piwik no script img

Franziska Preuß über Biathlon-WM„Ich muss jetzt nicht zaubern, um das zu schaffen“

Vor der Biathlon-WM erzählt die Weltcup-Führende Franziska Preuß, weshalb sie so gut in Form ist – und was sie anders macht als früher.

Gut gelaunt ins Ziel: Franziska Preuß trifft mal wieder vor der Konkurrenz ein Foto: Alessandro Trovati/ap
Interview von Lars Becker

taz: Frau Preuß, wann und mit wem waren Sie auf den WM-Strecken in der Lenzerheide und wie finden Sie die Anlagen da?

Franziska Preuß: In der Lenzerheide war ich am Anfang der Trainingssaison für eine gute Woche. Die Anlagen sind echt gut. Ich wollte vorher nochmal da hinfahren, weil wir in Lenzerheide auch wettkampfmäßig noch nicht oft waren. Deshalb war mir die eine Woche Schießen dort auch wichtig. Ich habe mir viele Notizen gemacht und hoffe natürlich, dass ich die jetzt auch anwenden kann.

taz: Sie sind in diesem Winter so stark und stabil wie nie zuvor. Woher kommt das?

Preuß: Ich denke, durch das Training den ganzen Sommer. Ich glaube, der Game-Changer war jetzt einfach mal, gesund zu bleiben. Ich weiß, wie mein Körper auf gewisse Sachen reagiert. Das versuche ich, bestmöglich zu nutzen. Ich sage den Trainern, was ist mir wichtig ist, was ich erwarte und wie ich mein Training machen will. Im Winter ist es schlussendlich so, dass der eigene Name auf der Ergebnisliste steht und nicht der Name eines Trainers. Man muss selbst die Verantwortung für sich übernehmen und das habe ich relativ kompromisslos gemacht.

taz: Wenn Sie die Wahl hätten, Einzel-WM-Medaille oder Gesamtweltcup-Sieg, was würden Sie nehmen?

Preuß: Ich glaube, den Gesamt-Weltcupsieg. Das ist wirklich eine der größten Leistungen, die man erreichen kann. Da zählt nicht nur ein Tag, sondern viele Tage zwischen November und März. Das ist echt cool. Es ist eine Mega-Leistung, wenn man das gewinnt, Zweiter oder Dritter wird. Natürlich würde ich aber zu einer WM-Einzelmedaille nicht Nein sagen.

Im Interview: Franziska Preuß

30, feierte ihre größten WM-Erfolge vor zehn Jahren im finnischen Kontiolahti, wo sie Gold in der Staffel und Silber im Massenstart holte.

taz: Für Sie ist es jetzt die siebte Weltmeisterschaft, aber der erste Start im gelben Trikot bei der WM. Fühlt sich das anders an und ist das ein besonderer Druck?

Preuß: Nein, groß anders fühlt es sich nicht an. Natürlich hat man ein bisschen mehr Selbstvertrauen im Gepäck. Dieses Jahr habe ich schon das eine oder andere Mal den Schritt aufs Podium geschafft. Ich weiß, worauf es ankommt. Ich muss jetzt nicht zaubern, um das zu schaffen. Es ist also eine gewisse Gelassenheit, die ich erlebe.

taz: Wie groß ist Ihre Sehnsucht nach einer weiteren WM-Einzelmedaille?

Preuß: Natürlich sehr groß. Es ist fast zehn Jahre her, als ich das letzte Mal eine Einzelmedaille gewonnen habe. Es wäre ein cooles Jubiläum. Gerade nach den letzten Wochen, wo ich fast bei jedem Rennen auf dem Podium war, wäre es natürlich eine Enttäuschung, wenn man das zur WM nicht schafft. Deswegen ist schon das Ziel, eine Einzelmedaille mit nach Hause zu nehmen.

taz: Mit den Erfolgen kommt auch mehr Aufmerksamkeit. Wie wohl fühlen Sie sich in dieser Rolle im Rampenlicht?

Preuß: Ja, das ist nicht meine Lieblingsrolle, ich stehe nicht so gerne im Mittelpunkt. Aber es gehört dazu. Ich kann das auch relativ gut ausblenden. Wenn ich daheim bin, dann hat sich für mich nicht wirklich viel verändert im Vergleich zu den letzten Jahren. Da ist immer noch derselbe Mensch, dieselbe Sportlerin.

taz: Sie waren in den letzten Wochen eine absolute Bank am Schießstand und die deutschen Männer nicht. Ist denn mal jemand zu Ihnen gekommen und hat Sie gefragt, wie Sie das eigentlich machen?

Preuß: Ja, die Männer haben mich schon wegen meinem Liegendschießen angesprochen, was ich denn da mache und wie. Bei mir steckt jahrelange Arbeit dahinter. Ich könnte es gar nicht in einem Fazit erklären, was ich da genau mache. Man versucht natürlich, einen Tipp zu geben. Aber es ist ja im Biathlon nicht so, dass alle Wege gleich sind. Jeder liegt anders im Anschlag und jeder fühlt sich auch anders. Deshalb kann man nicht pauschal sagen: Mach so, weil dann triffst du.

taz: Sie hatten einmal erklärt, dass Sie nach Olympia möglicherweise Ihre Karriere beenden wollen. Dann wäre das jetzt in der Schweiz die letzte Chance auf WM-Medaillen…

Preuß: Ich habe jetzt ehrlicherweise noch gar nicht so darüber nachgedacht. Als Sportler ist man immer so im Hier und Jetzt und konzentriert sich auf die aktuelle Aufgabe und was dann eventuell in ein, zwei Jahren ist oder sich ändert, spielt für mich aktuell gar keine Rolle. Man versucht jeden Tag einfach das Beste rauszuholen, deshalb ist das kein großes Thema für mich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!