Flüchtlingsdrama vor Malta: Nur acht Überlebende
Behörden in Malta internieren Überlebende eines Bootsunglücks mit 70 Toten. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR zeigte sich schockiert ob der Behandlung der Überlebenden.
VALLETTA/BERLIN dpa/taz Nach einer der schlimmsten Flüchtlingstragödien der letzten Jahre hat das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR scharfe Kritik an den Behörden des EU-Mitgliedstaats Malta geübt. Das UNHCR forderte die Behörden auf, die acht Überlebenden eines Bootsunglücks, bei dem Anfang dieser Woche möglicherweise 70 afrikanische Migranten ertrunken sind, ebenso sorgsam zu behandeln, wie man es mit Opfern eines Flugzeugunglücks tun würde. Man müsse sie medizinisch und psychologisch versorgen und sie nicht inhaftieren. Jedoch habe Maltas Regierung noch nicht darauf geantwortet.
Einer der Überlebenden, ein 15-jähriger Junge, sei schwer traumatisiert und könne weder laufen noch sprechen. Er sei dennoch interniert, isoliert von den anderen. Nach Angaben des UNHCR, die sich auf Gespräche mit zwei Überlebenden aus Togo und Ghana stützen, begann die Reise des Flüchtlingsboots Ende letzter Woche in Libyen. Am Montag sei ihr Boot gekentert, worauf die meisten Insassen, darunter drei schwangere Frauen, ertrunken seien. Die acht Überlebenden klammerten sich an die Reste des Boots und wurden am Dienstag von einem Fischerboot gerettet. Zunächst sprachen Maltas Behörden von ursprünglich 18 Bootsinsassen, das UNHCR korrigierte die Zahl aufgrund seiner Gespräche auf 78.
Zwei deutsche EU-Hubschrauber setzten gestern die Suche nach Vermissten fort. Am Mittwoch waren drei Leichen gefunden worden, am Donnerstag zwei. 65 Menschen aus Somalia, Sudan und Eritrea galten gestern weiter als vermisst.
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