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Freigeschaufelt

■ NS-Gedenkstätten im Norden überlegen Möglichkeit einer Stiftung

Es hat lange gedauert. Erst jetzt beginnt in Schleswig-Holstein das Nachdenken darüber, wie die Stätten, die im nördlichsten Bundesland an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnern, zusammen arbeiten können. Am kommenden Wochenende treffen sich Menschen, die sich in Kiel, Ahrensbök, Kaltenkirchen oder Husum in der Gedächtnisarbeit engagieren, in Bad Segeberg, um die Möglichkeiten einer Stiftung oder einer anderen Form der Kooperation auszuloten.

Jahrzehntelang hat man sich in Schleswig-Holstein mit dem Erinnern schwer getan – verdrängt, verschüttet. Nun machen sich Menschen ans Freischaufeln: KZ-Gedenkstätten wie Kaltenkirchen oder das frühere wilde Konzentrationslager Ahrensbök sind erst in den vergangenen Jahren durch den Einsatz Einzelner wieder ans Licht der Öffentlichkeit gebracht worden. Der frühere U-Boot-Bunker Kilian in Kiel gehört ebenfalls zu diesen Stätten, die inzwischen von den Menschen weitgehend akzeptiert werden und dazu führten, dass über den Nationalsozialismus vor der Haustür wieder geforscht und gesprochen wird.

Michael Schwer, der mit dem Verein Gruppe 33 in Ahrensbök die Erinnerung an die Nazi-Vergangenheit wachgerufen hat, spricht von einer „erstaunlichen Dynamik vor Ort“. In diesem Jahr hat sich eine Landesarbeitsgemeinschaft für Gedenkstättenarbeit gegründet, die den Vorlauf für eine spätere Stiftung abgeben könnte mit dem deutlichen Ziel, auch die Landesförderung für Gedenkstätten zu stärken.

Auf der Tagung will man sich auch Anregungen aus anderen Bundesländern holen: So wird Günter Morsch, Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen ebenso einen Vortrag halten wie Detlef Garbe, der in Neuengamme fürs Erinnern verantwortlich ist. Peter Reichel, Historiker der Hamburger Universität, will mit seinem Thema „Kritik der Vergangenheitsbewahrung“ etwas dafür tun, dass „sich keine Gedenkstättenglückseligkeit einstellt“, wie Schwer sagt.

Peter Ahrens

Das Gedächtnis des Landes. Tagung an der Evangelischen Akademie Bad Segeberg vom 29. September bis 1. Oktober. Anmeldung ist noch bis heute möglich unter 04551/800931.

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