■ Frankreich bewaffnete Ruandas Mörder: Für Paris war der Völkermord „nicht so wichtig“
Berlin (taz) – Ruandas Völkermörder sollen noch gegen Ende des ruandischen Genozids 1994 mit Waffen aus Frankreich versorgt worden sein. Die konservative französische Zeitung Figaro berichtete gestern, die militärische Zusammenarbeit Frankreichs mit der damaligen ruandischen Regierung sei „mindestens bis Ende Mai“ 1994 weitergegangen.
Zwischen April und Juni 1994 wurden in Ruanda über 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu ermordet. Waffen für das für den Völkermord verantwortliche Regime, das später nach Zaire floh, wurden laut Figaro noch am 30. Mai in die zairische Stadt Bukavu geflogen, die direkt an der Grenze zu Ruanda liegt. Die ruandische Botschaft in Paris habe die Waffen bestellt, französische Firmen hätten die Lieferung vermittelt und zum Teil die Transportkosten bezahlt. Die Zeitung zitiert den damaligen französischen Präsidenten François Mitterrand mit der Bemerkung, in Ruanda sei ein Völkermord „nicht so wichtig“.
Daß über das zairische Bukavu während des Völkermordes Waffen an Ruandas Hutu-Extremisten gingen, war im Juni 1994 bereits bekannt. Kirchenmitarbeiter berichteten damals der taz, der Flughafen von Bukavu sei zu diesem Zweck von französischen Technikern mit Nachtflugeinrichtungen versehen worden. In der Nacht vom 6. zum 7. Juni – also eine Woche nach der im Figaro genannten Waffenlieferung – seien 17 Lastwagen voller Waffen von Bukavu über die Grenze nach Ruanda gefahren worden. Die belgische Zeitung Le Soir berichtete zur gleichen Zeit, französische Militärs seien an der Grenze präsent – Vorhut der französischen Truppe, die Ende Juni für zwei Monate den Westen Ruandas besetzte und von den Hutu-Milizen als Retter begrüßt wurde. Eine offizielle Aufarbeitung der französischen Rolle beim Völkermord in Ruanda hat es nie gegeben. D.J.
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