehungen“. US-Präsident Donald Trump präsentiert sich als Vermittler.
„Jetzt, wo das Eis gebrochen ist“, hoffe er, dass weitere arabische und mehrheitlich muslimische Staaten bald dem Beispiel der Emirate folgen würden, sagte Trump später am Donnerstag im Weißen Haus.
Trump sagte im Beisein von Vertretern der beteiligten Staaten, das Abkommen solle in den kommenden Wochen im Weißen Haus unterzeichnet werden. Er danke den Ländern für ihren „Mut und ihre Führungskraft“ bei den Verhandlungen. Das Abkommen solle nach Abraham benannt werden, da dieser für die Verbindung der Weltreligionen stehe. Die Verhandlungen hätten zuletzt in guter Atmosphäre stattgefunden, sagte Trump. „Es fühlte sich an wie verliebt sein“, sagte Trump.
Mohammed bin Said erklärte, in einem Telefonat mit Trump und Netanjahu sei die Einigung erzielt worden, die weitere israelische Annexion palästinensischer Gebiete zu stoppen. Die VAE und Israel hätten eine Kooperation und einen Fahrplan für bilaterale Beziehungen vereinbart.
Die Normalisierung der Beziehungen Israels mit den Vereinigten Arabischen Emiraten soll nach Worten des israelischen Außenministers weitere ähnliche Verträge ermöglichen. Gabi Aschkenasi schrieb am Mittwoch bei Twitter, es handele sich bei der Vereinbarung mit dem Golfstaat um eine „wichtige Botschaft“.
Er lobte auch, dass Israel im Gegenzug von einseitigen Annexionsplänen im besetzten Westjordanland zunächst absehen werde. Der Nahostplan des US-Präsidenten Donald Trump müsse in Absprache mit den anderen Ländern der Region beraten werden, schrieb er.
Israel unterhält bislang keine diplomatischen Beziehungen zu den Golfstaaten. Das Land hat aber bereits diplomatische Beziehungen zu seinen Nachbarn Jordanien und Ägypten, deren Bevölkerung ebenfalls mehrheitlich muslimischen Glaubens ist.
Die Beziehungen zwischen Israel und den Emiraten hatten sich in den vergangenen Jahren schrittweise verbessert. Offiziell unterhalten die beiden Länder keine diplomatischen Beziehungen. Berichten zufolge haben die Emirate aber längst heimlich Kontakte mit Israel geknüpft. In den beiden Emiraten Abu Dhabi und Dubai leben schätzungsweise 3.000 Menschen jüdischen Glaubens.
Nach Jahrzehnten des Konflikts mit den Palästinensern ist der Staat Israel in vielen Ländern des arabischen Raums weiterhin unbeliebt oder verhasst. Vor allem die Golfmonarchien, darunter Saudi-Arabien und die Emirate, sehen den Iran inzwischen aber als größte Bedrohung für die Region an. Israel wird in Abu Dhabi und Riad daher auch als möglicher Partner beim Versuch gesehen, den Einfluss des Irans im Nahen Osten zurückzudrängen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker