Freibadsaison in Berlin: Nichts für heiße Gemüter

Videoüberwachung, Ausweiskontrollen, Onlinetickets, Sportangebot: Die Berliner Bäder Betriebe sind mit den Maßnahmen in den Freibädern zufrieden.

Eintauchen im Sommerbad Kreuzberg, bei Fans besser bekannt als Prinzenbad

Eintauchen im Sommerbad Kreuzberg, bei Fans besser bekannt als Prinzenbad Foto: dpa

BERLIN taz | Am ersten Ferientag präsentiert sich das Prinzenbad in Kreuzberg von seiner besten Seite. Leise plätschert das Wasser in den sonnendurchfluteten Becken. Eine Frau in Schwimmburka tobt mit einem kleinen Jungen auf einer Luftmatratze herum. Krauler ziehen ihre Bahnen, darunter auch eine barbusig schwimmende Frau.

Seit Beginn der Freibadsaison sind in den 15 Sommerbädern der Stadt rund 570.000 Badegäste gezählt worden. Die Erfahrung hat gelehrt: 99 Prozent sind friedlich. Die Randale einer Gruppe von Jugendlichen und jungen Männern im vergangenen Sommer im Neuköllner Columbiabad hat trotzdem dazu geführt, dass die Berliner Bäder Betriebe (BBB) die Sicherheitsmaßnahmen massiv verschärft haben.

Bei einem Ortstermin im Columbiabad zieht der Vorsitzende der BBB, Johannes Kleinsorg, am Donnerstag Bilanz. Seit dem vergangenen Sommer muss beim Betreten des Bades ein Ausweis vorgezeigt werden, das Sicherheitspersonal an den Eingängen und in den Bädern wurde deutlich verstärkt. 1,6 Millionen Euro kosten die Securitys das Land Berlin pro Jahr.

In vier Freibädern, darunter Columbia- und Prinzenbad, gibt es zudem Videokameras. Die Aufzeichnungen werden Kleinsorg zufolge nach 72 Stunden gelöscht, wenn es keine Vorfälle gegeben hat. An heißen Tagen ist die Polizei mit einer mobilen Wache vor dem Bad vertreten.

Mehrheit gut auf die Regelung eingestellt

38 Hausverbote wurden in dieser Saison bislang ausgesprochen und 300 Verweise, bei denen Besucher für den Tag das jeweilige Freibad verlassen mussten. Das sei weniger als im Vorjahr, aber von diesen Maßnahmen werde sehr konsequent Gebrauch gemacht, sagt Kleinod. „Wir sind insgesamt auf dem richtigen Weg.“

In der Praxis sieht das so aus, dass selbst Mütter mit kleinen Kindern am Eingang umdrehen müssen, wenn sie kein Personaldokument dabei haben. Kleinsorg rechtfertigt das am Donnerstag mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz. Die Mehrheit der Gäste sei inzwischen gut auf die Regelung eingestellt. Wie zu erklären sei, dass migrantische Jugendliche weggeschickt worden seien, obwohl sie sich ausweisen konnten, fragt eine Zeitungsreporterin mit Verweis auf entsprechende Hinweise in Leserbriefen.

„Natürlich passieren auch mal Fehler“, antwortet der BBB-Chef. Grundsätzlich seien die Sicherheitsleute aber gut geschult. Viele hätten selbst einen Migrationshintergrund, sprächen neben Deutsch auch Englisch, Arabisch und Türkisch, so wie viele der Badegäste auch.

Auch beim Service wurde nachgebessert. Für fünf Freibäder können die Tickets inzwischen online gebucht werden. Die dortigen Kassen sind nur noch bis 10 Uhr offen, verhindert werden sollen so lange Wartezeiten an Hitzetagen, wie es früher der Fall war. Da sei der Stress im Bad programmiert, sagt Bademeister Sven Arndt am Donnerstag.

In drei Freibädern gibt es in diesen Sommerferien ein betreutes Sportangebot, darunter Soccer Cage und Trampolinspringen. Auch das kühle die Gemüter runter, heißt es. Hoffnung gibt es auch, dass das 50-Meter-Becken im Columbiabad bald wieder offen ist. Die Reparatur sei abgeschlossen, man warte nur noch auf das Ergebnis der Wasserproben, so Johannes Kleinsorg.

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