Flüchtlingslager in Calais: Widerstand gegen Räumung
Bei der umstrittenen Teilräumung des Flüchtlingslagers kommt es in Calais zu Auseinandersetzungen. Die Polizei setzt Tränengas ein.
Migranten setzten während des Prozesses mehrere Zelte und provisorische Bauten in Brand. Nach einem Bericht des Senders BFMTV gingen die Einsatzkräfte auch mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Protestierende vor.
Am frühen Montagabend blockierte eine Gruppe von rund 150 Migranten eine Straße in der Nähe des Lagers. Dabei warfen einige von ihnen nach einem Bericht der französischen Nachrichtenagentur AFP auch Steine auf Fahrzeuge, die auf dem Weg zur Verladung nach Großbritannien gewesen sein sollen. Die Polizei habe die Flüchtlinge schließlich von der Straße gedrängt.
Laut einem Bericht des BBC sind im Laufe des Montags etwa 100 provisorische Unterkünfte abgerissen worden. Zwölf wurden demnach in Brand gesetzt. Außerdem seien vier Personen, unter ihnen auch No Border-Aktivisten, verhaftet worden. Am Dienstag sind einem Bericht der Regionalzeitung La Voix du Nord zufolge zwei Migranten festgenommen worden. Insgesamt sei die Lage aber vergleichsweise ruhig.
Die Präfektur der nordfranzösischen Hafenstadt rechnet mit einer mehrwöchigen Dauer der Räumung. Für alle, die ihre Unterkunft verlieren, soll ein neuer Platz gefunden werden, wie ein Sprecher der Präfektur am Montag sagte.
Etwa 800 bis 1.000 Einwanderer, die im Süden des als „Dschungel von Calais“ bekannten Baracken- und Zeltlagers leben, sind nach offiziellen Angaben von der Räumung betroffen. Nach der Ankündigung der französischen Regierung hatte ein Gericht in Lille die Aktion im südlichen Teil des Lagers in der vergangenen Woche für rechtens erklärt.
In Calais sammeln sich seit Jahren Menschen, die illegal nach Großbritannien gelangen wollen. Sie versprechen sich dort bessere Chancen und beantragen deswegen kein Asyl in Frankreich. Nach Behördenangaben halten sich derzeit knapp 4.000 Migranten dort auf. Sie leben unter teils Slum-ähnlichen Bedingungen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“