Festnahme in den USA: Frau von „El Chapo“ in Haft
Die Ehefrau des mexikanischen Drogenkartellbosses Joaquín „El Chapo“ Guzmán wird festgenommen. Emma Coronel war auch im Drogengeschäft aktiv.
Die 31-Jährige hat sowohl die mexikanische als auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Am Dienstag soll sie virtuell vor einem Bundesgericht in Washington erscheinen. Coronel wird vorgeworfen, ihrem inzwischen inhaftierten Ehemann bei der Führung seines milliardenschweren Drogenkartells geholfen zu haben. Sie soll sich an einem Komplott zum Schmuggel von Kokain, Meth, Heroin und Marihuana in die USA beteiligt haben, hieß es.
Zudem habe Coronel 2015 Guzmáns spektakuläre Flucht aus einem mexikanischen Gefängnis mit ausgeheckt. Der Ablauf des Ausbruchs genießt einen zweifelhaften Legendenstatus: Guzmán türmte durch eine Öffnung unter seiner Dusche in der Zelle und gelangte dann über einen 1,6 Kilometer langen Tunnel, der eigens für ihn mit einem Motorrad auf Schienen ausgestattet war, aus dem Hochsicherheitsgefängnis Altiplano in die Freiheit.
Die Vorbereitungen seiner Flucht seien nicht nur akribisch, sondern auch teuer gewesen, erklärten Staatsanwälte. Und seine Frau habe bei alledem eine Schlüsselrolle gespielt. So soll sie mit Guzmáns Söhnen und einem Zeugen zusammengearbeitet haben, der mittlerweile mit den US-Behörden kooperiert. Es sei darum gegangen, den Tunnelbau einzufädeln. Teil des Plans war auch der Kauf eines Grundstücks nahe der Haftanstalt sowie Waffen und eines gepanzerten Lastwagens. Guzmáns Handlanger hätten ihm zudem eine Navigationsuhr zugespielt, „um seinen genauen Standort zu bestimmen und so den Tunnel mit einem Einstiegspunkt zu konstruieren, der für ihn zugänglich“ gewesen sei, hieß es in den Akten.
Nachdem er der Polizei später wieder ins Netz ging, soll seine Frau an „Planungen eines weiteren Gefängnisausbruchs beteiligt“ gewesen sein, wie das Justizministerium weiter mitteilte. Zugleich soll sie die mexikanische Regierung gedrängt haben, die Haftbedingungen für ihren Mann zu verbessern.
Guzmán wurde im Januar 2017 an die USA ausgeliefert, wo er 2019 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Eine Jury befand den heute 63-Jährigen in einem der größten Drogenprozesse der US-Geschichte in allen zehn Anklagepunkten für schuldig – darunter Beteiligung an einer Verbrecherorganisation, Herstellung und internationale Verbreitung von Kokain und Heroin sowie Geldwäsche und Schusswaffengebrauch. Er sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis in der Bergwüste des US-Bundesstaats Colorado ein. Regelmäßig hatte Coronel seinen Prozess besucht.
Nach seiner Verurteilung startete Coronel eine Bekleidungslinie in seinem Namen. In ihrer Jugend war sie als Schönheitskönigin aktiv. Mit dem mehr als 30 Jahre älteren Guzmán soll sie seit mindestens 2007 zusammen sein, die beiden haben 2011 geborene Zwillingstöchter. Coronels Vater Inés Coronel Barreras ist ebenfalls in den Drogenhandel verstrickt. 2013 wurden er, einer seiner Söhne und andere Männer in einem Lager mit großen Mengen Marihuana verhaftet. Monate zuvor hatte das US-Finanzministerium wegen seiner Drogengeschäfte Sanktionen gegen Coronels Vater verhängt.
Guzmáns Sinaloa-Kartell war während seiner 25 Jahre langen Herrschaft für den Schmuggel von Bergen von Kokain und anderen Drogen in die USA verantwortlich, wie aus jüngsten Gerichtsakten von Staatsanwälten hervorgeht. Demnach hatte seine „Armee der Killer“ auch den Befehl, jede Person zu entführen, zu foltern und zu ermorden, die ihm und seiner Bande in die Quere kam.
Am Drogenhandel sei Guzmáns Frau beteiligt, „seit sie ein kleines Mädchen ist“, sagte Mike Vigil, früherer Chef für internationale Operationen bei der US-Anti-Drogen-Strafverfolgungsbehörde. „Sie kennt die inneren Abläufe des Sinaloa-Kartells.“ Es könnte sein, dass Coronel sich zur Kooperation mit den Behörden bereit erkläre, ergänzt Vigil. Eine große Motivation dafür seien ihre Zwillinge.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen