: Fremd ist in und ein Erlebnis
■ In Altona soll ein „Orienta“-Erlebniszentrum entstehen. Deutsche sollen sich fühlen wie im Orient – und kaufen
Ein Schelm, wer „Einkaufszentrum“ dabei denkt. Ein „Kultur-, Erlebnis- und Handelszentrum“ soll es werden, sagt Projektleiter Martin Mörl von der Immobilien Team Consulting (ITC): das „Orienta“. An der Ecke Max-Brauer-Allee/ Holstenstraße in Altona soll der Besucher sich auf vier Geschossen wie im Orient fühlen.
Noch befindet sich auf der Fläche ein Parkplatz, begrenzt von heruntergekommenen zweistöckigen Gebäuden mit türkischen und deutschen Geschäften wie Teppichhandel, Gemüseladen, Reisebüro sowie eine Moschee. Seit Jahren hat der Eigentümer, der Bauverein zu Hamburg, Pläne, das Areal umzugestalten. Keiner von ihnen wurde realisiert – unter anderem wegen fehlender Genehmigungen des Bezirkes. Diesmal soll es klappen: Die ITC glaubt, dass die Neugier auf fremde Kulturen Kunden ins „Orienta“ locken wird. Im Erdgeschoss soll ein Basar entstehen, „möglichst authentisch wie in Is-tanbul“, sagt Mörl. Oben werden Handwerker „produzieren und verkaufen, wie im Orient“. Weitere Attraktionen sind ein Hamam, welches das erste türkische Dampfbad in Hamburg wäre und ein Saal für rund 500 Personen, den man mieten kann.
Die ITC, verantwortlich für die Umgestaltung des Dammtorbahnhofes und das Management des Einkaufszentrums Hamburger Straße, verhandelt bereits mit potentiellen MieterInnen, ausländisch stämmigen Geschäftsleuten aus der Region und aus dem Ausland. Kundenzielgruppe sind aber primär Deutsche. Weitere „Orientas“ in anderen deutschen Städten sind geplant, in Berlin-Schöneberg bereits ganz konkret.
Der Altonaer Stadtplanungsausschuss hat sich nun erstmalig mit dem Projekt befasst und steht ihm tendenziell „positiv gegenüber“, sagt Rainer Doleschall, Sprecher des Bezirksamtes. Bevor das „Orienta“ gebaut werden kann, müsste die Bezirksversammlung einen Beschluss von 1996 modifizieren, nach dem auf dem Gelände auch Wohnungen entstehen sollen. Außerdem bräuchte die ITC eine Befreiuung vom Bebauungsplan, der höchstens drei Geschosse vorsieht.
Die jetzigen Mieter wissen offiziell noch nichts von den Plänen. „Aber es ist gut, dass hier etwas getan wird“, sagt Seyfettin Cetin, Inhaber des Reisebüros – auch, wenn er die Idee eines rein orientalischen Zentrums wunderlich findet, denn „gemischt ist besser“. Läuft alles wie geplant, soll das „Orienta“ im Frühjahr 2004 eröffnen. hedi
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