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Frauenquote für CDU-FührungspositionenDaniel Günther will Fifty-Fifty

Der Kieler Ministerpräsident Daniel Günther will jede zweite Führungsposition in Schleswig-Holsteins CDU mit einer Frau besetzen.

Kennt Frauen in Führungspositionen vor allem von den Grünen: Daniel Günther, hier mit Grünen-Finanzministerin Monika Heinold Foto: dpa

HAMBURG taz | Der Mann hat echte Visionen. Jede zweite Führungsposition in der CDU, so Daniel Günther, solle in Zukunft von einer Frau besetzt werden. Weil es „nicht klug“ sei, die Frage der Verteilung politischer Macht auf die Geschlechter „dem freien Spiel der Kräfte zu überlassen“, fordert der Kieler Ministerpräsident nun eine Fifty-Fifty-Frauenquote, wie sie sonst nur bei den Grünen oder der Linkspartei existiert. Und das in einer Partei, die lange gegen jede Frauenquote stritt, und deren Abgeordnete so männlich sind, wie sonst nur die der AfD.

Ein Blick auf die CDU-Frauenquote in den Landtags- und Bürgerschaftsfraktionen zeigt, wie weit die CDU von der Geschlechterparität entfernt ist. Nur vier der 25 CDU Abgeordneten im Kieler Landtag sind Frauen (16 Prozent), in der Hamburger Bürgerschaft sind es zwei von 20 (10 Prozent) im niedersächsischen Landtag sind gerade Mal neun der 50 CDU-Abgeordneten (18%) weiblich. Und auch in der CDU-Bundestagsfraktion liegt der Frauenanteil knapp unter 20 Prozent. Offiziell gilt bei der CDU eine Frauenquote von 33 Prozent, doch die ist nicht verbindlich.

Bei der Frauen-Union rennt Günther offene Türen ein. „Genau das, was wir immer gefordert haben“, sagte die schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Katja Rathje-Hoffmann den Lübecker Nachrichten. Dagegen höhnte SPD-Landeschef Ralf Stegner: „Willkommen im Jahr 2018“ – obwohl die SPD mit ihrer 40 Prozent-Quote noch weit hinter Günthers Vision zurückbleibt.

Die schleswig-holsteinische CDU soll nach Günthers Willen Quotenvorreiterin werden, er selber will rechtzeitig vor der nächsten Landtagswahl auf die Kreisverbände einwirken, mehr Frauen ganz oben auf den Wahllisten zu platzieren.

Das Problem beginnt an der Basis

Doch das Problem beginnt an der Basis. Der Frauenanteil im schleswig-holsteinischen CDU-Landesverband liegt bei nur 24, 5 Prozent – Platz 13 von 16 Bundesländern. Noch schlechter schneidet allerdings die CDU-Niedersachsen mit 13,2 Prozent auf Platz 15 ab. An der Spitze der CDU-Frauencharts liegt Hamburg mit 39,3 Prozent, knapp vor Bremen mit 36 Prozent.

Doch Hamburgs CDU tut sich mit der Quote extrem schwer. So schickte sie vier Männer in den Bundestag und keine einzige Frau.

Parteichef Roland Heintze setzte Ende März durch, dass in Zukunft alle CDU Orts- und Kreisverbände einen dritten Stellvertreterposten extra für Frauen bekommen. So würden, freute sich Heintze, 58 Pöstchen für Frauen geschaffen, ohne dass ein einziger Mann sein Amt verliere. Die Pläne aber stoßen bei der Frauen-Union auf herbe Kritik. Frauen dürften nicht nur Kassenwarte, Schriftführerinnen oder – wie Heintze plant – Stellvertreterinnen von Männern werden.

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3 Kommentare

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  • Warum nicht Quote = Frauenanteil in der Partei? Geht ja um Positionen innerhalb der Partei. Zusätzlich wäre ja auch noch ein Hebesatz zwecks Förderung möglich. Aber dann sollte es auch Verbindlich sein.

    Und wenn ich an Horstis Führungsspitze denke kann ich fast nur noch schmunzeln, wenn es nicht so traurig wäre.

  • Das erscheint alles nur auf den ersten Blick als Zunahme der Gerechtigkeit. Das ganze ist so eine Art Rosinenpickerei. Angefangen bei Vorstandsmitgliedern oder Aufsichtsratbesetzungen (oder so) hört sich das ja auch nicht schlecht an. Aber gucken wir uns die soziale Leiter der Berufe doch bitte auch mal von ganz unten an: Bei Müllwerkern gibt nie ein Binnensternchen, oder ? Haben wir je schon mal gehört, daß eine Frauenquote im Straßenbau gefordert wird ? Wie hätten wir uns das denn auch vorzustellen ? Nach der Zeugnisausgabe tritt der Lehrer, bzw. die Lehrerin vor die Klasse und verkündet laut, daß Jacqueline und Mandy zur Armee gehen, Rosamunde Müllwagenfahrerin wird und Claudia in Zukunft kleine Brötchen backt ? Kommt, das ist doch Tinneff. Kein Fernsehsender spricht bei einem Anschlag von Terrorist*Innen oder Verbrecher*Innen usw. Das sind immer nur wir. Oder ist das vielleicht ein Rest von Gentleman ? Das wäre doch mal eine gute Nachricht.

  • Quoten führen nicht immer zu der besten Besetzung. Als Ziel kann das sinnvoll sein, aber wenn von 200 BewerberInnen auf 40 Jobs nur 20 Frauen sind, ist die 50% Quote nicht sehr zielführend. Hier scheint Daniel Günther vielleicht eher auf die zukünftigen Wählerinnen und das tolle Medienecho zu setzen. Letztendlich sollte bei der Bewerbung das Geschlecht als Auswahlkriterium genau ausgeschlossen sein, wie Hautfarbe, Alter usw., und nur die fachliche und persönliche Eignung entscheiden sein.