Flughafen Hahn in Rheinland-Pfalz: Chinesen wollen Pleite-Flughafen
Tausend Pannen und ein glückliches Ende? Ein chinesisches Luftfrachtunternehmen soll nun den Airport im Hunsrück übernehmen.
Damit würde eine ehemalige US-amerikanische Militärbasis an einen Konzern verkauft, an dem der chinesische Staat maßgeblich beteiligt ist. Doch das ist nicht die einzige Kuriosität in der Geschichte vom Aufstieg und Niedergang dieses Regionalflughafens auf dem Hunsrückkamm, der zunächst als Beispiel für gelungene Konversion galt, inzwischen aber ständig Marktanteile verliert und rote Zahlen schreibt.
Das erste Bieterverfahren zur Privatisierung des Flughafens war im letzten Sommer kläglich gescheitert. Obwohl die renommierte Beratungsfirma KPMG den Verkaufsprozess über Jahre begleitet hatte, war das Land als Eigner auf einen windigen Investor, ebenfalls aus China, hereingefallen.
Ein Journalist musste herausfinden, dass an der Adresse des angeblichen Firmensitzes des Investors lediglich ein Reifenhandel zu Hause war. Der vorgelegte Liquiditätsnachweis erwies sich als gefälscht. Die Landtagsopposition hatte im Sommer den Rücktritt des für den Verkauf zuständigen Innenministers gefordert und gegen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) einen Misstrauensantrag in den Landtag eingebracht, den die Mainzer Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen mit ihrer Mehrheit zurückwies. Der spektakuläre Flop lieferte immerhin Stoff für die Büttenreden der Mainzer Fastnacht.
Ein seriöser Käufer aus China
Nun soll alles ganz anders werden. Professor Martin Jonas von der inzwischen eingeschalteten Beratungsfirma Warth & Klein Grant Thornton versicherte am Montag auf einer Pressekonferenz, mit dem Luftfahrtkonzern HNA habe man einen seriösen und äußerst erfolgreichen Käufer gefunden. Der Konzern sei Eigentümer von 13 Flughäfen und weltweit führend bei der Luftfracht.
Nach Zukäufen sei der Konzern der weltweit größte Caterer für Luftverkehrsunternehmen. HNA werde die Mehrheit am Hahn übernehmen und habe zunächst drei Fracht- und drei Passagierflüge wöchentlich von und nach China zugesagt. Allerdings räumte Jonas ein, „damit dreht man den Flughafen nicht in schwarze Zahlen“. Zudem werde HNA die Kosten reduzieren, Entlassungen nicht ausgeschlossen. Doch HNA habe das Potenzial, den Airport zu entwickeln.
Über den Kaufpreis vereinbarten die Verhandlungspartner Stillschweigen. Ein Geschäft dürfte der Verkauf des Flughafens für das Land in jedem Fall nicht werden. Anwalts- und Beratungskosten dürften den Kaufpreis auffressen. Hätte das Land jedoch keinen Käufer für das Objekt gefunden, wäre der Flughafen nach dem von der EU verlangten Ende der staatlichen Subventionen in die Insolvenz geschlittert – mit verheerenden Folgen für Tausende Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region. Aber: „Bis zum Abschluss eines Vertrages gibt es immer Risiken“, sagte Berater Jonas.
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