piwik no script img

Flüchtlingsverbände machen mobilProteste gegen Massen-Abschiebung

Am Montag sollen 50 Vietnamesen abgeschoben werden. Flüchtlingsverbände machen dagegen mobil.

Der Berliner und der Brandenburger Flüchtlingsrat haben gegen die Abschiebung von etwa 50 Vietnamesen am heutigen Montag protestiert. Nach Angaben der Verbände sollen die Flüchtlinge von Schönefeld aus mit der Fluggesellschaft Aeroflot nach Moskau gebracht werden und von dort weiter nach Hanoi. Am darauffolgenden Montag sollten erneut 50 Vietnamesen zur Ausreise gezwungen werden. Die Bundespolizei bestätigte die für heute geplanten Abschiebungen.

Das Verhalten von Aeroflot sei skandalös, kritisierte Martina Mauer vom Berliner Flüchtlingsrat. Sie forderte die Piloten auf, Widerstand zu leisten. Auch Mitreisende des Linienflugs könnten die Abschiebungen verhindern, in dem sie sich nicht hinsetzen und nicht anschnallen.

Die Verbände riefen zudem zu einer Email- und Faxkampagne gegen Aeroflot auf. Mauer erklärte, bei der Fluggesellschaft Air Berlin habe ein solches Vorgehen im vergangenen Jahr Wirkung gezeigt. Das Unternehmen habe erklärt, sich wegen der "schlechten Presse" nicht mehr an Abschiebungen zu beteiligen. Proteste vor Ort sind allerdings nicht geplant.

Von den Vietnamesen sollen derzeit etwa 40 in einer Abschiebehaftanstalt in Berlin-Grünau leben, etwas mehr als ein Dutzend befindet sich den Angaben zufolge in Eisenhüttenstadt. Die übrigen Vietnamesen, die abgeschoben werden sollen, kämen aus Norddeutschland. Die beiden Flüchtlingsräte forderten ein Bleiberecht für die Betroffenen, weil in Vietnam die Bewegungs- und Versammlungsfreiheit noch immer strengen Kontrollen unterliege.

Allerdings wollten einige der Vietnamesen in ihre Heimat zurückkehren, stellten die Flüchtlingsräte klar. Die taz etwa hatte über einen Mittzwanziger berichtet, der innerlich in Deutschland nie angekommen war und nach Hause möchte, seitdem er seine Schlepperschulden abbezahlt hat. Andere Betroffene wehren sich mit Hilfe von Anwälten und Unterstützung von Kirchenseite dagegen. So protestiert der Jesuiten-Flüchtlingsdienst gegen die Abschiebung eines Mannes, der an chronischer Hepatitis C erkrankt ist. Der Mann, ein einfacher Bauer, habe in Vietnam keine adäquaten Behandlungsmöglichkeiten.

Die Menschen waren als Asylbewerber gekommen, in Vietnam aber politisch nicht verfolgt. Sie flohen in der Regel vor den schlechten Umweltbedingungen in dem asiatischen Land. Nach Angaben der Bundespolizei werden Vietnamesen, deren Asylanträge abgelehnt wurden, immer wieder abgeschoben. 2009 hatte es bei einer ähnlichen Sammelaktion Proteste am Flughafen Schönefeld gegeben. Es war mit 104 Passagieren die größte Abschiebung seit Jahren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • MN
    mein Name

    boris abschieben!!!

  • B
    Boris

    Finde ich gut das diese Illegalen ausgeschafft werden. Leider wird das viel zu selten gemacht. Vielleicht könnten ja Linke, Grüne und SPD zu dem Thema mal einen Volksabstimmung voranbringen, von FDP und CDU hört man da ja leider nichts.

  • H
    Holkan

    Man könnte bei den Kommentaren tatsächlich den Eindruck gewinnen, es sei besser den Tod politisch und religös Verfolgter billigend in Kauf zu nehmen, indem man die bezahlbaren Plätze an Wirtschaftsflüchtlinge verteilt.

  • BP
    Billy Pilgrim

    Ich träume von dem Tag, an dem wir auch endlich auch Deutsche abschieben können! Vielleicht in die Schweiz? Da wird es ja langsam immer wohliger für gutes, westeuropäisches Erbmaterial. Allein - sie mögen in der Schweiz die Deutschen ja auch nicht haben! Wenn mir die Schweizer auch oft ein Rätsel sind: das kann ich durchaus verstehen.

     

    "Die Deutschen - man hieß sie einst das Volk der Dichter und Denker: denken sie heute überhaupt noch? - Die Deutschen langweilen sich jetzt am Geiste, die Deutschen mißtrauen jetzt dem Geiste, die Politik verschlingt allen Ernst für wirklich geistige Dinge - "Deutschland, Deutschland über alles" , ich fürchte, das war das Ende der deutschen Philosophie ..." (F. Nietzsche)

  • F
    Franziska

    @aroma_plus,

     

    Ohje, ohje. Muss ich mich jetzt etwa von meinem Lieblings-Pharmareferenten Philipp Rösler verabschieden? Schade, schade... Ich wünsche ihm einen guten neuen Start!

     

    Nie habe ich so herzhaft gelacht!

     

    Ich wünsche ihm einen "guten Flug" mit Aeroflot.

  • D
    denninger

    Warum, "aroma_plus" machst Du es nicht wie der George Berger und steigst für einen der Abzuschiebenden ins Flugzeug?

    Das wäre doch für alle ein Gewinn und Du würdest vielleicht den Unterschied zwischen Staatsbürgerschaft und Ethnie erkennen.

    Tất cả mọi người sinh ra đều được tự do và bình đẳng về nhân phẩm và quyền.

  • A
    aroma_plus!

    Ohje, ohje. Muss ich mich jetzt etwa von meinem Lieblings-Pharmareferenten Philipp Rösler verabschieden? Schade, schade... :) Ich wünsche ihm einen guten neuen Start!