Flüchtlingsprotest in Berlin-Kreuzberg: Kirchenbesetzer sollen umziehen
Die Flüchtlinge sollen noch am Samstag die Thomaskirche verlassen und in einem Studentenhaus unterkommen. Ob sie das Angebot annehmen, ist derzeit unklar.
BERLIN dpa | Die Flüchtlinge in der Thomaskirche im Berliner Stadtteil Kreuzberg sollen noch am Samstag in eine neue Unterkunft umziehen. Man habe ihnen angeboten, in ein kirchliches Studentenhaus zu ziehen, sagte Pfarrerin Claudia Mieth. Bis zum Abend diskutierten die Flüchtlinge mit Kirchenvertretern das Angebot. Ob sie es annahmen, blieb zunächst unklar.
Was passiere, wenn die Flüchtlinge den Vorschlag ablehnten, wisse sie noch nicht, sagte Mieth. Die Besetzung des Kirchenraumes müsse aber enden. Sollten die Flüchtlinge sich gegen den Umzug entscheiden, heiße das aber nicht, dass die Kirche dann geräumt werde. „Momentan schließen wir das als Option noch aus“, erklärte die Pfarrerin.
Das Studentenwohnheim habe den Flüchtlingen seinen Versammlungssaal zur Verfügung gestellt. Das sei eine Chance, die Besetzung der St. Thomas Kirche friedlich zu beenden, hieß es in einer Mitteilung der Gemeinde. Die neue Unterkunft könne für vier Wochen garantiert werden - was danach passiere, könne die Kirche nicht sagen, erklärte Mieth. „Wir versprechen nur, was wir halten können.“
Die vergangene Nacht sei ruhig gewesen, etwa 35 Menschen hätten in der Kirche am Mariannenplatz in Kreuzberg geschlafen, erzählte die Pfarrerin. Am Morgen hätten alle gemeinsam eine Andacht gehalten – auch um zu zeigen, dass der Kirchenraum weiter als solcher genutzt werde.
Etwa 100 Besetzer hatten sich dort am Donnerstagabend niedergelassen. Einige der Flüchtlinge hatten bereits auf dem Oranienplatz in Kreuzberg campiert. Das Zeltlager war im April abgebaut und die Bewohner auf andere Unterkünfte verteilt worden.
Vom 1. bis zum 11. September nahm Berlin 535 neue Flüchtlinge für Asylverfahren auf. Montag und Dienstag waren es weit mehr als 100 pro Tag. Mittwoch und Donnerstag nur noch 32 und 28. Die erwartete Zahl von 10 000 Asylbewerbern in diesem Jahr wird nach Einschätzung des Senats weit übertroffen.
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