Fischpopulation hat sich erholt: Revival der Kinnbarteln

Der Dorschbestand liegt mit 400.000 Tonnen auf dem Niveau von vor 20 Jahren. Illegale Fänge sind zurückgegangen. Die überraschende Entwicklung stimmt Experten positiv.

Dem Dorsch in der Ostsee geht's so gut wie lange nicht mehr. Bild: dpa

ROSTOCK dpa | Der Dorschbestand in der östlichen Ostsee hat sich nach Worten des Rostocker Fischereiexperten Christopher Zimmermann sehr gut erholt. "Dafür haben mehrere stärkere Jahrgänge und der Rückgang der illegalen Fänge gesorgt", sagte Zimmermann der Nachrichtenagentur dpa. "Im Gebiet bei der Insel Bornholm können sich die Fischer kaum retten vor lauter Dorsch." Die Größe der Population mit fast 400 000 Tonnen entspreche dem Bestand von vor 20 Jahren.

Der Bestand habe sich überraschend schnell vollständig erholt. "Das werden wir hoffentlich bei vielen Fischbeständen erleben." Doch bei der sehr erfreulichen Erholung, die auf die von der Wissenschaft vorgeschlagenen Fisch-Managementpläne zurückzuführen sei, gebe es auch bedenkliche Effekte. So ballten sich die Fische auf einem sehr viel geringeren Raum als vor 20 Jahren. Warum das so ist, können die Wissenschaftler nicht sagen, erklärte Zimmermann.

"Eine Folge dieser Konzentration ist, dass die Sprotten als Lieblingsspeise des Dorsches in diesem Gebiet langsam knapp werden", sagte Zimmermann. Das wiederum ärgere die schwedischen Fischer, die traditionell eher die bis 15 Zentimeter großen Schwarmfische bejagen. "Wir sind an dem Punkt, an dem Dorsche so viel Sprotten wegfressen, dass die Wissenschaft sagt, da bleibt für den Menschen weniger übrig und die Sprotten-Fangmenge muss reduziert werden."

Fischpopulationen dauerhaft schützen

Es sei Aufgabe der Politik, einen Kompromiss zwischen den unterschiedlichen nationalen Interessen zu finden und dabei auch die Fischpopulationen dauerhaft zu schützen, betonte der Biologe. Eine wissenschaftliche Antwort auf die Frage nach der optimalen Bewirtschaftung aller Fischbestände gebe es nicht.

Dabei habe der Dorsch in der westlichen Ostsee diese "Luxusprobleme" nicht. "Er ist noch überfischt, er hat sich zwar erholt, ist aber noch nicht vollständig im grünen Bereich". Zudem sei er weniger wählerisch bei der Nahrung. "Dorsche in der westlichen Ostsee fressen alles, was sich bewegt." Die Fische tragen den wissenschaftlichen Namen Gadus morhua, im Atlantik werden sie Kabeljau, in der Ostsee Dorsch genannt.

Interessanterweise seien auch die Fischverarbeiter nicht glücklich mit dem rasanten Anstieg der Dorschzahlen in dem relativ kleinen Gebiet bei Bornholm. "Wegen des eingeschränkten Nahrungsangebots in der östlichen Ostsee sind die Fische so mager, dass sie durch die Schlacht- und Filetiermaschinen durchrutschen", sagte Zimmermann.

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