piwik no script img

Feuer in NeuköllnMietwohnung in der High-Deck-Siedlung brennt komplett aus

Ein Hausbrand mit starkem Rauch verletzt in der Nacht zu Montag mehr als 40 Menschen. An­woh­ne­r*in­nen berichten auch von Knallgeräuschen.

Kri­mi­nal­tech­ni­ke­r*in­nen sichern Spuren in der ausgebrannten Wohnung in der High-Deck-Siedlung Foto: Fabian Sommer / dpa

BERLIN taz | Es stinkt nach verkohltem Plastik im Michael-Bohnen-Ring in der Neuköllner High-Deck-Siedlung. Am Montagvormittag hängt noch ein scharfer Rauchgeruch in der Luft und reizt den Hals. Hier ist in den frühen Morgenstunden eine Erdgeschoss-Wohnung komplett ausgebrannt. Der Rauch war es auch, von dem er aufgewacht sei, sagt ein Anwohner. Er trägt einen dunkelgrauen Kapuzenpulli und blickt noch immer etwas fassungslos auf die schwarz-verkohlten Balkone direkt über der ausgebrannten Wohnung. „Ich war in der Nacht schon einmal wach. Unsere Haustür ist aufgesprungen. Die hat eine Macke, das passiert manchmal, vor allem vom Wind“, erzählt er. Er habe sich dann wieder schlafen gelegt. „Dabei dachte ich noch, so windig ist es doch gerade gar nicht“, fügt er hinzu.

Als er wieder aufgewacht sei, habe er vom Rauch schon geröchelt. Er sei dann mit seinem Kumpel auf den Balkon gelaufen, und von dort noch zweimal zurück in die Wohnung, um eine Taschenlampe und Wasser zu holen und dann auch sein Handy und Schuhe. „Ich war kurz davor, Panik zu kriegen“, sagt er. Einen Knall – von dem andere Nach­ba­r*in­nen berichteten – habe er nicht gehört. Aber er trage nachts auch Ohrstöpsel.

„Der Rauch kam vom Flur, die Hitze war bis oben zu spüren, und erst als wir die Balkontür geschlossen haben, konnten wir wieder besser atmen“, sagt der Anwohner. Das habe ihnen die Feuerwehr zugerufen, die habe ihm und seinem Kumpel dann auch Schutzkleidung und Masken gebracht und sie über den Flur nach unten begleitet. Er zeigt nach oben, seine Wohnung liege im dritten Stock in einem Aufgang rechts neben der ausgebrannten Wohnung. „Dort ist jetzt alles schwarz und voll Ruß“, sagt er. Auch wenn er sich laut Polizei dort aufhalten dürfe, hielte er es drinnen gerade nicht aus. „Wir müssen erstmal alle Flächen sauber machen“, sagt er.

Verdacht auf eine Explosion

Gegen 3:30 Uhr soll nach Angaben der Polizei in einer Erdgeschoss-Wohnung im Michael-Bohnen-Ring ein Feuer ausgebrochen sein, davor soll ein Knall zu hören gewesen sein, möglicherweise von einer Explosion. Bei den Löscharbeiten dann seien weitere Knallgeräusche zu hören gewesen sein. Der Bewohner der Erdgeschoss-Wohnung kam demnach mit schweren Verbrennungen und einer Kopfverletzung in ein Krankenhaus. Insgesamt hätten das Feuer und der Rauch mehr als 40 Menschen verletzt.

Die Ursache für den Knall und den Brand war zunächst unklar. Spe­zia­lis­t*in­nen der Kriminalpolizei ermitteln. Auch ein Unfall werde zunächst nicht ausgeschlossen, hieß es von der Polizei.

Glasscherben liegen derweil weitläufig verteilt im Gras vor der ausgebrannten Wohnung, dazwischen auch ein angekokeltes Kuscheltier und eine angeschmorte Hertha-Flagge. Vermutlich stammen die Scherben von den Fensterscheiben. In einem Blumenkübel auf dem Balkon direkt darüber schwelt es, dort steigt eine dünne Rauchsäule auf. Ein Feuerwehrmann gießt einen Eimer Wasser darüber. Kri­mi­nal­tech­ni­ke­r*in­nen in weißen Schutzanzügen und mit Atemmasken machen in der ausgebrannten Wohnung Fotos.

„Es ist schockierend, die Reste nach dem Brand zu sehen“, sagt eine Nachbarin. Sie wohne auf der anderen Straßenseite. Gehört habe sie nichts, aber morgens habe sie den Rauch gerochen, sagt sie. Und hustet.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare