piwik no script img

Ferienwohnungen in BerlinWohnungsmangel groß genug

Das Verwaltungsgericht weist vier Klagen von VermieterInnen ab – und bestätigt das Verbot von Ferienwohnungen.

Ab ins Hotel Foto: dpa

Fünf Wochen nach dem Ablauf einer Übergangsfrist beim Ferienwohnungsverbot sind am Mittwoch die ersten Klagen vor dem Verwaltungsgericht gescheitert. Die KlägerInnen – vier EigentümerInnen von Ferienwohnungen in unterschiedlichen Bezirken – hatten sich auf die Verfassung berufen. Sie sahen sich in ihrer Berufs- und Eigentumsfreiheit eingeschränkt sowie die allgemeine Gleichbehandlung verletzt. Das Gericht jedoch entschied, dass das sogenannte Zweckentfremdungsverbotsgesetz verfassungsgemäß ist und wies die Klagen ab.

Die KlägerInnen beanspruchten jenen Bestandsschutz für sich, der Anwaltskanzleien, Arztpraxen oder Kindertagespflegestellen gewährt wird: Die dürfen weiter existieren, auch wenn sie in einer früheren Mietwohnung entstanden sind. Das Abgeordnetenhaus hatte das Ferienwohnungsverbot bereits im Frühjahr 2014 beschlossen, in das Gesetz aber eine zweijährige Übergangsfrist eingebaut.

Wer gegenwärtig noch eine Ferienwohnung vermieten will braucht eine Ausnahmegenehmigung – die es allerdings eher selten gibt. Darum hatten die EigentümerInnen vergeblich von den zuständigen Bezirksämtern verlangt, sie so einzustufen, dass ihre Ferienwohnungen nicht unter das Verbot fällt. Als das nicht passierte, reichten sie ihre Klagen ein.

Das Gericht bestätigte die Linie des Senats, dass der Mangel an Wohnungen in der Stadt das Verbot rechtfertigt und dieser darum nicht unverhältnismäßig sei. Der Senat habe diesen Mangel wirksam festgestellt und damit die Voraussetzung für das Verbot erfüllt. Dies hatten die KlägerInnen während des Prozesses angezweifelt.

Die EigentümerInnen hätten zudem keinen Anspruch darauf, den Wohnraum mit größtmöglicher Gewinnerwartung nutzen zu dürfen. Auch der allgemeine Gleichheitssatz sei nicht verletzt. Denn künftig sei die gewerbliche Vermietung von Ferienwohnungen als auch die gewerbliche und berufliche sonstige Nutzung von Wohnräumen gleichermaßen verboten.Gegen das Urteil ist eine Berufung am Oberverwaltungsgericht möglich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • "Die KlägerInnen – vier EigentümerInnen von Ferienwohnungen in unterschiedlichen Bezirken – hatten sich auf die Verfassung berufen. Sie sahen sich in ihrer Berufs- und Eigentumsfreiheit eingeschränkt..."

     

    Die KlägerInnen hätten selbst vor dem Bundesverfassungsgericht keine Chance!

     

    Lt. Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland:

     

    Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

     

    Die Schranken des Eigentums werden durch die Gesetze bestimmt.

     

    Selbst eine Enteignung ist zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen.

    https://www.bundestag.de/bundestag/aufgaben/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg_01/245122

  • "Die KlägerInnen beanspruchten jenen Bestandsschutz für sich, der Anwaltskanzleien, Arztpraxen oder Kindertagespflegestellen gewährt wird: Die dürfen weiter existieren."

     

    Sorry, wir sind ein Sozialstaat. Kindertagespflegestellen und Arztpraxen sind in einem Sozialstaat unverzichtbar und dienen der Allgemeinheit. Außerdem geht es dabei um Schutz von Kindern und Menschenleben von Kranken Menschen. Wer hingegen in Deutschland Geld mit Wohnraum machen will muss sich der Allgemeinheit, den Kindertagespflegestellen und Arztpraxen unterordnen. Schutz aus dem Gleichbehandlungsgesetz für Immobilienspekulanten gegenüber Menschenleben gibt es nicht.