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Franziska Giffey und der GroßstadtverkehrWas Berlin von Paris lernen kann..

Uta Schleiermacher
Kommentar von Uta Schleiermacher

… bleibt auch nach dem Besuch von Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey dort offen. Thema ist statt dessen ein Beinahe-Unfall.

Vorbildlich autofrei: Rue de Rivoli in Paris Foto: Christian Böhmer / dpa

E s hätte glänzend aussehen können, das Bild, das von Franziska Giffeys erster Auslandsreise als Regierende Bürgermeisterin bleibt. Denkbar wäre gewesen, dass die Sozialdemokratin in Begleitung von Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) und Ragnhild Sørensen (vom Verein Changing Cities, der der Verkehrswende in Berlin Druck macht) bei heißer, die Notwendigkeit der Verkehrswende noch unterstreichender Julisonne an der Seine entlang Richtung Champs Élysées radelt, während sie sich von der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo zeigen lassen, wie die die Pa­ri­se­r*in­nen zum Radfahren gebracht hat.

Das Bild von vier starken Frauen also, die über Verkehr and the City sprechen, als wäre es das Wichtigste wenn nicht auf der Welt, so doch in ihrem Leben. Ein Bild, bei dem vielleicht sogar ein wenig hätte abfärben können auf Giffey, Jarasch und Sørensen von der mühelosen Eleganz, mit der Hidalgo anscheinend in den vergangenen Jahren die Stadt der Liebe umbaut zu einer Fahrradstadt. So jedenfalls wird es seit Jahren über sie geschrieben.

Es wäre auch ein Bild, das gut zu Giffeys Abschlussstatement gepasst hätte. Berlin und Paris könnten „sehr viel voneinander lernen“, hatte sie nach ihrer Paris-Reise gesagt, schließlich stünden beide Städte „vor sehr ähnlichen Herausforderungen – gerade in Fragen der nachhaltigen Stadtentwicklung hin zu klimafreundlichen Metropolen“.

Stattdessen klagte die Bürgermeisterin laut Tagesspiegel über einen Beinahe-Unfall, der Giffey aussehen lässt wie eine etwas überforderte Touristin, die mit dem Tempo der Großstadt nicht klarkommt. Denn sie wurde in Paris fast von einem E-Bike angefahren, oh Schreck. Das erzählte sie der Zeitung jedenfalls offenbar zum Abschluss ihrer Delegationsreise.

Aber nicht nur dass das Bild der Regierenden in Paris damit nun eher trutschig statt glamourös ausfällt – diese belanglose Anekdote bestärkt Giffey anscheinend in ihrem skeptischen Blick auf eine rasche Verkehrswende in der deutschen Hauptstadt. „Die autofreie Stadt ist auch in Paris noch ganz irdisch“, zitiert der Tagesspiegel die Regierende zu ihrem Nur-Beinahe-Unfall. Der Ausbau der Radwege habe zu neuen Konflikten geführt, aber vergleichsweise wenig erreicht, weil das Auto immer noch das wichtigste Fortbewegungsmittel in Paris sei.

Dass Giffey an der Pariser Verkehrspolitik kein großes Interesse hat, hätte vorab klar sein können. Denn statt Jarasch und Sørensen hatte sie den Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos), den Berliner IHK-Chef und den Geschäftsführer von Berlin-Partner dabei. Es war eine Wirtschafts- und keine Verkehrsdelegation.

Und auch Antworten auf die Frage, wie denn Unfälle zwischen E-Bikes und Bür­ger­meis­te­r*in­nen künftig am besten zu vermeiden seien, waren von Giffey nicht zu hören. Aber wie läuft es denn in der weitgehend autofreien Rue de Rivoli im Vergleich zum autofreien Abschnitt in der Friedrichstraße? Hier könnten Berlin und Paris doch sicher voneinander lernen.

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Uta Schleiermacher
Redakteurin für Bildung und Feminismus in der taz-Berlin-Redaktion
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