Flüchtlinge in Griechenland: Athen erwartet Refugee-Rückstau
Die Balkanroute ist teilweise blockiert. Griechenland stellt sich darauf ein, dass im März 70.000 Menschen festsitzen könnten, bis zum Sommer sogar 200.000.
In Griechenland selbst könnte sich nun eine humanitäre Migrationskrise anbahnen. Legt man die Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks zugrunde, könnten bis zum Sommer 2016 mehr als 200.000 Flüchtlinge in Griechenland gestrandet sein. Derzeit gelangen täglich rund 3000 Menschen von der türkischen Küste zu den griechischen Inseln, während Mazedonien im Norden des Landes pro Tag nur noch mehrere hundert Menschen passieren lässt.
Schon jetzt sind mehr als 25.000 Migranten und Flüchtlinge in Griechenland, die weiter nach Norden wollen; die Kapazitäten der Auffanglager sind erschöpft. Medienberichten zufolge hat Athen die EU-Kommission um humanitäre Hilfe gebeten. Der griechische Vizeminister Ioannis Mouzalas geht davon aus, dass der geplante Einsatz der Nato in der östlichen Ägäis den Flüchtlingszustrom von der Türkei um bis zu 70 Prozent senken könnte.
Man arbeite derzeit im ganzen Land daran, Aufnahmemöglichkeiten zu schaffen. Dabei handele es sich jedoch lediglich um Notfalllager, so Mouzalas. Mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk sei zudem geplant, einen Fernsehspot für jene Länder zu produzieren, aus denen die Flüchtlinge stammten. Die Grenzstadt „Idomeni ist zu. Verkauft eure Häuser nicht, um nach Griechenland zu kommen!“, soll die Nachricht des Spots dem Minister zufolge lauten.
„Wir haben keine Grenzen geöffnet“, fügte Mouzalas hinzu. „Wir haben auch niemanden im Meer ertrinken lassen. Hätten die Länder Mitteleuropas sie nicht eingeladen, wären die Flüchtlinge nicht nach Griechenland gekommen.“
Die Flüchtlinge verteilen sich mittlerweile auf ganz Griechenland, angefangen von den griechischen Insel, wo derzeit Medienberichten zufolge rund 6000 Menschen auf Fähren auf die Fahrt zum Festland harren, über Festlandhäfen wie Piräus, wo sich rund 3000 Menschen aufhalten, bis hin zum nördlichen Grenzort Idomeni mit derzeit rund 7000 Menschen. Die Versorgung werde zunehmend schwierig, berichten griechische Medien; es fehlten medizinische Versorgung, Nahrungsmittel und Wasser. Viele Menschen müssen im Freien übernachten, weil die Auffanglager des Landes überfüllt sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?