Festnahme in Frankreich: Vertrauter Gaddafis im Knast
Ein enger Vertrauter von Muammar al-Gaddafi sitzt in Frankreich auf Antrag Libyens in Haft. Die Anschuldigungen gegen ihn widersprechen sich.
PARIS taz | Der libysche Staatsführer Muammar al-Gaddafi hat veranlasst, dass sein Protokollchef in Frankreich verhaftet wird. Nuri al-Mismari, den man bei allen Auftritten des libyschen Staatschefs stets an dessen Seite sah und der als einer seiner engsten Mitarbeiter und Vertrauten galt, wird laut offizieller Darstellung aus Tripolis aber von den Behörden seines Landes wegen Unterschlagung gesucht.
Aus diesem Grund und in Erwartung eines offiziellen Auslieferungsbegehrens wurde er am letzten Sonntag festgenommen und einem Richter in Versailles vorgeführt. Seither sitzt er in Auslieferungshaft. Die libyschen Behörden haben nun 30 Tage Zeit, um mit den von Paris angeforderten Unterlagen und Dokumenten einen ordentlichen Antrag einzureichen.
Die Sache verkompliziert sich jedoch, da laut französischen Agenturberichten al-Mismari angegeben hat, er sei nach Frankreich geflüchtet, um dort politisches Asyl zu beantragen. Der Rundfunksender Radio France International berichtet, der Staatschef und sein Protokollchef hätten sich im Juli in Kampala (Uganda) auf dem Gipfel der Afrikanischen Union zerstritten, Gaddafi habe al-Mismari dort öffentlich geohrfeigt. Der Unterschlagungsvorwurf sei daher nur ein Vorwand und al-Mismari müsse bei einer Rückkehr oder Auslieferung Rache wegen seiner "Desertion" fürchten.
Wieder anders stellt die von Gaddafis Sohn Seif al-Islam kontrollierte Libya Press den Fall dar: Al-Mismari sei Opfer einer Intrige. Angehörige der libyschen Sicherheitskräfte hätten während seiner angeblich durch eine Herzoperation bedingten Abwesenheit falsche Anschuldigungen gegen ihn verbreitet, woraufhin ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt worden sei.
Denselben Quellen zufolge habe al-Mismari Gaddafis Sohn gebeten, zu seinen Gunsten beim Vater zu intervenieren. Andere libysche Medien bleiben dabei, dass al-Mismari das Land überstürzt verlassen habe. Anfang November sei darum bereits ein neuer Protokollchef ernannt worden.
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