piwik no script img

Fridays for Future im RegierungsviertelRadikal zelten fürs Klima

Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen haben neben dem Haus der Kulturen der Welt ein Protestlager aufgeschlagen. Sie wollen diese Wahl zu einer Klimawahl machen.

Was die Ak­ti­vis­t:in­nen wollen, ist wohl eindeutig Foto: Timm Kühn

Berlin taz | Ich will einfach die Welt verändern“, grinst Klimaaktivist Fabi G. (Nachname geändert), während er oberkörperfrei auf einer Holzkonstruktion sitzt, offenbar eine Mischung aus Sessel, Ablagefläche und Transparentaufhänger. Seit Monaten reise er von Waldbesetzung zu Waldbesetzung, mittlerweile sei er so etwas wie ein Vollzeitaktivist, erzählt er.

Nun hat es Fabi in das von Fridays for Future organisierte Klimagerechtigkeitscamp verschlagen, das seit Montagvormittag auf der Grünfläche am Bettina-von-Arnim-Ufer neben dem Haus der Kulturen der Welt vor dem Regierungsviertel lagert, um eine radikalere Klimapolitik zu fordern.

Obwohl erst wenige Menschen hier sind, herrscht reger Betrieb. Ökotoiletten werden aufgestellt, barrierefreie Klos und Duschkonstruktionen zusammengeschreinert. Es gibt ein großes Kochzelt, einen Infostand und ein eigenes Awareness-Zelt, durch das ein achtsamer Umgang miteinander sichergestellt werden soll.

Am Eingang zur Straße hin ist in großen Holzbuchstaben der Aufruf „Klima retten“ zu lesen. Der Schriftzug schmückte bereits Mitte August den Monbijoupark, als dieser von Extinction Rebellion während der Klimaaktionswoche Mitte August kurzzeitig besetzt worden war.

Live im Regierungsviertel

Es ist ein Camp für Klimaaktivist:innen, die die heißen Wochen vor der Wahl live im Regierungsviertel miterleben wollen. In den nächsten Tagen werden fünf Fahrradtouren aus allen Ecken Deutschlands im Camp ankommen.

Insgesamt sollen 400 bis 600 Menschen im Camp leben, erzählt Inga Thao My Bui, die sich bei Students for Future engagiert. Das Motto „Wir bleiben bis ihr handelt“ ist eine Ansage an die Politik, die mit dem geplanten Kohleausstieg 2038 und dem Ziel, bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen, weit hinter die Forderungen der Klimabewegung zurückfällt.

„Die Auswirkungen des Klimawandels sind inzwischen nicht nur im globalen Süden zu spüren. In Nordrhein-Westfalen hat der Klimawandel den Menschen den Boden unter den Füßen weggerissen“, sagt Inga Thao My Bui. Die kommenden Wahlen seien „für das Klima die wichtigsten überhaupt“. Es gelte deshalb „unbequem zu bleiben“, um diese Wahl zu einer Klimawahl zu machen.

Tatsächlich bleiben die geplanten Aktionen aber wohl harmlos. Die Protestierenden werden versuchen, durch Flashmobs im öffentlichen Raum Aufmerksamkeit zu generieren, täglich werden Workshops veranstaltet, auch Konzerte und Filmvorführungen sind geplant. Am Freitag findet eine Fahrraddemo statt, die von Potsdam aus zum Brandenburger Tor ziehen soll. Am 24. September, zwei Tage vor dem Superwahlsonntag, ist dann wieder Globaler Klimastreik.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!