Flüchtlinge in Berlin: Holzen statt klotzen
Um Massenunterkünfte zu vermeiden, sollte der Senat Flüchtlinge dezentral unterbringen, fordern die Grünen. Holzhäuser seien besser als Beton.
Vor allem aber würden auf diese Weise Massenunterkünfte vermieden. Darum geht es den Grünen: „Wir müssen viel stärker in dezentralen und kleineren Standorten denken“, forderte Kapek. Als Ziel nennt sie Unterkünfte für 50 bis 200 Personen. Neben der Aufstockung von Gebäuden seien Anbauten eine gute Möglichkeit, kleinteiligen Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Auch Baulücken müssten genutzt werden. Für die Integration seien dezentrale Unterkünfte von großem Vorteil, ist Kapek überzeugt: „Es gibt dort eine bessere Anbindung an Schulen, an Kitas, an Einkaufsmöglichkeiten.“
Der Senat hatte am vergangenen Dienstag eine Liste mit rund 60 Standorten für Flüchtlingsunterkünfte veröffentlicht, über weitere wird noch verhandelt. Jeweils rund 500 Personen sollen an einem Standort leben. Insgesamt will der Senat 15.000 Menschen in Containern unterbringen. Zirka 19.000 Flüchtlinge sollen zudem in aus Betonmodulen gefertigten Gebäuden wohnen, in sogenannten modularen Unterkünfte, kurz Mufs.
Das reiche gerade mal, um die Flüchtlinge mit Wohnraum zu versorgen, die sich bereits jetzt in den Notunterkünften befänden, sagte Kapek. Im laufenden Jahr müsse man aber mit weiteren Zehntausenden rechnen. „Wir brauchen mindestens doppelt, wenn nicht dreimal so viele Plätze für Geflüchtete.“
Und die sollten nicht alle in Beton gegossen werden, findet die Fraktionschefin, die auch stadtentwicklungspolitische Sprecherin ist. So böten Holzmodulbauten im Vergleich zu den vom Senat anvisierten Betongebäuden viele Vorteile. „Sie können in der Hälfte der Zeit gefertigt werden, das heißt: in zwei bis fünf Monaten. Außerdem kann man sie je nach Bedarf nachrüsten, auf- und wieder abbauen.“ Die Kosten beziffert Kapek mit 1.300 bis 1.600 Euro pro Quadratmeter.
Nicht nur große Bauunternehmen, auch lokale Schreinerbetriebe wären in der Lage, den Aufbau zu übernehmen. Engpässe könnten so vermieden werden. In anderen Bundesländern würden Holzbauten explizit gefördert, berichtete Kapek. „Rheinland-Pfalz hat den Prototyp eines Holzhauses entwickelt, das nur noch an den entsprechenden Standort angepasst werden muss.“
Die Berliner Architektenkammer begrüßte die Vorschläge am Montag. „Nur die dezentrale Unterbringung schafft Integration in gemischten Quartieren“, sagte Vizepräsidentin Theresa Keilhacker gegenüber der taz. Dachaufbauten und Parkplatzbebauungen seien dafür eine gute Möglichkeit. Auch die Förderung von Holzmodulbauten bezeichnet sie als „absolut richtig“. Sinkt die Zahl der Flüchtlinge, könnten die vom Senat favorisierten Betonbauten nur schwer für andere Zwecke genutzt werden, Holzhäuser dagegen schon.
Vor allem müssten aber auch die vielen leer stehenden Gewerbeimmobilien in der Stadt für die Flüchtlingsunterbringung genutzt werden, forderte Keilhacker. Rechtlich sei das nach der Aufweichung der Bauordnung machbar. „Diese Immobilien liegen mitten in den Quartieren und haben nicht so schnell ein Stigma.“
„Es geht nicht um die Frage: Holz oder Beton. Es geht um die Frage, wie wir schnell Menschen helfen können“, sagte Martin Pallgen, Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung. Der Senat habe sich in der ersten Ausschreibung für Beton entschieden, weil er die Unterkünfte auch langfristig nutzen wolle, etwa als Apartments für Studierende oder für soziale Einrichtungen. „Wir finden, dass dies ein sehr nachhaltiges Planen ist. Und mit einem Quadratmeterpreis von 1.470 Euro auch sehr kostengünstig.“
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