Finanzierung fossiler Energien: Wenn Banken scheitern
Es tut sich etwas, aber immer noch zu wenig. Trotz Klimaschutzrichtlinien investieren Banken weiterhin Milliarden in fossile Energien.
Insgesamt 2,7 Billionen Dollar haben die größten 35 Privatbanken der Welt seit 2015 in Kohle, Öl und Gas investiert – eine stetig steigende Summe, seit die UN-Staaten im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 versprachen, die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 deutlich unter 2 Grad Celsius zu stoppen.
Sieben Umweltorganisationen, darunter Oil Change International, Rainforest Action Network, Sierra Club, Reclaim Finance und Urgewald haben Investitionen und Kredite der Geldhäuser in der jährlichen Studie „Banking on Climate Change 2020“ ausgewertet. Das Resultat: Zwar gingen die Gelder für die besonders umweltschädliche Kohle leicht zurück, aber das Kapital floss umso stärker in Öl und Gas.
Waren es noch 2016 insgesamt 640 Milliarden US-Dollar für die 2.100 Firmen, die nach fossilem Öl und Gas bohren, Pipelines und Häfen bauen oder Kraftwerke anlegen, so stieg die Summe 2019 auf 736 Milliarden. „Unsere Studie zeigt, wie stark uns die Finanzinstitute in Richtung Klimakrise treiben“, sagte Alison Kirsch vom Rainforest Action Network. „Die Banken scheitern kläglich daran, auf die Dringlichkeit der Klimakrise zu reagieren.“
Studie: Öffentlicher Druck hilft
Größter Finanzier war demnach die US-Bank JPMorganChase, die 269 Milliarden Dollar in die Fossilen steckte, gefolgt von Wells Fargo, Citibank und Bank of America. Die Deutsche Bank liegt mit insgesamt 69 Milliarden Dollar über die vier Jahre auf Rang 19, hat aber ihre jährlichen Investitionen in die Klimakiller auf etwa 12 Milliarden Dollar fast halbiert. Die Commerzbank, zweites deutsches Geldhaus in der Bewertung, steht ganz am Ende der dreckigen Liste – hat aber ihr umstrittenes Engagement zwischen 2016 und 2019 von 1,1 auf 3,8 Milliarden Dollar mehr als verdreifacht.
Die Studie hebt hervor: Erst öffentlicher Druck habe die Banken dazu gebracht, ihre Geschäftspolitiken zumindest zum Teil zu ändern. So hätten 26 der 35 Banken ihre Investments in die Kohleindustrie reduziert und immerhin 16 ihre Portfolios bei Gas und Öl verringert. Es gebe einen „klaren Trend, Klimaschutzrichtlinien zu verschärfen“, heißt es in der Studie. Das beginne mit Kohle und greife auf Öl und Gas über.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind