Flüchtlingslager im griechischen Samos: Apokalypse in Europa
Ghulam Mustafa lebt neben Müll in einem Zelt zwischen Ratten. Das Essen ist ungenießbar, Sanitäranlagen sind unzureichend. Hier leben 4.300 Menschen.
W enn Ghulam Mustafa aus seinem Zelt zur Moschee will, muss er über eine Schlucht aus Müll klettern. Der Afghane öffnet die Holztür seiner penibel aufgeräumten Behausung aus Plastikplanen mit der blauen Aufschrift des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR). Er geht ein paar Meter einen schmalen Pfad entlang eines Maschendrahtzauns, biegt links ab, tastet sich in seinen grauen Sneakers einige Schritte auf Stein und Fels hinunter und steht schon fast im Abfall. Mustafa zeigt entschuldigend auf die Haufen von Plastikflaschen, Mülltüten und etlichen Essensverpackungen: „Da müssen wir leider rüber“, sagt er.
In der Mitte der Abfallhalde prangt eine alte Matratze, sie dient als Tritthilfe: „Das ist so was wie eine Brücke.“ Manchmal sieht es so aus, als bewegte sich der Abfall selbst – aber es sind nur die wohlbeleibten Ratten, die durch den Schmutz, ins Gebüsch oder zwischen den Beinen der Passant*innen hindurchhuschen. „Es gibt mehr Ratten hier als Menschen“, sagt ein Mann seufzend im Vorbeigehen.
Hier, das ist der Ort, den seine Bewohner nur „den Wald“ nennen. „Wo wohnst du?“ – „Im Wald.“ Manchmal bezeichnen sie ihn auch Dschungel. Was sie damit meinen, ist der ungeplante und unbefestigte Teil des Flüchtlingslagers auf der griechischen Insel Samos – außerhalb jeglicher fester Strukturen zelten die Menschen hier wild, es mangelt an so gut wie jeder Grundversorgung.
Das Camp Moria auf der Insel Lesbos war lange Zeit das Symbol schlechthin für das Elend der Flüchtlinge auf den Ägäisinseln. Im September brannte es ab. Doch hemmungslos überfüllt sind eben auch die Camps anderer Inseln: Das sogenannte Reception and Identification Center auf Samos etwa ist für 650 Menschen gebaut. Tatsächlich leben auf der Insel aber insgesamt 4.800 Geflüchtete. Zieht man die etwa 500 Menschen ab, die in Unterkünften außerhalb des Lagers wohnen, bleiben immer noch etwa 4.300 Menschen. Also mehr als sechseinhalbmal so viele, wie eigentlich Platz vorhanden ist. Sie leben wie Mustafa in Zelten oder Hütten, zusammengebastelt aus dem, was zu finden war. „Als ich hier ankam, war ich glücklich“, sagt der junge Kabuler Lastwagenfahrer. „Dann habe ich die Lebensbedingungen hier gesehen.“
Ghulam Mustafa, Lkw-Fahrer aus Kabul
Und nun auch noch Corona. Seit im Lager im September die ersten Fälle bestätigt wurden, gibt es Ausgangsbeschränkungen. Die griechischen Behörden geben keine Zahl heraus, wie viele bestätigte Fälle es im Flüchtlingslager gibt. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Samos Volunteers handele es sich um mindestens 90 Fällen auf der Insel, die meisten seien mit dem Lager verknüpft. Eine andere Quelle spricht von knapp 100 Fällen im Lager.
Das Camp ist im Lockdown – bisher ist es ein weicher: Vor dem Haupteingang kontrollieren Polizist*innen, wer das Lager betritt und verlässt. Kommt eine Person wieder herein, darf eine andere heraus. Laut Samos Volunteers gibt es seit diesem Montag zudem eine Höchstzahl von 150 Menschen, die zu jeder Zeit außerhalb des Camps sein dürfen.
„Die Lebensbedingungen … Sie können es ja sehen, es ist entsetzlich“, sagt Jonathan Vigneron, Projektkoordinator für Ärzte ohne Grenzen auf Samos. „Ich habe in meinem Leben schon eine Menge Lager gesehen, aber hier, es ist unglaublich. In Europa, wissen Sie?“ Das helle Büro des Franzosen liegt direkt am Hafen. Rechts von seinem Schreibtisch hängt eine Luftbildaufnahme des Lagers, gelegen an einem Berghang der Ortschaft Vathy, die direkt an Samos-Stadt grenzt. In der Mitte des Camps ist die ursprüngliche Infrastruktur zu erkennen: Mit Containern, drumherum wuchert das wilde Lager. Die geradlinige Ordnung wird chaotisch und fasert zwischen den Bäumen aus.
„Die meisten Menschen leben in provisorischen Unterschlüpfen, ohne sanitäre Anlagen oder auch Zugang zu Wasser durch die Behörden“, erklärt Vigneron. „Sie leben inmitten von Müll, es gibt ein unglaubliches Problem mit Schädlingsarten, mit Ratten, Skorpionen, Schlangen und so weiter. Wir haben sogar schon Babys gesehen, die mit Rattenbissen in unsere Klinik kamen.“
Jonathan Vigneron, Arzt
Beide Fenster in Vignerons Büro stehen offen, in den ersten Oktobertagen sind die Tage noch heiß. Es ist das perfekte Urlaubswetter. Wegen der Sonne, der Ruhe und der Natur kommen viele Deutsche nach Samos, Condor etwa fliegt auf die bergige Insel, die bei Wanderer*innen beliebt ist. Am ersten Sonntag des Monats ist der Glicorisa-Strand noch recht gut besucht. Vom oberen Teil der Bucht ist das türkische Festland zu sehen, unten schwappt das türkisfarbene Wasser sachte an den Kieselstrand. Träge räkeln sich Urlauber*innen und Einheimische auf Strandliegen und lassen sich Club Sandwiches und geeisten Kaffee, kaltes Bier und Wasser unter den Sonnenschirm servieren.
Am darauffolgenden Montag steigt das Thermometer auf über 30 Grad. Im Norden von Samos-Stadt sitzt Sanaa Yahya im Schatten. Das Meer ist hier genauso schön wie am Touristenbadeplatz Glicorisa, aber die Kulisse weniger idyllisch: Ein riesiges, halb verfallenes Gebäude überthront die Bucht, die 51-Jährige sitzt mit ihrer Schwester, ihrem Sohn und dem Pärchen aus dem Nachbarzelt im Camp im Schatten der Ruine. Etwas mehr als eine halbe Stunde Fußmarsch benötigen die fünf, bevor sie hier kleine Teppiche zum Sitzen ausbreiten können. Zuvor hätten sie eine Stunde angestanden, um überhaupt aus dem Lager herauszudürfen, so erzählen sie.
Der Deal Das EU-Türkei-Abkommen sieht vor, dass Migranten bei abgelehntem Asylgesuch von Griechenland in die Türkei zurückgeschickt werden. Für jeden Zurückgeschickten nimmt die EU einen Syrer aus der Türkei auf. Diese Regelung gilt allerdings nur für Migranten von den Inseln. Deswegen werden Asylsuchende dort registriert und müssen auf eine Entscheidung warten.
Ankünfte Im Jahr 2020 sind bisher rund 12.300 Flüchtlinge und Migranten nach Griechenland gelangt. Das seien 73 Prozent weniger als noch im Vorjahr, als es im gleichen Zeitraum fast 45.000 Menschen gewesen waren, sagte der stellvertretende griechische Migrationsminister Notis Mitarakis am Montag. In den ersten neun Monaten 2020 sei zudem die Anzahl der Asylentscheide im Jahresvergleich um 82 Prozent gestiegen.
Abgeschlossen Auf den Inseln Kos, Samos und Leros sollen geschlossene Zentren für Migranten errichtet werden, die von der Türkei zu den Inseln übersetzen. Auf Lesbos, wo derzeit knapp 8.000 Menschen in einem provisorischen Zeltlager leben, soll eine neue Struktur im Sommer 2021 den Betrieb aufnehmen. (dpa, taz)
In der syrischen Stadt Qamishli hat Yahya früher als Köchin gearbeitet. Besonders gut seien ihre Kibbeh, eine Art Klöße aus Bulgur und Fleisch, und ihre Samoussa-Teigtaschen, sagt ihr Sohn. Im Camp bekommen die Menschen zweimal am Tag eine Essensration, für die sie teils länger als eine Stunde anstehen müssen. Yahyas Schwester zeigt die weißen Marken vor, gegen die sie Plastikschalen mit Frühstück, Mittag- und Abendessen bekommen. „Das Essen ist sooo schlecht hier“, sagt Yahyas Nachbar und schüttelt angeekelt den Kopf. Wen man auch fragt: Die Verpflegung wird durchgehend als widerlich beschrieben. Oft sei die Haltbarkeit der Gerichte schon abgelaufen. Viele Bewohner können Handyfotos von schon zum Zeitpunkt der Austeilung vergammelter Waren vorzeigen, etwa von Brot, deren Scheiben von pelzig-weißlich-blauem Schimmel bedeckt sind. Zudem, so die Klage, würde zu wenig ausgeteilt, besonders das Obst zum Frühstück sei oft schon alle, bevor die Ausgabe der Lebensmittel beendet ist. „Heute Morgen gab es auch einen Apfel“, sagt Sanaa Yahya, „einen für zwei Personen.“
Verantwortlich für die Lebensmittelversorgung ist die griechische Armee, sie hat den Job an ein Subunternehmen ausgelagert. Die Beschwerden über das Essen sind der UN-Flüchtlingsagentur bekannt – seit Langem klagten die Menschen darüber, sagt Pipina Katsari, die das örtliche UNHCR-Büro leitet. Nach Angaben der Lagerleitung und der Armee gebe es regelmäßige, strichprobenartige Qualitätstests. „Nichtsdestotrotz, wenn dort in der Tat für den Verzehr gefährliche Lebensmittelvorräte verteilt werden sollten, würden wir das sofort den Behörden melden und diese auch unverzüglich handeln sehen wollen“, sagt sie – und es klingt maximal machtlos.
Kochen mit Holz und trockenen Ästen
Also kaufen die Bewohner*innen sich außerhalb des Camps Lebensmittel von der EU-finanzierten Bargeldhilfe des UN-Flüchtlingshilfswerks. 75 Euro bekommen alleinlebende Geflüchtete im Monat, für eine Familie von zwei bis drei Personen sind es 160, für vier oder fünf Menschen 210, ab sechs oder mehr Menschen 245 Euro. Zum Kochen benutzen die Menschen Campingkocher, wie ihn Sanaa Yahyas Familie gerade am Strand nutzt, um sich Kaffee mit Kardamom zuzubereiten. „Manchmal benutzen ich auch so was“, sagt ihr Nachbar und zeigt auf das Holz des ausgedorrten Baums hinter ihm. Viele haben sich Feuerstellen in und an ihren Behausungen eingerichtet, sie suchen sich Holz oder trockene Äste als Brennmaterial.
Das ist gefährlich, denn am Berghang des Camps ist es im Sommer knochentrocken. Auch an diesem Dienstag knallt die Sonne noch auf die Dächer, etwas Regen und die ersten kühlen Nächte setzen erst an den Folgetagen ein. Jetzt sind die Zelte aufgeheizt, die Hitze ist drückend. In einem von ihnen, am äußersten Rand des Camps, fächeln Hussain Ali Ahmadi und seine Frau ihrer fünf Monate alten Tochter Luft zu. Das Mädchen liegt auf einem Teppich am Zeltboden. Sie bedecken den kleinen Körper mit einem Moskitonetz, damit es ungestört in den Mittagsschlaf findet – doch ohne Erfolg, es ist zu heiß, sie schlummert nur für wenige Minuten ein. Kinder machen ein Drittel der Campbewohner*innen aus.
Seit elf Monaten leben Hussain Ali Ahmadi und seine Familie hier im „Wald“ um das Flüchtlingslager. Sie sind dem Wetter hilflos ausgeliefert. „Im Sommer ist es unerträglich“, übersetzt ein Nachbar die Worte des jungen Vaters aus Afghanistan. „Und im Winter kommt der Regen in das Zelt.“ Vor allem von November bis März regnet es häufig auf Samos. Dann wird der Untergrund aus Stein, Geröll und Erde noch rutschiger und unsicherer.
Hussain Ali Ahmadi hat seine kleine Tochter auf den Arm genommen und steht nun unter einem kleinen Sonnenschutz vor seinem Zelt, um ihn sammelt sich eine Traube von Nachbar*innen und Bekannten. Ein leichter Lagerfeuergeruch beißt in der Nase. Ihren Namen wollen die wenigsten der Geflüchteten nennen – sie misstrauen der Regierung eines Landes, das sie in diesen Umständen leben lässt. „Griechenlands Regierung ist so was wie eine Diktatur“, meint der Übersetzer, der nur Niko genannt werden will. Die Nachbarn berichten, wie viele Monate sie schon ausharren würden, wie ewig die Warterei dauere, bis zu ihrer Anhörung, dass sie einfach nur wegwollten, endlich ein neues Leben aufbauen. In Griechenland wolle sie nicht bleiben, sagt die Frau aus dem Zelt schräg gegenüber. „Hier gibt es keine Hoffnung für uns, keine Zukunft, keine Integration“, sagt sie. „Die griechischen Menschen hassen uns.“
Proteste der Einwohner auf den Inseln
Im Februar kam es auf den Inseln Samos, Lesbos und Chios zu einem Generalstreik gegen Pläne zur Einrichtung neuer geschlossener Lager für die Geflüchteten. Regional- und Kommunalbehörden und viele Geschäfte blieben geschlossen. „Ich habe das Thema so satt, weil die Leute so viel darüber streiten“, sagt einer der Wirte am Pythagoras-Platz am Hafen von Samos-Stadt, in dessen Mitte die Statue eines Löwen prangt. Sie soll an die Tapferkeit der Bewohner*innen von Samos gegen Unterdrückung erinnern. „Das war mal eine geeinte Insel – im Sommer haben wir gearbeitet, im Winter haben wir uns ausgeruht. Jetzt ist die Situation schwierig“, sagt der Wirt.
Der Mann zeigt auf den sonnenbeschienenen Platz, seine Polstersessel und die vielen um den Platz gruppierten Cafés – einige sind an diesem Abend noch menschenleer. „Es ist nicht gut für den Tourismus“, höre er häufig im Ort. Er selbst kenne eine Reisegruppe, die jetzt nur noch in die anderen Orte der Insel fahre – in Samos-Stadt und Vathy, so habe man denen erzählt, müsse man nun immer aufpassen, dass der Mietwagen wirklich abgeschlossen ist. Das sei nicht seine Meinung, sondern nur, was er so höre, gibt der Wirt an. Aber abends hole er jetzt auch immer die Polster seiner Sessel herein. Es seien einfach zu schnell zu viele Menschen gekommen, sagt er. Zwischenzeitlich beherbergte der Ort sogar knapp 8.000 Flüchtlinge, mehr als die Stadt Einwohner*innen hat.
Mehreren tausend Menschen soll auch das neue Flüchtlingslager Platz bieten, das nach dem Willen der griechischen Regierung Ende des Jahres das bisherige Camp ersetzen soll. „Wir sprechen über ein Camp, dass komplett eingezäunt ist, mit einem Metallzaun mit digitaler Überwachungskamera, 300 Sicherheitskräften“, sagt Ärzte-ohne-Grenzen-Projektleiter Vigneron.
Fast wie ein Gefängnis: das neue Camp
Etwa fünf Kilometer von Samos-Stadt entfernt stehen auf dem großen Gelände des geplanten Camps im bergigen Niemandsland schon etliche grau-weiße Container bereit. Es ist unmöglich, nicht an ein Gefängnis zu denken: Etwa zwei Meter hoch sind die Zäune um das triste Gelände, oben umkräuselt sie Stacheldraht – auch den Spielplatz, auf dem schon eine Rutsche, vier Schaukeln und drei Wippen warten. Bisher wohnt hier noch niemand, Stille liegt über der Landschaft, eine Lüftung surrt laut. Drumherum nur Felder, Bäume, Geröll und Hügel. Zu diesem Gelände fährt kein Bus, und zu Fuß wandert man entlang der Landstraße etwa eine Stunde lang, um in das Dorf Mytilini zu gelangen. In die andere Richtung bräuchte man etwa anderthalb Stunden bis zur Stadt Samos. „Der Punkt ist ganz klar, die Leute abzutrennen – das heißt, sie von jeglichem Kontakt mit den Einheimischen zu isolieren“, sagt Vigneron.
Ob es dort schneller gelingen würde, die Asylanträge zu bearbeiten, wie es auch die neuen Vorschläge der EU-Kommission für Migration vorsehen?
Bisher jedenfalls warten die Menschen im Camp Monate darauf, dass etwas geschieht – und wegen der Pandemie dauert es jetzt noch mal länger. So wie bei Mustafa. Vor 19 Monaten ist er auf Samos angekommen, „am 20. März 2019“, erinnert er sich. „Meine große Anhörung hätte im Juni sein sollen, doch sie haben das Interview verschoben.“ Eine ganze Weile sei er jeden Tag zur Liste mit den Terminen gelaufen, die die Asylbehörde aushänge. Dreimal habe er eine E-Mail geschrieben, dreimal keine Antwort bekommen. Erst am Dienstag dieser Woche kommt die Nachricht: An diesem Freitag darf Mustafa zum Interview.
Der 31-Jährige sagt, zuletzt sei es ihm immer schwerer gefallen, sich die Zeit zu vertreiben. „Der Lockdown ist wirklich langweilig“, meint Mustafa. Die Hilfsorganisationen mussten viele ihrer Angebote schließen. Vorher musste er nur die Straße vom Flüchtlingslager herunterlaufen, um ins Alpha Centre der Samos Volunteers zu gelangen, wo er Englisch- und Griechischunterricht nahm und ehrenamtlich die Bibliothek koordinierte, den Besucher*innen half und Tee kochte. Doch das geht in Pandemiezeiten nicht: Das Begegnungszentrum hat geschlossen.
Im Sportcenter des Lagers: Autoräder als Gewichte
Und jetzt? Mustafa spielt jeden Tag am Rande des Lagers Volleyball. Oder er geht ins „Gym“. Hoch oben im Lager mit weiter Aussicht haben sich die Bewohner*innen eine Art Fitnessstudio eingerichtet, mit Geräten aus Gerümpel. Als Gewichte dienen etwa sandbefüllte Flaschen. Ein Mann in hellblauem Hemd stemmt dort gerade liegend eine Langhantel über seine Brust, die Seiten beschweren rostige Autoräder.
Trotz allem haben die Bewohner*innen es geschafft, sich eine Art Infrastruktur aufzubauen: Mit Bäckern, die Fladenbrote verkaufen, mit einem Friseur, bei dem sich Mustafa die Seiten kurz, das Deckhaar etwas länger schneiden lässt, mit einer Art Markt. Es gibt Kirchen, aus der kongolesischen dröhnt heute lauter Männergesang. Es gibt die Moschee, in die Mustafa jeden Tag zum Beten geht. Gleichzeitig fehlt es an allem, sind hier selbst einfachste Alltagsverrichtungen wie Duschen oder der Toilettengang kompliziert und erfordern lange Wartezeiten, weil nicht genug Sanitäranlagen für die Menschen vorhanden sind. „Alles ist hier schwierig“, sagt Mustafa.
Auch im Lager von Samos hat es in den letzten Jahren mehrfach gebrannt, zuletzt kurz nach dem Feuer auf Lesbos. „Würde ein strikter Lockdown eingesetzt, würde es die Spannungen ins Extrem steigern“, fürchtet Jonathan Vigneron von Ärzte ohne Grenzen. „Es gibt hier alle Voraussetzungen, um ein zweites Moria zu bekommen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers