piwik no script img

Flüchtlingspolitik der EUHier debattieren, dort Leichen bergen

Die Innenminister der EU wollen über ihre Migrationspolitik. debattieren. Deutschland will nicht mehr Flüchtlinge aufnehmen. In Lampedusa steigt die Zahl der Toten.

Sie haben das Schiffsunglück in Lampedusa überlebt: Eritreer blicken in eine ungewisse Zukunft. Bild: dpa

BRÜSSEL/LUXEMBURG/ROM dpa | Die EU-Innenminister wollen sich am Dienstag in Luxemburg treffen, um über Konsequenzen aus dem Schiffsunglück vor Lampedusa zu sprechen. Vor der Mittelmeerinsel hatten Taucher nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa am Montag 37 weitere Leichen geborgen, damit stieg die Zahl der Toten auf 231. Das Schiff mit den Flüchtlingen war am Donnerstag in Flammen aufgegangen und gekentert. Von den mehr als 400 Menschen an Bord des gesunkenen Schiffes konnten nur 155 lebend gerettet werden.

Innenminister Hans-Peter Friedrich sagte vor dem Treffen in Luxemburg, es müsse über die europäisch-afrikanische Wirtschaft gesprochen werden. Die Entwicklung in den Herkunftsländern der Flüchtlinge müsse so verbessert werden, dass „die Menschen schon keinen Grund haben, ihre Heimat zu verlassen“, sagte Friedrich der Süddeutschen Zeitung. Die Seenotrettung müsse modernisiert werden, damit sich solch eine Katastrophe nicht wiederhole.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sagte der Bild:„Es ist eine Schande, dass die EU Italien mit dem Flüchtlingsstrom aus Afrika so lange alleingelassen hat.“ Die Flüchtlinge müssten in Zukunft gerechter auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt werden. „Das heißt auch, dass Deutschland zusätzliche Menschen aufnehmen muss.“

Regierungssprecher Steffen Seibert wies den Vorwurf zurück. Deutschland tue das, „was seiner Größe und seiner Bevölkerungszahl in Europa entspricht“. Ein Sprecher des deutschen Innenministeriums unterstütze diese Aussage. Der Ruf nach einem gerechteren Verteilungsmechanismus für Flüchtlinge in Europa lasse sich mit Blick auf Deutschland nicht begründen. Deutschland habe im vergangenen Jahr rund 65 000 Asylbewerber aufgenommen – Italien hingegen 15 000.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • B
    Blog

    Leichen bergen ist doch auch wichtig,oder? Soll man sie denn verrotten lassen?

  • Das Thema der Entwicklungshilfe hast Du selbst eröffnet; also bitte- den Schuh "Ablenkungsdebatte" brauche ich mir nicht anzuziehen.

  • G
    Gregor

    Die EU bereitet gerade ein Gesetz vor, dass es allen Fluechtlingen erlaubt, in Europa zu bleiben und zu arbeiten, ganz nach freier Wahl. Die Fluechtlinge sollen besonders in den Bereichen Journalismus und Leserbriefschreiben gefoerdert werden, und damit zu mehr Konkurrenz und mehr Qualitaet in diesem Marktsektor beitragen.

    • E
      Ente
      @Gregor:

      Das ist ein verfrühter Aprischerz, gell?

  • G
    Giftspritze

    Deutschland tut eben nicht was seiner Bevölkerungszahl und Größe entspricht. Das ist eine glatte Lüge. Von den finanziellen Mitteln im Vergleich zu Griechenland und Italien ganz zu schweigen.

     

    Daß man die wirtschaftlichen Verhältnisse in Afrika verbessern müsse ist blanker Hohn. Wir sind seit Jahren nicht in der Lage unsere Selbstverpflichtung zu Entwicklungshilfe zu erfüllen. Ein Dirk Niebel wollte dereinst das ganze Ministerium abschaffen.

     

    Aber die "Schwarzen" sind ja selber schuld...

    • @Giftspritze:

      "Daß man die wirtschaftlichen Verhältnisse in Afrika verbessern müsse ist blanker Hohn"

       

      Völlig richtig- "man" muß die wirtschaftlichen Verhältnisse in Afrika keineswegs verbessern, wenn mit "man" mal wieder der deutsche Steuerzahler gemeint ist.

       

      Sollte mit "man" allerdings die Bevölkerung Afrikas gemeint sein, dann ist es deren ureigenstes Interesse.

      Dazu bedarf es noch nicht einmal eines deutschen Ministeriums.

      • G
        Giftspritze
        @Beteigeuze:

        @ Beteigeuze

         

        Es geht hier zunächst um Fragen der Flüchtlings- bzw. Asilpolitik und nicht um eine Ablenkungsdebatte zum Thema "Hilfe zur Selbsthilfe" wie sie ein Herr Friedrich oder Sie gerne vorschieben würden. Eine solche muß an anderer Stelle geführt werden und nicht im Angesicht von hunderten Toten und dem Versagen europäischnen Verantwortungsbewusstseins.

  • B
    Beobachter

    Wenn ich mich recht erinnere haben leute an Bord ein feuer entzuendet das sich dann schnell ausgebreitet hat und zum Sinken des Schiffes gefuehrt hat. Das ganze hat sich nachts 500 m vor der felsigen kuestte abgespielt. dass man da auch beim besten Willen nicht in 15 oder auch 30 Minuten mit einem Schiff vor Ort sein kann, scheint klar. Insbesondre wegen der schwierigen gewaesser (Felsklippen usw).

    Haben eigentlich die wirklich Schuldigen der Tragoedie - naemlich diejenigen die das Feuer entzuendet haben - ueberlebt? Und wenn ja, sind sie in Haft??? Mir scheint, hier weden die falschen beschuldigt und die Sculdigen ognoriert.

  • G
    gerstenmeyer

    die wahren verbrecher sind nicht europa sondern die schleuser die

    billigend in kauf nehmen dass flüchtlinge zu tode kommen ! auch ist es verantwortungslos der familien die ihre kinder der gefahr aussetzen ums

    leben zu kommen-nicht europa-es ist billig anderen die schuld zu geben-