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„Femen“-Protest in BerlinBrüste gegen Merkel

Schon zum zweiten Mal sah sich Bundeskanzlerin Merkel mit nackten Busen von „Femen“-Aktivistinnen konfrontiert. Betont gelassen hielt sie dennoch ihre Rede.

Blank gezogen: Femen-Aktivistinnen in Berlin. Bild: dpa

BERLIN dpa | Mit einer Oben-ohne-Aktion haben Mitglieder der Frauenrechtsgruppe Femen einen Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin gestört. Mit dem Ruf „Free Femen“ („Befreit Femen“) protestierten sie am Donnerstagabend bei einem Fest der Allianz Deutscher Produzenten gegen die Inhaftierung mehrerer Mitstreiterinnen in Tunesien.

Als die Kanzlerin eintraf, rissen sich vier Frauen die T-Shirts von ihren bemalten Oberkörpern und skandierten Protestrufe. Leibwächter drängten die Frauen ab, Merkel hielt danach wie geplant ihre Rede. Eine deutsche Studentin und zwei Französinnen waren am Mittwoch in Tunis zu vier Monaten Haft verurteilt worden.

Merkel hatte bereits in der Vergangenheit mit Protestaktionen der Femen-Frauen zu tun. Im April stürmten fünf entblößte Frauen auf Merkel und den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu, als diese gemeinsam die Messe in Hannover besuchten. Merkel verwies damals auf die Demonstrationsfreiheit, kritisierte aber die Protestform: „Ob man in Deutschland zu einer solchen Notmaßnahme greifen muss und nicht anderweitig auch seine Meinung sagen kann, da habe ich meine Zweifel.“

Die Gäste des Sommerfestes in Berlin nahmen den Protest gelassen. „Ich finde das interessant“, sagte etwa die Schauspielerin Christine Neubauer. Sie habe aber nicht lesen können, was die Aktivistinnen auf ihre Körper geschrieben hatten. „Da waren die Herren schon dazwischen gesprungen.“ Ob die Demonstrantinnen von der Polizei festgenommen wurden, war zunächst unklar.

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20 Kommentare

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  • SD
    Stimme der Demokratie

    Oliver Polak fragte, ob man die auch für einen Junggesellenabschied mieten könnte.

    Ich jedoch hätte ein politisches Anliegen. Welche gutgebaute Frau stellt ihre nackte Haut zur Beschriftung mit meiner Forderung zur Verfügung?

  • RB
    Rainer B.

    @ Jan B.

     

    Sie haben völlig recht. Protest muss natürlich immer mit der jeweiligen Obrigkeit vorher abgesprochen werden, ebenso wie der spontane Beifall auf Merkels Wahlveranstaltungen.

    Und überhaupt lässt Frau Merkel ja ihre Titten auch nicht einfach so raushängen, sondern sagt einfach klar und deutlich ihre Meinung, oder sowas Ähnliches.

  • A
    anke

    Wie viele bullige Leibwächter wurden denn gebraucht, um die vier halbnackten und jedenfalls unbewaffneten Damen aus dem Saal zu drängen? Und wer hat sich gestört gefühlt von ihnen?

     

    Frau Merkel jedenfalls ist nicht mal katholisch. Sie stammt aus der DDR, aus einem Land also, in dem Ganzkörpernacktheit so normal war, dass es nicht einmal separate Strandabschitte für die Rundum-ohne-Fraktion gab. Und dass ausgerechnet in der "Allianz deutscher Produzenten" irgend jemand Mitglied sein soll, der sich von nackten Busen aus der Fassung bringen lässt, halte ich für ein Gerücht.

     

    Nein, das "Spektakel" war vermutlich ein allgemein erfreuliches. Promotion für alle, sozusagen. Win-Win vom Feinsten. Die Mädels hatten ihre "fünf Minuten Ruhm" und das gute Gefühl, ihren weggesperrten Glaubensschwestern geholfen zu haben, die Kanzlerin das, was man andernorts eine "Vorband" nennt, die Produzenten was zum Schmunzeln, die Leib-Wächter was zum Begrabschen und die Medien was zu berichten. Die einzigen, die das vermutlich folgenlos bleibende "Event" nicht so ganz lustig gefunden haben, dürften zum "Anhang" der "Produktionsschaffenden", gehört haben. Ich meine damit jene "Damen des Abends", die begründeten Anlass hatten, rot zu sehen beim Anblick jungen weiblichen Fleisches...

  • AW
    Anton Wager

    Deutschland ist alles andere, als ein aufgeklärtes, sexuell freizügiges Land. Das sieht man an der Verschärfung der Strafen für Sexualdelikte, obwohl derlei Straftaten schon vor der Verschärfung rückläufig waren.

     

    Und daß über diese angeblich langweilige Aktion soviel geredet wird, zeigt auch, wie scheinheilig es hierzulande zugeht. Die Aktivistinnen wollen die deutsche Gesellschaft entlarven. Das ist ihnen voll gelungen.

  • RB
    Rainer B.

    @ Maxma

     

    Femen gibt es schon seit 5 Jahren, wurde in der Ukraine gegründet und hat sich seitdem auf zahlreiche Länder ausgebreitet. Ich kenne keine politische Bewegung, die in den letzten Jahren schneller gewachsen ist. Es wird sie sicher auch in 5 Jahren noch geben.

     

    "Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du."

    Mahatma Ghandi

  • M
    Maxma

    Ich vermute das diese Aktionen einen Sommer tanzen, das Sommerloch füllen werden und wenn es kalt wird... der aktionismus eingestellt wird ...ich frage mich immer nur warum die Bilder oder Kationen nur von Frauen gemacht werden, die dem Schönheitsideal der Medien entsprechen!?

  • D
    Dan

    Was wollen die von Femen eigentlich mit ihren Aktionen erreichen? Dass man sich mit ihren Inhalten auseinandersetzt? Wohl kaum. Die Reaktionen sind doch entweder: "Geil, Titten!" oder "Müssen sich eigentlich immer nur die hässlichen Frauen nackt machen?"

  • JB
    Jan B.

    Manchmal gibt es einfach Grenzen dessen, was man als Protestaktion durchgehen lassen kann. Wenn ich weiß, dass gerade in muslimischen Ländern ein Auftritt von Frauen mit nacktem Oberkörper als übermäßige und unhaltsame Provokationen gewertet wird, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn ich verhaftet werden.

     

    Was soll dieser "Titten"-protest eigentlich bringen, außer Aufmerksamkeit für die Femen? Aber was will man auch von einer Organisation sagen, die Frauen die Fähigkeit zu denken abspricht, wenn sie sagen, dass sie sich nicht von den Femen vertreten fühlen.

  • BH
    Bdolf Hatler

    Nackte Brüste ersetzen Argumente nicht. Mir tuts leid, wenn ich sehe wie das Erbe der echten Frauenrechtsbewegungen zur nichte gemacht wird durch diese Schlampen. Nichts im Hirn, nichts zu sagen. Und bessere Titten hab ich auch schon gesehen.

  • H
    Helga

    Femen ist echt eine lahme Krawall-Comedy-Truppe mit Titten. Was soll so was? Im Vergleich zu Femen ist ja jede Kleingärtner-Vereinigung ein rebellischer Haufen. Außerordentlich langweilig, eintönig und einfallslos.

  • BG
    Bernd G.

    Nackte Furien sind also die neue Art des Protests? Spaßfakt: In Deutschland regt das niemanden auf, höchstens an.

  • S
    super

    Kann die taz nicht mal bitte eine richtig große Fotoreportage über Femen-Aktionen machen?

  • TE
    Thomas Ebert

    Langsam werden die "Titten-Blitzer" echt lästig. Worum ging es den Damen in Tunesien? Um die Freiheit barbusig herumzulaufen? Da hätten sie ja auch im Vatikan auftreten können.

    Falls es um die Rechte von Frauen gehen sollte, dann ist Ausziehen sicher nicht geeignet. Für mediale Präsenz von Exhibistionistinnen aber schon.

  • F
    FranKee

    Da kann man Angie sogar einfach mal Recht geben.

  • N
    noface

    als ob man sowas auch ernst nehmen könnte

  • S
    sigibold

    Ich habe das Gefühl, dass diese jungen Sex-Sells- Aktivistinnen mehr auf Klamauk aus sind als denn eine echte politische Aussage zu haben. Außerdem läßt ein hübscher Frauenkörper, einen Mann zumindest, an alles Mögliche denken, aber nicht an interlektuelle politische Debatte. Aber immerhin verschaffen die hübschen Damen der taz die Möglichkeit auch mal ganz ungeniert ein paar Nacktfotos zu bringen ohne dass seitenlang begründen zu müssen. Weiter so!

  • F
    feta

    "femen" ist auf dem besten weg "peta" als dümmste organisation der welt abzulösen.

  • I
    ironimus

    Clever ! Stets schicken sie junge gutgewachsene Feminnen an die Front . Das garantiert volles Echo in den Medien . Grins

  • J
    Jan

    Wäre über den Protest der zwei Frauen auch so prominent berichtet worden, hätten diese sich nicht ausgezogen?

  • C
    Celsus

    Die von der CDU stammende Kanzlerin heisst gewisse Demonstratioenn also in anderen Ländern gut, aber nicht in Deutschland.

     

    Nach meinem Gefühl spielt da eine gehörige Doppelmoral beim demokratischen Grundrecht auf Demonstrationen eine Rolle. Die CDU hat bei Stuttgart21 und zuletzt bei Blockupy in Frankfurt bewiesen, dass ihre Innenminister mit allen Mitteln versuchen auch völlig friedliche Demonstranten anzugreifen und Demonstrationen mutmaßlich bewusst versuchen zur Eskalation zu bringen.

     

    Das sind ungeheuerliche Vorgänge in einem Land, dass doch immer so demokratisch und vor allen Dingen rechtsstaatlich sein will. Aber das gilt ja anscheinend wirklich eher für Steuersünder.

     

    Insofern finde ich die Demos der Femen auch in Deutschladn gut. Und bitte: Die CDU-geführte Bundesregierung hat wirklich kein Recht zu entscheiden, für welche Demos sie sind und für welche nicht. Wogegen die Menschen demonstrieren wollen entscheiden sie selber. Selbst in der ehemaligen DDR sind die Zeiten vorbei, in denen Menschen mit Demo-Auftrag des Staates auf die Straße geschickt wurden.