piwik no script img

Frauenrechte in El Salvador30 Jahre Haft für Missbrauchsopfer

In El Salvador wurde wieder eine Frau verurteilt, weil sie ihr Kind verloren hat. Gesundheitliche Aufklärung und Hilfe sind oft nicht verfügbar.

Frauen demonstrieren für die Legalisierung von Abtreibungen in El Salvador (Archivbild 2014) Foto: imago

Berlin taz | Evelyn Beatriz H., eine 18-jährige Schülerin aus dem ländlichen Osten El Salvadors, wurde nach einer Vergewaltigung schwanger. Ein Mitglied einer Gang hatte sie mehrfach zum Sex gezwungen. Lange Zeit wusste sie die Symptome nicht zu deuten, Monate später spürte sie starke Rücken- und Magenschmerzen – die Wehen. Es blieb unklar, ob das Kind bereits im Mutterleib starb oder sofort nach der Geburt.

Ein Gericht hat sie jetzt wegen Mordes zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, wie der britische Guar­dian berichtet. Die Richterin akzeptierte die Aussage der Anklage, dass die junge Frau absichtlich keine ärztliche Unterstützung bei ihrer Schwangerschaft gesucht hätte. Daher sei sie schuld am Tod des Kindes. Die Richterin sagte auch, wahrscheinlich habe die Mutter der Angeklagten diese unterstützt und sich mitschuldig gemacht. Frauen in El Salvador protestieren seit 20 Jahren gegen die ex­trem frauenfeindliche Gesetzgebung in ihrem Land. Seit 1997 ist Abtreibung unter allen Umständen strafbar. El Salvador ist eines von weltweit nur fünf Ländern, das so rigide vorgeht. Das Verbot war damals von der katholischen Kirche mit einer Kampagne, bei der die Schülerinnen katholischer Privatschulen zu Demonstrationen auf die Straße geschickt wurden, durchgesetzt worden.

Die Öffentlichkeit und die Ärzteschaft hatten vor einigen Monaten Hoffnung auf einen Gesetzentwurf gesetzt, der wenigstens in Fällen von Vergewaltigung oder zum Schutz des Lebens der Schwangeren einen Abbruch erlaubt hätte. Aber der Entwurf hängt in einem Parlamentsausschuss fest. Die Filmemacherin Marcela Zamora sorgte im Januar mit ihrem öffentlichen Bekenntnis, sie habe abgetrieben, für große Aufmerksamkeit.

Menschenrechtsgruppen kritisieren auch die Justiz in El Salvador. In Evelyn H.s Fall hätten sich die Staatsanwaltschaft und die Richterin von Vorurteilen leiten lassen. Morena Herrera, Direktorin der Initiative für die Legalisierung von Abtreibung, sagte dem Guardian: „Die Verurteilung von Evelyn zu 30 Jahren Haft zeigt, wie in El Salvador ohne direkte Beweise und ohne ausreichende Ermittlungen über das Handeln der Frauen Urteile gefällt werden.“

2014 begann die Initiative mit einer Kampagne für die Freilassung von 17 verurteilten Frauen, die gleichfalls nach Abtreibungen wegen Mordes verurteilt worden waren. Davon sind erst drei wieder aus der Haft entlassen worden – aber es gibt fünf neue Verurteilte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Viellecht sollte sich der ach so populäre Papst mal um so was kümmern, wenn das sein Laden schon stark mitzuverantworten hat? Aber dann müsste man ja vielleicht auch zugeben, damals mit faulen Methoden gearbeitet zu haben.

  • 30 Jahre Gefängnis für eine Fehlgeburt, El Salvador scheint so eine Art Nordkorea für Frauen zu sein. In der Tagesschau wird man dazu vermutlich keinen Bericht finden, dafür müssten El Salvador muslimisch und die Hetzer verrückte Imame statt katholische Priester sein, dann wäre der Aufschrei groß.