Flüchtlingsboote vor Westafrika vermisst: Nicht auf den Kanaren angekommen
Drei Flüchtlingsboote, die auf dem Weg vom Senegal zu den Kanaren waren, werden vermisst. Erneut könnten mehr als 300 Menschen gestorben sein.
„Wir sind sehr besorgt, weil die Menschen nach den Unruhen im Senegal im Juni und wegen der politischen Verfolgung die Flucht noch schlechter vorbereitet als sonst Hals über Kopf antreten“, sagte Maleno. Im Juni seien 19 Boote mit Flüchtlingen aus dem Senegal auf den Kanaren angekommen, während zuvor seit Jahresbeginn nicht eines registriert worden sei. Spanien setze zudem nur ein Suchflugzeug ein, das auch nur wenige Stunden pro Tag in der Luft sei, kritisierte Maleno.
Auch mangele es an der Kooperation mit Marokko. „Die funktioniert nur bei der Abwehr von Flüchtlingen, aber nicht bei deren Rettung“, beklagte Maleno. „Wenn 300 Deutsche auf dem Atlantik vermisst würden, dann gäbe es eine riesige Suchaktion“, fügte sie hinzu. Die spanische Seenotrettung sagte auf Anfrage eine Stellungnahme im Laufe des Tages zu.
Kafountine liegt rund 1.700 Kilometer von der spanischen Inselgruppe entfernt und der Atlantik mit seinen starken Strömungen und hohem Wellengang gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten zu europäischen Ländern. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR wurden dieses Jahr bis zum 2. Juli auf den Kanaren 7.278 Migranten aus Afrika gezählt. Nach Angaben von „Caminando Fronteras“ starben im ersten Halbjahr auf der Atlantikroute bereits mindestens 778 Menschen. Die Dunkelziffer dürfte aber höher liegen.
Sollten sich Befürchtungen bestätigen, dass die Boote untergegangen sind, wäre es nach dem Untergang eines Flüchtlingsboots vor der griechischen Küsten Mitte Juni mit bis zu 500 Toten eines der schwersten Unglücke mit Migranten auf See.
Empfohlener externer Inhalt
120 Menschen gerettet
Unterdessen konnte die griechische Küstenwache in der Nacht zum Montag rund 120 Migranten aus einem felsigen Küstenabschnitt im Süden der Halbinsel Peloponnes retten. Der Wellengang hatte ihr Boot zu den Felsen von Kap Malea getrieben, wo es auf Grund lief.
Wie der staatliche Rundfunk unter Berufung auf die Küstenwache am Montag weiter berichtete, seien alle Menschen wohlauf und vorläufig in einer Schule des kleinen Hafens von Neapoli Voion untergebracht worden. Das Boot sei von der türkischen Ägäisküste gestartet und auf dem Weg nach Italien gewesen. Aus welchen Staaten die Migranten stammen, blieb zunächst unklar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich