Flüchtlinge aus Venezuela in Kolumbien: Schutz für eine Million Menschen
Venezolanische Geflüchtete sollen einen temporären Schutzstatus für zehn Jahre erhalten. Damit können sie künftig das Gesundheitssystem nutzen.
Sie sollen einen temporären Schutzstatus erhalten, wie Präsident Iván Duque im Rahmen eines Treffens mit dem UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi am Montag (Ortszeit) in Bogotá erklärte. Einem Kommuniqué der Regierung zufolge, das die Migrationsbehörde veröffentlicht hat, sollen auch die etwa 760.000 Geflüchteten, die bereits eine temporäre Aufenthaltsgenehmigung haben, mehr Sicherheiten erhalten.
Mit den Maßnahmen will die Regierung helfen, die Flüchtlinge in das wirtschaftliche Leben in Kolumbien zu integrieren. Der vorläufige Schutzstatus ermöglicht es ihnen, sich im Land frei zu bewegen und das Gesundheitssystem zu nutzen. Er hat eine Gültigkeit von zehn Jahren. Wer länger im Land bleiben wolle, müsse sich dann um ein dauerhaftes Aufenthaltsvisum kümmern, heißt es in dem Schreiben.
UN-Generalsekretär António Guterres begrüßte den „wichtigen Akt der Solidarität“. Die Einbeziehung der Venezolaner helfe auch, die Pandemie besser in den Griff zu bekommen. UN-Flüchtlingshochkommissar Grandi betonte, der temporäre Schutzstatus ändere das Leben der Venezolaner. Die Mehrheit sei im informellen Sektor tätig, viele von ihnen würden bislang diskriminiert. „Diese Initiative ist ein außergewöhnlicher Ausdruck von Menschlichkeit, der Verpflichtung gegenüber den Menschenrechten und des Pragmatismus“, sagte er.
Nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats UNHCR haben mehr als fünf Millionen Venezolaner aufgrund der wirtschaftlichen Krise ihr Land verlassen. Etwa ein Drittel von ihnen hält sich in Kolumbien auf. 2020 betrug die Inflationsrate in Venezuela 3.700 Prozent, 90 Prozent der Bevölkerung leben in Armut. Die massive Flucht in das Nachbarland war immer wieder ein Streitpunkt zwischen der kolumbianischen und der venezolanischen Regierung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen