piwik no script img

Folgen des Großbrands in HamburgWarnung vor giftigem Wasser

Der Großbrand an der Hamburger Billstraße hat zu Umweltbelastungen geführt, besonders im Hafenwasser. Detaillierte Ergebnisse stehen jedoch noch aus.

Mit verschiedenen Sustanzen kontaminiert: Brandort an der Hamburger Billstraße Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Osnabrück taz | Wenn Kühlschränke und Baumaschinen in Flammen aufgehen, Harnstoff-Granulat und entzündbare Flüssigkeiten, wird es für die Umwelt hässlich. Beim Großbrand in der Hamburger Billstraße vergangene Woche, auf dem Gelände eines Autoverwerters, ist genau das passiert.

Das Brandareal, laut Hamburger Umweltbehörde rund 35.000 Quadratmeter groß, werde „mit verschiedenen Substanzen kontaminiert sein“, prognostiziert Renate Pinzke der taz, Sprecherin der Behörde. „Untersuchungen können erst nach Freigabe des Geländes durch die Feuerwehr stattfinden.“

Was die Luftwerte angeht, hatte Hamburgs Behörde für Inneres Entwarnung gegeben. Messungen hatten „keine gesundheitsschädlichen Konzentrationen von Brandgasen in der Atemluft nachweisen“ können, versichert Behördensprecher Tim Spießberger der taz.

Die Wasserwerte sind problematischer. „Zeitnah“ seien Absorbersperren ausgelegt worden, um schwimmende Schadstoffe aufzunehmen, sagt Pinzke, denn die Bille und die nahen Kanäle sind „durch das eingeleitete, kontaminierte Löschwasser stark betroffen“. Die Umweltbehörde hat Messungen veranlasst, „detaillierte Erkenntnisse“ liegen noch nicht vor. Mittlerweile warnt sie vor „Kontakt mit dem Wasser“. Ein Teil des Löschwassers war in den Hafen gelaufen.

Öl in der Bille?

Was der Feuerwehr als „Fahrzeugbrand im Freien“ gemeldet worden war, stellte sich rasch als Großschaden heraus. Die letzten Brandverhütungsschauen der Feuerwehr in den betroffenen Gebäuden sind von Ende 2021, Anfang 2022. Insgesamt kam es im Industriegebiet seit 2021 zu 15 Schauen. Dabei wurden Mängel festgestellt, sagt Spießberger und gibt Beispiele: „ungeprüfte Feuerlöscher, unzureichende Rettungswegkennzeichnung, zugestellte Rettungswege, unsachgemäße Lagerung von Waren“.

Matthias Beth, der eigentlich anders heißt, war auch am Wochenende wieder vor Ort. Er hat eine Ente gesehen, in einer riesigen Öllache. „Die Sperren sind nutzlos“, sagt er der taz. „Öl und anderes fließt unter ihnen durch, seitlich an ihnen vorbei. Das Wasser wirft Blasen, da laufen offenbar chemische Reaktionen ab.“

Was er nicht versteht: „Warum ist niemand hier, der den Mist aus dem Wasser holt? Und warum hat sich bisher kein Behördenvertreter bei denen blicken lassen, die direkt neben dem Brandort wohnen? Die fühlen sich völlig im Stich gelassen!“

Anwohner denken jetzt über die Gründung einer Bürgerinitiative nach. Kein Schrott soll hier mehr lagern, keine Chemie. „Heiße Luft“ von Politik und Bezirks­amt nehme man nicht mehr hin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!