Firmenimperium von René Benko: Signa Holding beantragt Insolvenz

Eine Last-Minute-Suche nach Investoren blieb erfolglos: Die Dachgesellschaft ist zahlungsunfähig und kündigt eine Restrukturierung an.

Hochhaus Baustelle mit Kran

Stillgelegte Signa-Baustelle Elbtower in Hamburg Foto: Fabian Bimmer/reuters

WIEN taz | Nun ist es offiziell: Die Signa Holding des österreichischen Investors René Benko meldet Insolvenz an. Seit Wochen befand sich die Immobiliengruppe im Abwärtsstrudel, nun scheiterte offenbar auch eine Last-Minute-Suche nach Investoren.

Am Mittwochvormittag beantragte die Signa Holding, Dachgesellschaft von Hunderten Tochterfirmen, am Handelsgericht Wien die Annahme eines Sanierungsplans. „Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Wie seit längerem bekannt, leidet Signa unter enormen Liquiditätsproblemen. Mehrere Großbaustellen wie der Hamburger Elbtower stehen seit Wochen still, weil offene Rechnungen nicht beglichen werden können. Schon am Donnerstag wird eine 200 Millionen schwere Anleihe fällig, bis Jahresende bräuchte die Signa rund 500 Millionen Euro für ausstehende Zahlungen. Bereits am vergangenen Freitag hatte die erste Signa-Tochter, die Signa Real Estate Management Germany, Insolvenz am Amtsgericht Berlin-Charlottenburg eingereicht.

Als Ursachen für die Insolvenz nennt Signa in der aktuellen Pressemitteilung äußere Umstände. Der Retailbereich, vor allem der stationäre Einzelhandel, sei „in den letzten Jahren aufgrund externer Faktoren in Europa stark unter Druck geraten“. Auch im Immobilienbereich hätten sich „externe Faktoren“ negativ ausgewirkt, heißt es weiter – gemeint ist wohl das Ende der Nullzinspolitik.

Kaufhauskette Galeria droht dritte Insolvenz

Eigene Fehler räumt das Unternehmen nicht ein, nähere Informationen zu den Hintergründen und weiteren Schritten gab es auf taz-Anfrage nicht. Wie Benko selbst halten sich auch die Signa-Eigentümer und Geldgeber seit Wochen bedeckt.

Experten wie der deutsche Ökonom Gerrit Heinemann rechnen damit, dass nun in kürzester Zeit auch andere große Signa-Töchter in den Konkurs gehen könnten. Etwa die Signa Prime, wo die Filetstücke wie der Hamburger Elbtower oder das Park Hyatt Vienna liegen. Auf der Kippe steht auch die Kaufhauskette Galeria, die nun zum dritten Mal in Insolvenz rutschen könnte.

Unklar ist weiterhin die Rolle von Österreichs Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, einem Sozialdemokraten, der dem Signa-Holding-Aufsichtsrat vorsaß. Dort sitzt neben Bankvertretern – unter anderem ehemalige führende Mitarbeiter von Raiffeisen Bank International und Bank Austria, beides große Geldgeber der Signa – auch die frühere Vizekanzlerin Susanne Riess-Hahn (ehem. FPÖ).

Warum offenbar niemand im Aufsichtsrat die Probleme, die sich seit langem ankündigten, kommen sah, könnte künftig auch die Gerichte beschäftigen. Medienberichten zufolge erwägen mehrere Gläubiger, rechtlich gegen Benko vorzugehen. Die Rede ist von Insolvenzverschleppung, da sich finanzielle Schwierigkeiten bereits im Vorjahr angekündigt haben: 505 Millionen Euro habe der Verlust der Holding betragen, berichtete das Magazin News unter Verweis auf den noch unveröffentlichten Jahresabschluss 2022. Die Verbindlichkeiten seien im selben Zeitraum von 634 Millionen auf knapp 2 Milliarden angestiegen.

Ungemach könnte auf René Benko auch im Parlament zukommen. Die Oppositionsparteien SPÖ und FPÖ planen einen Untersuchungsausschuss, der die mögliche Bevorzugung ÖVP-naher Milliardäre überprüfen will. Namentlich genannt wurde bei der Ankündigung auch Benko, der für seine guten Beziehungen zu Ex-Kanzler Sebastian Kurz bekannt ist. Kurz wiederum zählt offenbar selbst zu den Gläubigern – er bekam eine Provision für das Keilen von Investoren nur teilweise ausbezahlt. 1,5 Millionen Euro sind noch offen von insgesamt 2,5 Millionen, die Kurz bekommen soll.

In einer früheren Version des Textes wurde Susanne Riess-Hahn irrtümlich als ÖVP-Politikerin bezeichnet. Sie war stattdessen bei der FPÖ. Außerdem stand im Text, dass Sebastian Kurz Geld an Signa verliehen habe. Stattdessen beruhen seine Ansprüche auf einer nur teilweise ausgezahlten Provision. Darüber hinaus stimmte nicht, dass der Insolvenzverwalter in Person von Arndt Geiwitz bereits feststünde. Der Wirtschaftsprüfer Geiwitz hatte Anfang November den Vorsitz des Beirats und des Gesellschafter-Komitees der Familie Benko Privatstiftung übernommen. Die Insolvenzverwalter werden allerdings noch bestimmt; derzeit buhlen Kandidaten in drei Ländern um die lukrativen Posten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.