Folgen des Klimawandels: Spanien trocknet aus
Im Herbst und Winter müsste es auf der iberischen Halbinsel regnen. Aber das begehrte Nass bleibt aus. Die Folge: leere Stauseen und Waldbrände.
Zwei Drittel des Landes leiden laut staatlichem Wetterdienst (Aemet) seit nunmehr drei Jahren darunter, dass Niederschläge ausbleiben. Am stärksten betroffen sind das nordwestspanische Galicien (das eigentlich ein feuchtes Klima hat), das ohnehin trockene Landesinnere, Andalusien im Süden und Katalonien im Nordosten.
Wie lange die Trockenheit anhalten wird, kann keiner sagen. Der Grund dafür, dass der Regen ausbleibt, ist – so der Wetterdienst – ein überstarkes Azorenhoch. Es schirmt die Iberische Halbinsel seit 2016 fast anhaltend von Tiefdruckgebieten ab. Erfahrungen aus den 1990er Jahren zeigen, dass eine solche Großwetterlage durchaus Jahre dauern kann. Schon jetzt erwarten Meteorologen: Bis weit in den Winter hinein wird es zu keinen nennenswerten Niederschlägen kommen. Laut Regierung ist die Wasserversorgung bis zum Jahresende gesichert; danach wird dann der Verbrauch eingeschränkt werden müssen.
Die Folgen: Die Erträge der Landwirtschaft gehen stark zurück. Die Viehzüchter müssen Futter zukaufen, da die Weiden vertrocknet sind; und das bei steigenden Getreidepreisen, die den schlechten Ernten zu verdanken sind. Auch die Industrie und die Bevölkerung spüren den Regenmangel. Denn leere Stauseen bedeuten weniger billigen Strom aus Wasserkraftwerken. Die Tarife steigen.
Das größte Problem sind die Waldbrände
Hinzu kommt die Luftverschmutzung. In vielen Städten, allen voran die Hauptstadt Madrid, musste der Verkehr längst eingeschränkt werden. Und das größte Problem sind die Waldbrände. Schon lange wüteten nicht mehr so viele Feuer wie in diesem Jahr. In den ersten drei Quartalen fielen 106.000 Hektar den Flamen zum Opfer. Im benachbarten Portugal waren es dreimal so viele.
Auch dort war das Wasser noch nie so knapp wie jetzt. Die beiden wichtigsten Flüsse, der Duero und der Tajo, kommen fast leer aus Spanien. Mit Ausnahme der portugiesischen Inseln ist das gesamte Land vom Wassermangel betroffen. Die Regierung überlegt sich, nachts die Wasserversorgung abzuschalten. Viseu, eine 100.000-Einwohner-Stadt im Norden, muss bereits mit Tanklastern versorgt werden.
Auch Frankreich und Gebiete in Nordafrika sind von der Trockenheit betroffen. Im armen Marokko steigen die Lebensmittelpreise. In mehreren Städten im Süden kommt es regelmäßig zu Protesten, weil es kein Trinkwasser mehr gibt und die Menschen oft kilometerweit gehen müssen, um mit das begehrte Nass herbeizuschaffen.
Klimaforscher sind sich einig. Schuld hat der Klimawandel, der seit den 1980er Jahren klar zu beobachten sei. Seit der Jahrtausendwende ändere sich das Klima immer schneller. Jorge Olcina, Forscher an der Universität im spanischen Alicante, spricht von „subtropischem Klima“. Die Temperaturen steigen Jahr für Jahr. Die Niederschläge gehen zurück, und wenn es regnet, dann regnet es heftig. Ein Blick nach Italien zeigt, was er damit meint. Mitten in der lang anhaltenden Trockenheit kam es zu sintflutartigen Regenfällen, die Mitte September und dann wieder Anfang November für schwere Überschwemmungen sorgten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen