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Food Hub Bremen in den AnfängenKochen, brauen, rösten

Ein Food Hub soll Grün­de­r*in­nen in der Lebensmittelbranche unterstützen – doch die Planung dauert. Ein Vorläufer soll jetzt schon starten.

Kulinarische Innovation (hier: Gelhähnchen aus Bremerhaven) braucht Raum zum Ausprobieren Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Bremen taz | Schaut man auf das verarbeitende Gewerbe im Land Bremen, ist die Lebensmittelbranche auf Platz zwei: Immerhin 10.000 Menschen sind dort beschäftigt. Abwanderungen – man denke nur an Hachez, Kellogg’s und Coca Cola – und der Strukturwandel in der Branche „resultieren allerdings in großen Herausforderungen, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen auch zukünftig zu sichern“.

So steht es in der Vorlage für die Wirtschaftsdeputation am 29. September, bei der entschieden werden soll, erste Vorläufer für den Food Hub auf den Weg zu bringen. Die Landesregierung möchte damit den beschriebenen Trend stoppen und Bremen wettbewerbsfähig halten.

Der Food Hub soll Gründungshilfe in der Lebensmittelindustrie leisten: Am Großmarkt in Bremen soll dafür ein Ort entstehen, in dessen Küchen Start-ups Produkte und Rezepturen entwickeln sowie erste Schritte Richtung Produktion machen. Zudem sollen Co-Working-Spaces entstehen sowie betriebswirtschaftliche Beratung und Veranstaltungen angeboten werden.

„Wir haben hier viele Gründende aus dem Bereich Food, die mit ihren Ideen bereits an den Start gegangen sind oder diese umsetzen wollen“, berichtet Andrea Bischoff vom Starthaus Bremen. Als „zentrale Anlaufstelle für Grün­de­r:in­nen in Bremen und Bremerhaven“ sei das Starthaus in die laufenden Gespräche involviert.

Das Food Hub wird Unterstützung bieten – als Ort zum Ausprobieren mit der nötigen Infrastruktur, Testküche, Großgeräten

Andrea Bischoff, Starthaus

Vom Food Hub würden die Start-ups profitieren; der Bereich unterliege „speziellen und sehr komplexen Anforderungen“, entsprechend hoch seien die Hürden für neu in den Markt Einsteigende. „Das Food Hub wird hier konkrete Unterstützung bieten – als Ort zum Ausprobieren mit der nötigen Infrastruktur, Testküche, Großgeräten“, so Bischoff. Auch mit der nötigen Expertise in Sachen Zertifizierungen, Verpackung oder auch Lebensmittelsicherheit.

Aber: All das dauert noch. Deswegen haben sich die Wirtschaftssenatorin und die M3B GmbH ein Konzept überlegt, das zwei kleinere alternative Standorte für einen zeitnahen Start vorsieht: das „Beck’Stage“ in der ÖVB-Arena und das „Food Studio“ in der Alten Schnapsfabrik. „Zwei Locations, die sich durch die vorhandenen küchentechnischen Ausstattungen und Nutzungsoptionen ideal ergänzen“, heißt es in der Vorlage für die heutige Sitzung. Und sie seien kurzfristig verfügbar.

Die Gesellschaft M3B, deren Eigentümerin die Stadt ist, wurde 2018 durch einen Zusammenschluss mehrerer Unternehmen gegründet und ist unter anderem für den Großmarkt und die Messe zuständig. M3B soll das ganze nun umsetzen; dafür will die Wirtschaftsdeputation heute eine Fördersumme von 645.000 Euro beschließen, die in diesem und nächstem Jahr fließen soll.

CDU-Fraktionsvorsitzender Heiko Strohmann ist zufrieden mit der Wahl der Projektpartnerin. So könne das Ganze „vernünftig und mit einem unternehmerischen Hintergrund“ laufen. Denn innovative Ideen reichten nicht aus, um erfolgreich zu sein; Marketing, sich präsentieren zu können – das zähle auch. „Wir werden dem heute zustimmen“, so Strohmann mit Blick auf die Deputation. Der Ansatz sei gut und helfe, im Wettbewerb mit anderen Städten mitzuhalten.

Unter den Gründungen gebe es einen hohen Anteil, der sich „regionale, faire und ökologische Ziele“ setze, sagt Robert Bücking, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünenfraktion und Deputationsmitglied. Dass dies aber keine Voraussetzung für die Förderung ist, findet Bücking okay: „Die Stärkung dieser Ziele soll durch Beratung und Qualifizierung der Gründerszene verfolgt werden und nicht durch die Limitierung des Zugangs zu den Versuchsküchen.“

Wenn die Deputation heute zugestimmt hat, müsse die Vorlage noch durch den Haushalts- und Finanzausschuss, so der Sprecher der Wirtschaftssenatorin. Geköchelt werden solle an den beiden Orten erstmals schon im Laufe des Herbstes. Im kommenden Jahr wird sich die Deputation dann damit befassen, wie es mit dem geplanten Food Hub am Großmarkt weitergeht.

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