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Frauenquote in Aufsichtsräten„Die 40 Prozent sind noch drin“

Aufsichtsräte haben großen Einfluss auf die Unternehmensstrategie. Das meint zumindest Quotenlobbyistin Monika Schulz-Strelow.

Bessere Wege in Aufsichtsräte sind möglich: Geschäftsfrau. Bild: dpa

taz: Frau Schulz-Strelow, die EU-Kommission hat eine 40-Prozent-Quote für Aufsichtsräte beschlossen. Ist jetzt alles geschafft, wie Justizkommissarin Viviane Reding getwittert hat?

Monika Schulz-Strelow: Es ist eine Riesenhürde genommen. Nachdem Viviane Reding vor drei Wochen mit ihrem Vorstoß zunächst gescheitert war, konnte sie nun die Kommissare überzeugen. Das Entscheidende: Entgegen den Befürchtungen sind die 40 Prozent noch drin.

Es ist nur eine Quote für Aufsichtsräte und nicht für Vorstände.

Im ursprünglichen Entwurf waren die Vorstände gar nicht enthalten. Eine Quote für diesen Bereich ist ein schweres Geschütz, weil Vorstände anders besetzt werden als Aufsichtsräte. Als der Entwurf vor drei Wochen dann plötzlich eine Quote für Vorstände einbezog, war vielen klar, dass das schwierig werden würde. Insofern ist das, was wir jetzt haben, sehr viel.

Auch wenn Aufsichtsräte nicht direkt ins operative Geschäft der Unternehmen eingreifen?

Aufsichtsräte haben nicht, wie vielfach behauptet wird, nur eine Symbolwirkung. Im Gegenteil, sie haben eine wichtige Kontrollfunktion. Und sie entscheiden mit über die Strategie im Unternehmen und über die Besetzung der Vorstände.

Monika Schulz-Strelow

63, ist Politikwissenschaftlerin und Unternehmensberaterin im In- und Ausland. Ehrenamtlich ist sie Präsidentin der Lobbyorganisation Frauen in die Aufsichtsräte FidAR, die seit Jahren für die Quote kämpft.

Sie wirken also direkt auf den Kulturwandel, der nötig ist, um Geschlechtergerechtigkeit herzustellen?

Natürlich. Sie sorgen dafür, dass der Kulturwandel ins Unternehmen hineingetragen, nachhaltig umgesetzt und streng geprüft wird.

Der Strafkatalog wurde entschärft, es heißt jetzt „verhältnismäßige Sanktionen“. Wie werten Sie das?

Hier sind die Änderungen in der Tat stärker ausgefallen als gehofft. Aber nach dem, wie der Gesetzentwurf vor drei Wochen abgeschmettert wurde, ist das jetzige Papier ein Schritt in die richtige Richtung. Über Strafregeln können ja noch die Mitgliedstaaten entscheiden. Dieser EU-Quotenbeschluss hat eine wichtige Signalwirkung und wird uns weiter voranbringen.

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12 Kommentare

 / 
  • A
    and

    @ RichardT

     

    antwort auf ihre frage:

    weil frauen immer noch diskriminiert werden. aktiv und passiv.

     

    das heisst, dass frauen genau diese erfahrung machen: dass sie eine stelle nur nicht bekommen, wegen "dem was zwischen ihren beinen ist".

    es tut mir leid für ihre erfahrung, aber das ist nur diese erfahrung mal aus der anderen sicht.

     

    ich war lange selbst gegen die quote aus genau dem grund: wieso sollten nun andere diskriminiert werden? inzwischen tendiere ich aber doch zur quote, einfach weil die beispiele eindeutig sind: in ländern, in denen es quoten gab (z.b. island und andere skandiniavische länder) hat das einfach den prozess der tätächlichen gleichberechtigung entscheidend beschleunigt.

    und für mich ist es deshalb eine schlichte rechnung: nehme ich in kauf, dass temporär einige männer diskriminiert werden, dafür dass sehr bald sehr viele frauen nicht mehr diskriminert werden? und dazu und deshalb würde ich jetzt ja zur quote sagen.

     

    übrigens: ich bin seit fast 15 jahren selbstständig. und ich habe ausbildungen und studium in 4 berufen, darunter typische frauen- und männerberufe. ich warte ganz bestimmt nicht darauf, dass mir der weg geebnet wird. aber mit einem quotenumfeld, ganz zu schweigen in einer umgebung, in der ich aufgrund meines geschlechtes nicht diskriminert worden wäre, hätte mein weg wesentlich einfacher und geradliniger verlaufen können. und last but not least würde ich damit heute beruflich ganz anders dastehen, nicht zuletzt finanziell.

     

    frauen können auch alleine gehen. aber es geht wesentlich leichter, wesentlich schneller und wesentlich leichter, wenn ihnen nicht weiter steine in den weg gelegt werden und sie die ganzen umwege mit steinen in den taschen gehen müssen. so einfach ist das. so einfach wäre das.

  • H
    Horsti

    Hey, endlich darf nach Jahrzehnten in Deutschland wieder gesetzlich legitimiert diskriminiert werden.

     

    Achja, inzwischen sind wir hierzulande schon so weit daß kinderlose Karrierefrauen den alleinerziehenden Vätern mit Kindern beim Job vorgezogen werden. Allein das Geschlecht ist entscheidend. Super, wirklich super sowas...

  • G
    Gerald

    Wir brauchen eine 3 Kind Politik, keine Quote. Wir sollten mal an Problemen arbeiten nicht an Befindlichkeiten.

  • R
    RichardT

    @ and: Wenn die Frauen so waaaahnsinnig gut sind, warum zum Teufel schaffen sie es dann nicht allein?

     

    Meine Frau hat ihr eigenes Unternehmen, seit über 10 Jahren am Markt. Ohne Quote. und die verdreht jedes mal die Augen wenn das Gespräch auf Quoten kommt. Sie will nämlich auch nur gute Mitarbeiter. Und nicht quotierte.

  • R
    RichardT

    Ich habe mich als Hausmann beim öffentlichen Dienst beworben weil ich nach der Kindererziehungszeit wieder arbeiten wollte.

    Abgelehnt weil Frauen bevorzugt eingestellt werden. Es geht also nicht darum denjenigen die sie brauchen bessere Bedingungen zu geben sondern es geht nur darum was zwischen den Beinen ist.

     

    Super!

  • A
    and

    Ich bin immer wieder überrascht über kommentare, die unreflektiert sind. aber die aggression, realitätsverkennung und -verdrehung in den kommentaren zu diesem artikel, in dem es um die gleichberechtigung der frauen geht, ist extrem überdurchschnittlich. das an sich ist ja schon wieder interessant.

    früher hiess es, mächen seien dümmer als jungs. nun, da dank mädchen wie jungs auf die schule gehen dürfen und bessere noten haben, soll dies angeblich nur sein, weil die lehrerschaft in der mehrheit weiblich ist und die mädchen bevorzugt. interessant ist vielleicht, dass es an der universität nicht anders ist, und da ist der lehrkörper mehrheitlich männlich. wahrscheinlich kriegen die frauen da die besseren noten, weil sie von den männern bevorzugt werden?

     

    für manche menschen ist es anscheinend schwer zu ertragen, dass die realität nicht ihren wünschen entspricht. deshalb verbiegen sie die realtität in ihrer wahrnehmung, so dass sie ihren wünschen entspricht. aber sie übersehen, dass die realität, die echte, trotzdem die gleiche bleibt.

     

    nun da mädchen und frauen immer weniger unterdrückt werden, wird das horrorszenario des patriarchalen systems wirklichkeit: mädchen und frauen holen auf und haben teilweise schon jungs und männer überholt.

     

    das macht menschen, die nur in patriarchalen schubladen denken können, große angst und deshalb wollen sie das unterdrückungsrad wieder zurückdrehen. und den frauen wieder einreden, dass sie doch dummer, ängstlicher, unselbstständiger ... sind als die männer, dass weniger wert sind, dass sie schlechter sind. aber die realität ist die realität. und die spricht eine eindeutige sprache: wir sind alle menschen und weder männer noch frauen sind grundsätzlich auf einer höheren ebene und deshalb zu bevorzugen. wir sind alle gleich und wir sind alle unterschiedlich. für eine pauschale aussage in bezug auf intelligenz oder berufsfähigkeit gibt es keine basis.

  • N
    Nadine

    Ich finde es sollten nur Frauen genommen werden, die mindestens auch 2 Kinder Großziehen oder gezogen haben. Das hilft in vielerlei Hinsicht:

    1. Das Demografische Problem wird nicht noch größer

     

    2. Viele Frauen sind nicht mal mehr in der Lage 1 Kind aufzuziehen und eine Familie zu managen, wie sollen die dann noch ein Unternehmen führen bzw beaufsichtigen.

     

    3. In welch einem Alter kommt man in der Regel in den Aufsichtsrat? Ich vermute mindestens 50plus. Wo sollen gerade aus dieser Generation die vielen qualifizierten Frauen mit betrieblicher Erfahrung herkommen? Ich denke an so Frauen wie Claudia Roth, ohne Ausbildung, ohne Kinder immer nur vom Mundwerk gelebt... Dann zieht wohl bald die Hysterie in die Aufsichtsräte ein.

     

    4. , 5., 6.... lass ich mal aus Zeitgründen weg, muss mich um die Kinder kümmern und dann ab in die Firma.

  • K
    Klaus

    Nochwas: Die Eu überlegt doch wo sie sparen kann: Den Bereich von Frau Regling könnte man ersatzlos streichen, dazu noch ein paar weitere Bereiche, die den Bürgern das Leben verkomplizieren und erschweren ( Mit dieser Defenition nicht schwer auszumachen) und scho passt das Budget wieder.

  • K
    Klaus

    In China tritt gerade die neue Führung an die Öffentlichkeit: 7 Männer. Nach Lesart von Frau Reding müsste China untergehen. Tut es aber nicht. Europa geht den Bach runter und wenn Brüssel und die Länderpolitik nicht begreift, dass wir die besten an der Spitze brauchen in Politik und Wirtschaft, unabhängig vom Geschlecht, werden wir den Weg nach unten nur noch beschleunigen. Jetzt soll ein Gesetz regeln wer der geeignete KandidatIn ist? Der/die beste soll sich durchsetzen. Es sollte kein Unternehmen auf die beste verzichten, nur weil es eine Frau oder ein Mann ist. Alles andere wäre nicht vorteilhaft für das Unternehmen. Von daher hat es sich bisher von selbst reguliert, ohne Quote.

     

    Es wäre sicherlich mal interessant, wie Frau Regling zu ihrem Job gekommen ist. Ich könnte Wetten, nicht weil sie die Beste ist, sondern weil irgendwelche Geschlechts- oder Länderquoten oder anderer Proporz dafür gesorgt hat. Jetzt kann man sehen, was für Ideen und Entscheidungen dabei herauskommen.

     

    Gute Nacht EU.

  • MI
    Marvin I.

    Männer zu diskriminieren ist also nicht Diskriminierend... Quotenvorgaben sind schlicht Diskriminierend und warum nur Frauen? Was ist mit Homosexuellen, eine Quote für Kleinwüchsige ist ebenso Wünschenswert und auf die Hautfarbe sollte natürlich auch geachtet werden. Wo kommen wir schließlich hin wenn Arbeitgeber nach Qualifikation gehen würden?

     

    In Schulen sind nur noch Frauen als Lehrer anzutreffen, da interessiert es nicht ob Männer gebraucht werden. Auch das Frauen die besseren Noten bekommen gibt nicht zum nachdenken. Nein, solange Männer Opfer der Diskriminierung sind ist alles in Ordnung. Die Realitäten haben sich schon lange umgedreht, wir brauchen uns keine Sorgen um den Werdegang der Mädchen zu machen, um die der Jungen hingegen sehr wohl.

  • HO
    Hotel Ostoria

    Was für eine verlogene Verzerrung der eigentlichen Ursachen.

    Die wirkliche Hürde ist doch wohl genügend adäquat qualifizierte Frauen zu finden, die noch dazu bereit sind über die Work-life-Balance hinaus Verantwortung zu tragen. Selbst old Bascha hat das erkannt. Wo ist denn z.B. die Frau, die sich für den seit Juni diesen Jahres offenen Direktoriumsposten bei der EZB bewirbt? Es wird verzweifelt nach ihr gesucht.

     

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/eu-parlament-lehnt-luxemburger-yves-mersch-als-ezb-direktor-ab-a-863361.html

     

    Und so war es auch in Norwegen vor zehn Jahren bei Einführung der Zwangsquote. Die Hürden habt`s selbst zu nehmen. Kommt mal aus der Knete und zeigt Unternehmergeist bei Firmengründungen. Und damit ist nicht das 389. Nagelstudio gemeint.

    Diese passiv-aggressive Gläserne-Decken-Nummer ist nur noch eines: ideologische Nebelkerze mit dem Ziel dauerhafter Privilegierung und somit weitab emanzipatorischer Zielsetzung.

  • W
    Waldi

    Der Unsinn mit der Quote.

    Bei Stellenbesetzungen muss vernünftigerweise die Qualifikation der zur Verfügung stehenden Bewerber und Bewerberinnen ausschlaggebend sein. Wer Stellen nach Quotenvorgaben besetzen will, muss dann auch konsequent sein und Quoten einführen für Religionsangehörigkeit, für Behinderte, für kleine Personen, für übergewichtige Personen, für junge Arbeitnehmer, für Arbeitnehmer über 50, für Hauptschulabsolventen usw. Weshalb gibt es z.B. so wenig Hauptschulabsolventen in Aufsichträten von großen Konzernen?