Finanzamt gnadenlos: Spender müssen Steuern zahlen
Doña Carmen, eine Beratungsstelle für Prostituierte in Frankfurt am Main, verliert den Status der Gemeinnützigkeit.
Dem Finanzamt Frankfurt ist der Verein aber scheinbar zu politisch. Es hat Doña Carmen rückwirkend bis 2011 die Gemeinnützigkeit aberkannt. Die Begründung: Der Verein verfolge nicht hauptsächlich allgemeinbildende oder gesundheitsfördernde Zwecke, sondern arbeite insbesondere politisch. Das sei nicht vereinbar mit der Gemeinnützigkeitsordnung.
Juanita Henning, Vorstandsmitglied von Doña Carmen, weist die Vorwürfe zurück: „Wir sind politisch, ja. Aber wir sind an 230 Tagen hier im Büro für die SexarbeiterInnen ansprechbar, gehen in die Bordelle, informieren oder laden zu allgemeinbildenden Veranstaltungen wie den Frankfurter Prostitutionstagen ein.“
Allgemeinbildende Bordellführung
Auch die Führungen in Bordellen seien allgemeinbildend. Vorab und anschließend gebe es Diskussionsforen rund um das Thema Sexarbeit. „Ich sehe auch nicht wie etwas, das einmal im Jahr zwei Stunden beansprucht, eine Haupttätigkeit sein kann“, erklärt Henning.
Die Konsequenzen der Aberkennung sind für den kleinen Verein jedenfalls dramatisch, denn nur Zuwendungen an gemeinnützige Organisationen sind von der Steuer absetzbar. Förderung aus öffentlichen Mitteln erhält Doña Carmen nicht. Wenn nun die Spenden zurückgehen hat der Verein ein Problem. „Erstmal werden wir aber weitermachen, wenn vielleicht auch reduziert“, sagt Henning.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Finanzamt Frankfurt gegen Vereine vorgeht - zuletzt öffentlichkeitswirksam im Fall der Globalisierungskritiker von Attac, die ebenfalls ihre Gemeinnützigkeit verloren hatten.
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