Flussüberquerung in Hamburg: Per Fahrrad über die Alster
CDU-Politiker möchte Ost- und Westufer der Alster für Fußgänger und Radfahrer verbinden. Verkehrsclub legt Konzept für Linienverkehr vor.
Es gibt zwar noch 18 Schiffe der weißen Alsterflotte, doch die fahren für den Tourismus, mit höheren Preisen. 125 Jahre lang davor fuhren die Menschen mit den Alsterdampfern auch zur Arbeit, doch seit 1983 gibt es keinen Linienverkehr mehr. „Die Argumentation ist: Wenn die Pendlerfähre kommt, fahren die Touristen nicht mehr mit den Ausflugsschiffen, sondern mit der billigeren Fähre“, sagt Westenberger. Er hält das nicht für stichhaltig.
Denn seine Idee ist eine Pendelfähre zwischen dem Anleger Uhlenhorster Fährhaus am Ostufer und der Haltestelle Fährdamm am Westufer. Sie sollte auch eine Rampe für Fahrräder haben und zu Stoßzeiten morgens und abends häufig fahren. Nur vier, fünf Minuten dauert die Fahrt an dieser schmalen Stelle. Vor 150 Jahre hatte ein Architekt dort sogar mal einen Tunnel geplant. „Welcher Tourist fährt denn drei, vier Mal zwischen Uhlenhorst und Rothenbaum hin und her?“, fragt Westenberger.
Doch Studierende, die östlich der Alter wohnen, kämen so leichter zur Uni im Grindelviertel, auch vom Schlump aus könnte man schneller das Berliner Tor erreichen, sagt Westenberger. „Manche Menschen gehen ja auch zu Fuß zu Arbeit.“ Ein Radler spare drei oder vier Kilometer, ein Fußgänger gar 30 bis 45 Minuten, die es dauert, um die Alster zu umrunden.
Nicht werktags, aber am Wochenende gibt es die Pendelfähre schon. Zwischen 11 und 16.50 Uhr fährt das Museumsschiff „Aue“ im 20-Minuten-Takt zwischen Uhlenhorster Fährhaus und Fährdamm. Preis zwei Euro.
Die Alsterkreuzfahrt startet stündlich von 10.15 Uhr bis 17.15 ab Jungfernstieg und fährt sieben Haltestellen an. Pro Anleger zwei Euro, ab fünf Anlegern zehn Euro, Tageskarte 15 Euro.
Die Alsterrundfahrt für Touristen fährt ohne Stopp. Preis für Erwachsene 15 Euro.
Das Thema Alsterfähren hat erst kürzlich die Bürgerschaft beschäftigt. Die CDU wollte einen zweijährigen Pilotbetrieb für eine Nord-Süd-Verbindung von Winterhude bis Jungfernstieg. Rot-Grün ließ den Antrag nicht mal zur Beratung an den Fachausschuss überweisen. Hamburg sei schließlich nicht Venedig. Doch im Bezirk Nord gab es im März eine Anhörung im Verkehrsausschuss, wo die SPD zumindest Symphatie für eine Ost-West-Verbindung äußerte, wenn es sich rechnet.
Und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat kürzlich gar ein eigenes Konzept für einen Alster-Linienverkehr vorgelegt, das mit den bestehenden Schiffen und Personal auskommen will. Alle halbe Stunde könnten diese im Zickzack vom Jungfernstieg aus über fünf Anleger bis zum Mühlenkamp und zurück fahren.
Dafür müsste die bisherige „Alsterrundfahrt“ für Touristen künftig Stopps einlegen. Sie würde die bisher schon im Zickzack fahrende „Alsterkreuzfahrt“ ergänzen. An der Mundsburger Brücke müsste ein stillgelegter Anleger reaktiviert werden, erläutert VCD-Vorstandsmitglied Alexander Montana. Die Schiffe würden im Halbstundentakt fahren, zwischen den Anlegern Uhlenhorster Fährhaus und Fährdamm sogar im 15-Minuten-Takt. „Gerade in diesem Abschnitt rechnen wir mit den meisten Fahrgästen“, sagt Montana.
Damit der Alstertouristik keine Einnahmen entgehen, sollten die günstigen HVV-Tageskarten nicht gelten, wohl aber werktags die Monats- oder Jahreskarten der Einheimischen. Man sei gern bereit, die Vorschläge mit der Stadt und der Alstertouristik zu diskutieren, sagt Montana.
Die Umweltbehörde würde die Fahrerlaubnis für eine Pendelfähre erteilen, wie ein Sprecher mitteilte. Doch die zur Stadt gehörende Alstertouristik erklärt, für weitere Angebote sei „die Nachfrage nicht da“. Es gebe ja bereits die „Alsterkreuzfahrt“ und am Wochenende mit der „Aue“ sogar eine Pendelfähre.
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