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Fluglärm in Berlin-SchönefeldAuch Flugzeuge sollen nachts ruhen

Nach den Umlandgemeinden will nun auch ein Bürgerverein gegen die Nachtflugregeln für Schönefeld Klage einreichen. Die Nächte sollen konsequent lärmfrei. bleiben, fordern die Bürger

Schlecht zu sehen, aber gut zu hören: Flieger im Nebel über Schönefeld Bild: ap

Der Bürgerverein Berlin-Brandenburg hat angekündigt, gegen die Nachtflugregelung für den künftigen Großflughafen BBI vor das Bundesverwaltungsgericht (BVG) in Leipzig zu ziehen. Vereinssprecher Kristian-Peter Stange sagte am Wochenende, es sei ausreichend viel Geld gesammelt worden. Der Verein hoffe indes auf weitere Spenden. "Die Zielsumme ist noch nicht erreicht", sagte Stange.

Der Beirat des BVBB hatte am Freitagabend einstimmig für eine Klage gegen den ergänzenden Planfeststellungsbeschluss zum Nachtflug in Schönefeld gestimmt. Nach einer Entscheidung des BVG von 2006 sind am BBI-Flughafen künftig von Mitternacht bis 5 Uhr keine Flüge erlaubt mit Ausnahme etwa von Notflügen. Für die Randzeiten ab 22 Uhr und bis 6 Uhr wurden unabweisbare Starts und Landungen erlaubt. Das Gericht beauftragte die Behörde, einen ergänzenden Planfeststellungsbeschluss zu erlassen. Der im Herbst veröffentlichte Beschluss sieht im Prinzip ein Nachtflugverbot in der Kernzeit vor. BBI soll 2011 in Betrieb gehen.

Vier Umlandgemeinden haben bereits gegen den Beschluss Klage eingereicht. Ihrer Ansicht nach weist das Gutachten, das der Entscheidung zugrunde liegt, beträchtliche Fehler auf. Wie der Bürgerverein BVBB wollen die Gemeinden Blankenfelde-Mahlow, Großbeeren, Eichwalde und Schulzendorf erreichen, dass die Genehmigungsbehörde von ihren Zugeständnissen an den Flugplatzbetreiber beim Nachtflug abrückt und zum Kern des Leipziger Urteils von 2006 zurückkehrt. Damals hatten die Bundesrichter betont, dass der Flughafenbetreiber auf das Schutzbedürfnis der Anwohner Rücksicht nehmen muss.

"Wir wollen für unsere Familien Nachtruhe zwischen 22 und 6 Uhr ohne jeden Fluglärm haben", so Stange. Er beurteilte die Erfolgschancen einer Klage als sehr gut. Der Schutz von Anwohnern sei höher einzuschätzen als der Schutz von Wirtschaftsinteressen, sagte er der taz.

Flughafensprecher Ralf Kunkel verteidigte den Planfeststellungsbeschluss. Dieser sei ein ausgewogener "Kompromiss zwischen den berechtigten Anliegen der Anwohner und den wirtschaftlichen Interessen von Fluggesellschaften und des Flughafens". (dpa, taz)

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2 Kommentare

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  • SS
    S. Söllner

    "Berlin lebt doch nachts, warum soll man den Flughafen [nachts] zumachen", fragte Lufthansachef Mayrhuber mit einem Augenzwinkern:

     

    http://www.morgenpost.de/printarchiv/wirtschaft/article1242005/Lufthansa-bremst-BBI-Hoffnungen.html

     

    Das Augenzwinkern macht klar, dass es derzeit keinen wirtschaftlichen Grund gibt, nachts am BBI zu fliegen, und die Chancen, um die sich die Anrainergemeinden nach Auffassung der taz gefälligst kümmern sollen, werden ja auch nicht größer durch den Nachtbetrieb mit Billigurlaubsreisenden, sondern geringer: Die Grundstückspreise in den betroffenen Gemeinden sind kurz-, mittel- und langfristig im Sinkflug. Alle Parteien scheinen das Thema verpennt zu haben. Alle? Nein, nicht ganz: Die neu gegründeten Freien Wähler Berlin nehmen sich des Nachtflugverbotes am BBI an: http://www.freiewaehler-berlin.de/

  • DB
    Dietlind Biesterfeld

    Leider versäumen Sie es in Ihrem Artikel,deutlich zu nmachen, was Grund zur Klage gegen den ergänzenden Planfeststellugnsbeschluss gibt, dass nämlich die Planfeststellungsbehörde die Entscheidung des BVerwG, dass in den Randzeiten nur solche Flüge stattfinden dürfen, für die ein besonderer Grund vorliegt, dass sie nur nachts abgewickelt werden können, in dem ergänzenen Planfeststellugnsbeschluss völlig ignoriert hat und stattdessen irgendwelche Flüge , die nicht sachlich als notwendige Nachtflüge qualifiziert zu sein brauchen, nach einer Quotenregelung zulässt. Das ist klar rechtswidrig. Und während beim Bombodrom alle Welt (inbesondere auch der Landeschef der Planfeststellungsbehörde, M. Platzek ) Mitgefühl hatte mit den Anwohnern wegen der paar geplanten Überflüge, hat mit den Anwohnern des zukünftigen Berliner Flughafens, die ein Vielfaches von Überflügen zu ertragen haben werden, keiner Mitgefühl. Den Hinweis, man solle sich lieber um die Chancen kümmern, als zu lamentieren,hätten Sie sich wirklich sparen können gegenüber Menschen, deren Kinder in Zukunft nur noch 5 Stunden Nachtschlaf zugebilligt bekommen und die ihre Gärten vergessen können.