piwik no script img

Filmtheater BroadwayDer letzte Vorhang fällt

Mit einer kostenlosen Vorstellung schließt das Broadway am Tauentzien am Donnerstag seine Pforten. Die Yorck-Kinogruppe gestaltet künftig im Kant-Kino das Programm.

In der Schieflage: Berliner Kinomarkt Bild: dpa

Im Broadway am Tauentzien gehen die Lichter aus. Heute finden die letzten regulären Vorführungen statt. Zum Abschied am Donnerstag gibt es freien Eintritt. Zum letzten Mal steht Woody Allens "Manhattan" von 1979 auf dem Programm, das Broadway ist genauso alt. Dann ist Schluss. Der Gebäudekomplex neben dem Europa-Center wird saniert. Für ein Kino ist nach den Umbauten kein Platz mehr.

Das Broadway war 1979 das zweite Kino, das von der Yorck-Kinogruppe übernommen wurde. Inzwischen betreibt die Gruppe stadtweit zwölf Lichtspielhäuser und zwei Freiluftkinos. Unter architektonischen Gesichtspunkten betrachtet, ist die Schließung des Broadway kein Verlust. Ein erhabenes Kinogefühl, wie in alten Häusern wie dem Delphi, ist in den schuhschachtelförmigen vier Sälen nie aufgekommen. Trotzdem gibt es viele Leute, die an dem traditionsreichen Kino hängen. 1973, als das Broadway noch Cinema Princess hieß, war es das kleinste 70-Millimeter-Filmkino der Welt. Auch Sexfilme wurden dort gezeigt. Im Unterschied zu den großen Kudamm-Premierenkinos, die es damals noch zahlreich gab, bot das Broadway nach der Übernahme durch die Yorckgruppe gezielt Alternativen an. "Unser Ziel war und ist, anspruchsvolles Kino jenseits des Mainstream zu zeigen, mit einem Schwerpunkt auf europäische Filme", sagt Daniel Sibbers, Yorck-Marketingbeauftragter.

Günter Hohl hat 1979 als Filmvorführer im Broadway angefangen, drei Monate nachdem das Lichtspielhaus übernommen worden war. Hohl war derjenige, der im Broadway in den 80er Jahren "das Kino für Schule" ins Leben rief. "Andere Kinobetreiber dachten damals, die Kids zerschlitzen ihnen die Sitze", erinnert sich Hohl. "Ich dachte mir, warum sollen Kinos vormittags leer stehen?" Er entwickelte ein spezielles Programm für Schulen, das inzwischen über eine Million Schüler und Lehrer angezogen hat. Das Broadway sei dafür mehrfach ausgezeichnet worden, sagt Hohl. Andere Kinos hätten inzwischen nachgezogen.

Nach der Schließung des Broadway wird Hohl das "Kino für Schule" in den Yorck-Kinos an der Yorckstraße fortführen. Der Abschied stimme ihn traurig, sagt der 59-Jährige. Sorgen um seine Zukunft mache er sich aber nicht. "Ich bin flexibel. So ein Programm kann man überall machen." Seinen ArbeitskollegInnen falle die Trennung schwerer. Die rund 14 Mitarbeiter des Broadway werden Hohl zufolge in die anderen Kinos der Gruppe versetzt. Die Broadway-Leute hätten unter Kinogängern den Ruf, besonders freundlich und nett zu sein, sagt Hohl. Dieser Teamgeist drohe nun mit der Aufteilung der Leute verloren zu gehen. Aber immerhin: Niemand werde arbeitslos.

Und es gibt noch einen Grund, dem Broadway nachzuweinen: Die Kinos am Kudamm sterben aus. Heute gibt es dort nur noch die Astor Film Lounge und das Cinema Paris.

Die Yorck-Kinogruppe teilte in einer Presseerklärung mit, man werde ab Donnerstag mit dem Kant-Kino kooperieren. Für die dortige Programmauswahl und das Marketing werde zukünftig die Yorck-Gruppe zuständig sein. In allen anderen geschäftlichen Belangen bleibe die Kant Kinobetriebs GmbH unabhängig. Das 1912 eröffnete und mit fünf Sälen ausgestattete Kant-Kino solle sukzessive auch modernisiert werden. Dem Arthouse-Publikum bleibe somit ein attraktiver Film-Theaterverbund in Charlottenburg erhalten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • S
    sue

    sehr schade. die allerletzte vorstellung werde ich noch besuchen - danke für den hinweis!