Flüchtlinge in Idomeni: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Mehr als 11.000 Flüchtlinge harren weiter an der griechisch-mazedonischen Grenze aus. Sie klammern sich an immer neue falsche Gerüchte.
Über 50.000 Flüchtlinge sitzen in ganz Griechenland fest – mehr als 11.000 davon in Idomeni. „Darunter sind etwa 4.000 kleine Kinder“, sagte ein Sprecher des UN-Hilfswerk UNHCR. Die Lebensumstände vor Ort seien katastrophal. Zwar befinden sich im Landesinneren im Norden Griechenlands drei organisierte Lager. Aber die Flüchtlinge fürchten, die Chance, doch noch über die Grenze zu kommen, zu verpassen.
So ging am Sonntagmorgen das Gerücht herum, dass die Grenze im Laufe des Tages geöffnet werde. Das mobilisierte etwa 2.000 Flüchtlinge in der Region, sich mit Familie und Gepäck auf den Weg nach Idomeni zu machen. „Die ständige Hoffnung und die folgende Enttäuschung schüren Aggressionen“, sagte der Sprecher der Ärzte ohne Grenzen.
Immer wieder kommt es zu lautstarken Protesten. HelferInnen versuchen, die Spannungen zwischen Flüchtlingen und Polizei zu entschärfen. Am Dienstagvormittag protestierten zahlreiche Flüchtlinge, indem sie die Bahnlinie von Griechenland nach Mazedonien versperren. Bereitschaftspolizei war im Einsatz.
Die Grenze bleibt dicht
Die Abriegelung der Grenze wurde nochmals bekräftigt: Das mazedonische Parlament beschloss am Montag, die Landesgrenze bis mindestens Ende des Jahres geschlossen zu halten. Im August 2015 verhängte das Parlament im Zuge der Flüchtlingskrise den Notstand. Dieser wurde durch den Beschluss nun erneuert und rechtfertigt weiterhin den Einsatz des Militärs an den Landesgrenzen.
Bemühungen der griechischen Regierung, die Flüchtlinge in Auffanglager zu bringen, scheiterten bisher. Nach UNHCR-Angaben ließen sich bisher lediglich etwa 600 Menschen mit Bussen aus Idomeni bringen. Um Gerüchten entgegenzuwirken, sollen nun Lautsprecher installiert werden, um die Flüchtlinge in ihrer Sprache direkt zu informieren.
An diesem Dienstag besucht der griechische Minister für Migration, Giannis Mouzalas, Idomeni. Er will den Flüchtlingen vor Ort erklären, dass es keinen Sinn mehr gebe, dort noch weiter auszuharren.
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