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Feuer im indischen GoaEin Club wird zur Todesfalle

Bei einem Feuer am Sonntagmorgen in einem Nachtclub im westindischen Bundesstaat Goa sind 25 Menschen ums Leben gekommen. Die Aufarbeitung läuft.

Die verkohlten Innenräume des Nachtclubs in Arpora, Goa, der am frühen Sonntag in Brand geraten war Foto: Uncredited/AP/dpa
Natalie Mayroth

Aus Mumbai

Natalie Mayroth

Der Sonntag war ein schwarzer Tag für Goa. Laut Augenzeugenberichten brach in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein Feuer im ersten Stock eines Nachtclubs in dem westindischen Bundesstaat aus. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich etwa 100 Gäste bei einem Show-Programm auf der Tanzfläche des Clubs „Birch by Romeo Lane“. Sie eilten aus den Räumlichkeiten, als sie die Flammen bemerkten. Mindestens 25 Menschen starben.

Behörden zufolge sind die meisten der Todesopfer Mitarbeitende, außerdem sollen sich vier Tou­ris­t:in­nen unter ihnen befinden. Viele der Menschen erstickten, die vollständige Identifizierung der Toten dauerte am Sonntag noch an. Sechs weitere Personen sollen schwer verletzt worden sein.

Das Unglück ereignete sich im Küstenort Arpora im Norden Goas, der wegen seiner Strände und seines lebendigen Nachtlebens bei Tou­ris­t:in­nen aus dem In- und Ausland beliebt ist. Zurzeit ist dort Hauptsaison. Zunächst deutete die Untersuchung darauf hin, dass das Feuer durch die Explosion eines Gaszylinders verursacht worden sein könnte. Später am Tag erklärte Goas Ministerpräsident Pramod Sawant, Indoor-Feuerwerk sei Ursache des Brandes gewesen. Er kündigte Entschädigungszahlungen an.

Allerdings kamen wohl weitere Faktoren hinzu, die den Brand begünstigten: Die Räumlichkeiten waren aus leicht brennbarem Material gebaut, und der Club verfügte nur über einen schmalen Ein- und Ausgang und hatte eingeschränkte Fluchtwege. Zudem lag keine Baugenehmigung der Stadt- und Landesplanungsbehörde vor.

Der Reporter Rajdeep Sardesai berichtet, dass der Club auf einem Grundstück gebaut wurde, das als Salztonebene (Fläche zur Salzgewinnung) beziehungsweise Obstplantage ausgewiesen war und stellt unbequeme Fragen: Wie konnte die örtliche Gemeindeverwaltung dann die Genehmigung erteilen? Wie wurden Strom- und Wasseranschlüsse bereitgestellt? Wer hat die Schanklizenz erteilt? Gab es eine Brandschutzprüfung?

Dabei soll ein lokaler Abgeordneter bereits Monate vor dem Brand auf mehrere Verstöße im Gebiet Arpora hingewiesen haben. „Der Tourismus in Goa muss grundlegend überholt werden, um wirklich Weltklasse zu werden“, sagt der bekannte Moderator, der ursprünglich aus Goa kommt.

Reaktionen aus der Politik

Der Vorfall dieses Ausmaßes löste eine Schockwelle aus. Zahlreiche Beileidsbekundungen folgten. Der indische Premierminister Narendra Modi von der hindunationalistischen Regierungspartei BJP sagte: „Das Brandunglück in Arpora, Goa, ist zutiefst erschütternd.“ Er versprach „jede erdenkliche Hilfe“ für die Betroffenen. Ministerpräsident Sawant (ebenfalls BJP) kündigte eine Untersuchung an, die die Ursache aufklären und die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen solle. Clubs und Restaurants im Bundesstaat sollen nun überprüft werden.

Denn der Brand wirft Fragen zur Einhaltung der Brandschutzmaßnahmen auf. Der indische Oppositionsführer Rahul Gandhi von der Kongresspartei bezeichnete den Vorfall als „kriminelles Versagen in Bezug auf Sicherheit und Regierungsführung“ und drückte sein Mitgefühl aus. „Mein aufrichtiges Beileid gilt den Hinterbliebenen, und ich wünsche den Verletzten eine schnelle Genesung.“ Er forderte ebenfalls eine gründliche und transparente Untersuchung, um sicherzustellen, dass sich solche Tragödien nicht wiederholen.

Die ehemalige Regierungschefin der Hauptstadt Delhi, Atishi Marlena, von der Partei AAP, griff die Lokalregierung scharf an: „Die BJP-Regierung in Goa ist für den Tod dieser 25 Menschen verantwortlich.“

Unterdessen wurden ein lokaler Entscheidungsträger aus Arpora-Nagoa sowie der Manager des Nachtclubs festgenommen. Gegen zwei Eigentümer wurde ein Haftbefehl erlassen. Ein weiterer Club des Veranstalters Brich in Goa wurde am Sonntag geschlossen. Im Nachbarbundesstaat Maharashtra führten in der Vergangenheit Feuer in Gastrobetrieben in Mumbai zu verschärften Brandschutzmaßnahmen und dem Abriss nicht genehmigter Anbauten, um künftige Tragödien zu vermeiden.

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