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Folge der ErderhitzungHitzewelle bis zu vier Grad heißer

Der Juni war in Westeuropa der heißeste seit Beginn der Messungen. Eine Studie zufolge war die Hitze wegen des Klimawandels besonders heftig.

Abkühlung wird immer wichtiger: Der Klimawandel verstärkt Hitzewellen Foto: Thomas Warnack/dpa

Paris afp | Die jüngste Hitzewelle in Westeuropa ist laut einer Studie wegen des menschengemachten Klimawandels um bis zu vier Grad heißer ausgefallen. Dieser zusätzliche Temperaturanstieg habe auch die Zahl der Hitzetoten erheblich ansteigen lassen, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Imperial College London. Für die 30 Millionen Bewohner der untersuchten Städte, darunter Paris, London und Madrid, habe sich zudem das Gesundheitsrisiko vergrößert.

Bei der extrem frühen, starken und lang andauernden Hitzewelle waren seit Ende Juni in vielen Ländern Europas die Temperaturen auf über 40 Grad Celsius gestiegen. Die Wissenschaftler schätzen die Zahl der durch die Hitzewelle vorzeitig gestorbenen Menschen in den zwölf untersuchten Städten auf 2.300. Ohne den Klimawandel hätte es etwa 1.500 Todesfälle weniger gegeben, heißt es in der Studie.

„Für Tausende von Menschen kann ein Temperaturanstieg um nur zwei oder vier Grad eine Frage von Leben und Tod sein“, sagte Garyfallos Konstantinoudis vom Imperial College London. Deshalb seien Hitzewellen als „stille Killer“ bekannt. „Die meisten Todesfälle ereignen sich zu Hause oder in Krankenhäusern fernab der Öffentlichkeit und werden selten gemeldet“, fügte er hinzu.

Um den Einfluss des Klimawandels zu beurteilen, simulierten die Wissenschaftler die Intensität der Hitzewelle in einer Welt ohne den massiven Ausstoß von Treibhausgasen, der vor allem durch fossile Brennstoffe verursacht wird.

Heißester Juni in Westeuropa

Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler mehrerer europäischer Forschungsinstitute betonten, dass es sich um eine Schätzung handle. Bis zu einer offiziellen Bilanz der jüngsten Hitzewelle wird es voraussichtlich mehrere Wochen dauern. In den vergangenen Sommern hatten Hitzewellen bereits Zehntausende vorzeitiger Todesfälle verursacht.

Unterdessen meldete das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus, dass der vergangene Monat der heißeste Juni war, der je in Westeuropa gemessen wurde. Weltweit handelt es sich um den drittheißesten Juni überhaupt, wobei die bisherigen Höchstwerte aus den vergangenen beiden Jahren stammen.

Die internationale Gemeinschaft hat im Pariser Klimaabkommen von 2015 vereinbart, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dabei gilt der Mittelwert in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten. Angesichts der anhaltenden Nutzung fossiler Energieträger wie Erdöl scheint diese Grenze nach Einschätzung vieler Fachleute kaum mehr einzuhalten zu sein.

Jedes Zehntelgrad Erwärmung hat weitreichende Folgen. Durch den fortschreitenden Klimawandel nehmen extreme Wetterphänomene wie Hitzeperioden, Stürme und Starkregen zu.

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3 Kommentare

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  • Sind wir nicht schon in einer TESTPHASE, ob die evtl. noch zu hoffnungsvollen Verhersagen der Metereologen überhaupt noch zu treffen? Ich frage mich. Was ist, wenn es alles schon VIEL SCHNELLER geht, wenn das Eis geschmolzen und es keinerlei Rückweg aus dieser Klimakatstrophe mehr gibt? Sollten wir nicht SPÄTESTENS JETZT (warum nicht auch, in dem wir Klimaleugner einsperren und Profiteure des CO²-Verbrauch verurteilen) alle nicht unbedingt notwendigen CO²-Verbräuche ABSTELLEN, Autos stilllegen, Flugzeuge verschrotten und uns darauf beschränken, nur noch so zu handeln, dass das reine Überleben gesichert wird und das solidarisch. Wir hatten doch schon ein Beispiel, dass es in der Covid-Pandemie möglich war, verzichten zu lernen, um uns zu schützen. (Das Tollste wäre, wenn Musk Typen wie Putin, Trump, Netanyahu, Orban, Huber zu einem One-way-Flug zum Jupiter einladen würde....)

    • @Dietmar Rauter:

      Den Preis für naive Träumerei haben Sie schon mal sicher.



      Allein, wenn man sich die Bestellungen für neue Flugzeuge, und hier besonders aus Asien, einmal anschaut, wird sich dieser in den nächsten Jahren mindestens mal verdoppeln. Und ein eigenes Auto ist in den meisten Ländern der Welt immer noch ein Objekt der Begierde, Statussymbol oder einfach dringend notwendig.



      Was Sie hier verlangen, ist einfach der Schritt der Menschheit zurück in die Höhlen und Palmenhütten.

  • "Der Juni war in Westeuropa..."



    Demnächst wird dann die höchste jemals gemessene Temperatur in Catrop-Rauxel als Beleg für den menschengemachten Klimawandel herhalten müssen.