piwik no script img

Felix MagathTrainer ohne Schlussmann

Nach dem satten 4:0-Sieg gegen Dortmund steht Wolfsburgs Trainer Felix Magath nach Abschluß der Bundesligavorrunde da, wo er stehen will. Was ihm fehlt, ist weiterhin ein Torwart.

Viele Tore, viele Gegentore, kein Torwart - Magaths Bilanz nach sechs Monaten beim VfL. Bild: dpa

Wie steht Felix Magath denn nun da, nach seinem ersten halben Jahr als Trainer, Manager und Geschäftsführer des VfL Wolfsburg? Das saftige 4:0 gegen Borussia Dortmund zum Abschluss der Vorrunde führt tabellarisch und auch gefühlt dazu, dass das Glas als halbvoll betrachtet werden kann.

Man stehe da, wo man stehen wollte, sagt Magath, "nämlich im Mittelfeld der Tabelle" und habe ein zweites Ziel erreicht, nämlich einen "offensiv ausgerichteten Fußball zu spielen". Beides ist richtig: Nach zwei Runden, in denen man haarscharf am Abstieg vorbeischrammte, hat man derzeit etwas Luft nach hinten. Und nach den unsinnlichen Augenthaler-Jahren gab es in dieser Vorrunde tatsächlich zwei Heimspiele mit Spektakelfaktor (das andere war ein 3:1 gegen Nürnberg). "Wenn man am Ende der Vorrunde ein Tor weniger geschossen hat als die Bayern", sagt Magath, "war's nicht ganz so schlecht." Damit rangiert man im Toreschießen hinter Werder, Leverkusen und München auf Rang 4. Womit wir beim Verteidigen wären. "Defensiv sind wir natürlich nicht gut genug." 30 Gegentore, soviel hat sonst nur Dortmund.

Am Samstag war zu sehen, warum. Nach 11 Minuten in der Bundesliga ohne ersichtlichen Grund 0:2 hintenliegen? Das ist nicht nur für Trainer Thomas Doll "unverständlich". Es gebe ein "Mentalitätsproblem", das aber schon länger in Dortmund herrsche als er. Selbstzufriedenheit? "Jaa, das kann man so sagen", sagte Christian Wörns. Der Kapitän war nach längerer Pause in die Innenverteidigung zurückgekehrt, verlor aber gegen Wolfsburgs Keilstürmer Edin Dzeko spielentscheidende Szenen.

Dzeko, 21, gehört wie Ashkan Dejagah zu den Entdeckungen diesen Vorrunde. Das wunderschöne 4:0 (78.) war sein fünftes Saisontor. Der Bosnier, vor der Saison für viel Geld aus Teplice gekommen, ist solide in der Ballverarbeitung, stark im Dribbling und spielt zudem hochintelligent. Zu sehen unter anderem, als er Costas 2:0 (11.) initierte. Dritte Entdeckung ist Christian Gentner, Torschütze des 3:0 (58.) und neben Josue derzeit eine feste Größe im Spielaufbau (siehe Seite 18). Soweit ist Marcel Schäfer noch nicht. Magath ist ja mittlerweile berüchtigt für seine Überraschungen. Diesmal war es Schäfer, den er erstmals in dessen Profizeit ins linke Mittelfeld beorderte. Mit spektakulärem Erfolg: Schäfer erzielte das 1:0 (8.), bereitete zudem zwei Tore über links vor und war der Spieler des Spiels. Sein Tor? Es war sein zweitens Bundesligator und "besser als mein erstes". Das fiel beim 2:5 in Bochum und war wertlos. "Jetzt erinnere ich mich gern dran."

Im Herbst hat Geschäftsführer Magath in der Organisation des Unternehmens einige Mitarbeiter entlassen und dafür seine Leute geholt. Im Winter will Trainer Magath im tatsächlich neben dem bereits feststehenden Ausleihen von Radu an den VfB Stuttgart weitere Arbeitsplätze abbauen – und nochmal neue Leute holen? In der Torwartfrage (Lehmann? Hildebrand? Sonst jemand?) sagt Magath, dass nichts entschieden sei. Er kündigte ein Gespräch mit dem zuletzt nicht mehr nominierten langjährigen Stammkeeper Simon Jentzsch an. "Danach werden wir entscheiden, ob wir uns verändern." Er scheint wirklich zufrieden zu sein. Am Ende war er so aufgeräumt, dass er gar einen guten Nachhauseweg wünschte und diverse Danksagungen aussprach. Vor allem an den Aufsichtsrat der VW-Tochter VfL Fußball GmbH. Dafür, dass er "nie unsicher geworden" sei und "immer ruhig geblieben." Was bleibt ihnen übrig? Sie haben sich Felix Magath ausgeliefert. Jetzt müssen sich ihn auch machen lassen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!